Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.07.2024, 07:14 Uhr

Man kann es nur so sehen: Die Aporeform in der jetzigen Form will ein anderes Apothekensystem. (Foto: Alex Schelbert)

Man kann es nur so sehen: Die Aporeform in der jetzigen Form will ein anderes Apothekensystem. (Foto: Alex Schelbert)


Ein neuer Gehaltstarifvertrag und keiner ist richtig zufrieden. Wie auch! Mit einem Hunni als Trostpflästerchen vorab und 3 Prozent mehr erst ab 2026 ist es „ein Zeichen des guten Willens“. Und dem Saarländischen Verein ist sogar das zu viel. Und in Nordrhein sehen sie darin ein falsches Signal an die Politik. Echt? Adexa kämpft weiter: Sie fordert im direkten Gespräch mit Lauterbach 80 Cent Personalzulage aufs Fixum. Er sollte es in seine Reform schreiben. Aber er hat derweil den Reformentwurf verschärft: GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband sollen ab 2027 nicht nur das Fixum aushandeln, sondern auch den prozentualen Anteil des Apothekenhonorars. Das wird im Desaster enden. Und bis 2027 werden, so kann man anhand der jüngsten Zahlen hochrechnen, mindestens weitere 1500 Apotheken für immer schließen. Mit den Sparmaßnahmen der Aporeform wird keine Apotheke gerettet, aber ein anderes System installiert. Ist das gewollt? 

15. Juli 2024

Inhaltsreiches, zukunftsgerichtetes Papier für die Vor Ort-Apotheke der Zukunft, viele Ideen und diskussionswürdige Ansätze – so stellt sich das Papier der – nennen wir sie mal – Seyfarth-Gruppe dar. Eigentlich, mein liebes Tagebuch, hätte man sich ein wie auch immer ausgearbeitetes Papier von der ABDA gewünscht, idealerweise noch bevor Lauterbach seine Apothekenreform raushaut. Und ganz ideal wäre es gewesen, wenn sich unsere Standesvertretung mit einem abgestimmten Ideenpapier gemeinsam mit einem Bundesgesundheitsminister an einen Tisch gesetzt hätte, um eine Apothekenreform auf die Beine zu stellen. Ja, mein liebes Tagebuch, man wird doch nochmal träumen dürfen. Es ist wie es ist: Der Bundesgesundheitsminister wollte nicht mit den Apothekers reden und die ABDA hatte kein Papier ausgearbeitet. Paradebeispiel für Nonkommunikation. Nun hat sich eine Expertengruppe um den hessischen Verbandschef Holger Seyfarth zusammengetan und ihre Vorstellungen zur Apothekenzukunft zu Papier gebracht. Das ist aller Ehren wert: Endlich, da tun mal einige was! Im Mittelpunkt dieser Vorstellungen zur Apothekenzukunft stehen mehr pharmazeutische Dienstleistungen, neue Märkte und vor allem mehr Prävention mit innovativen Konzepten. DAZ-Wirtschaftsredakteur Dr. Thomas Müller-Bohn hat sich die Ideen angesehen und eine kurze Analyse erstellt. Um es gleich vorwegzunehmen: Auch für die Autoren dieses Papiers ist es klar: Die Apotheken können neue Aufgaben nur übernehmen, wenn die Grundversorgung auskömmlich honoriert wird, und es muss dem Fachkräftemangel wirksam begegnet werden. Und die Basis der apothekerlichen Arbeit ist weiterhin die Grundversorgung, zu der allerdings eine Erweiterung des Aufgabenspektrums hinzukommt. Also, pharmazeutische Dienstleistungen sollten ausgebaut und neue Präventionsleistungen eingeführt werden. Sie haben aber auch Ideen für neue Leistungen in der Grundversorgung und für neue Märkte (Cannabis, Wearables, electronic devices, Ernährung). Den Autoren geht es erstens um neue Aufgaben in einem neuen, stärker präventiv ausgerichteten Gesundheitssystem und zweitens um Umsatz- und Ertragsquellen in großen Selbstzahlermärkten, die bisher an den Apotheken vorbeigehen. Allerdings ist es für die Realisierung mancher Ideen notwendig, dass sich das Gesundheitssystem grundlegend verändert und sich stärker präventiv ausrichtet, während die Apotheken manch andere Idee aus eigener Kraft popagieren könnten. Müller-Bohns Fazit: Die Autoren bieten zwar eine durchaus beeindruckende Vision, aber sie gehen über viele Fragen zur Realisierung hinweg.

 

16. Juli 2024

Die Hochpreiser, mehr Fluch als Segen für Apotheken. Die zunehmende Menge von sehr teuren verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und mittlerweile relevante Zinsen machen es Apotheken zunehmend schwer, teure Arzneimittel zwischen der Großhandelsrechnung und der Zahlung durch die Krankenkassen zu finanzieren. Es geht um Milliardenbeträge. Der Referentenentwurf für eine Apothekenreform hat für dieses Thema keine Antwort parat. Der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins Dr. Jörn Graue und DAZ-Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn haben zu diesem Thema einen Vorschlag entwickelt, der einen pragmatischen Weg aufzeigt und der Politik vermittelbar sein sollte. Graue hat den Vorschlag an die Hamburger SPD-Bürgerschaftsfraktion weitergeleitet. Die Idee des Vorschlags: Man sollte die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds für die Zwischenfinanzierung nutzen. Bingo, mein liebes Tagebuch, im Gesundheitsfonds liegt viel Geld im Topf, das arbeiten und die Apotheken entlasten könnte. Also, die Apotheken sollen Hochpreiserrezepte täglich bei ihrem Rechenzentrum einreichen können, das sie täglich über die Krankenkasse an den Gesundheitsfonds weiterleitet. Später würde die Krankenkasse ihre reguläre Zahlung mit dem Fonds verrechnen. Wie der Vorgang abläuft, ist im Beitrag detailliert erklärt. Was man der Politik klar machen muss: Apotheken und Rechenzentren sind keine Banken, die Margen der Apotheken sind nicht dafür geschaffen, die gewaltigen Summen der Hochpreiser zwischenzufinanzieren. Graue und Müller-Bohn schlagen außerdem vor, Retaxationen für Hochpreiser auszuschließen, wenn die Versicherten gemäß dem ärztlichen Willen versorgt werden. Ein weiterer Vorschlag dieser beiden Autoren zur geplanten Apothekenreform: Apotheken an Standorten mit außergewöhnlichen Versorgungsproblemen sollten gezielt finanziell unterstützt werden. Und beim Thema Honorierung greifen sie den Adexa-Vorschlag auf, den Festzuschlag für Rx-Arzneimittel um 80 Cent auf 9,15 Euro zu erhöhen, quasi als Sofortmaßnahme und um Arbeitsplätze zu sichern, wohlwissend, dass diese Erhöhung keinen vollständigen Ausgleich der Kostenentwicklung bietet. Mein liebes Tagebuch, ein Ideen-Feuerwerk, hoffen wir, dass es in der Politik zündet.

 

Mein liebes Tagebuch, als sich herumgesprochen hatte, dass das Bundesgesundheitsministerium an der Apothekenreform noch ein wenig herumfeilt, bevor sie ins Kabinett geht, hatte sich eine leise Hoffnung aufgedrängt: Ist doch noch ein wenig Vernunft eingekehrt? Gibt’s doch ein paar Cent mehr Honorar, ist die apothekerlose Apotheke gestrichen? Von wegen Vernunft! Nichts von alledem ist eingetreten. Am Entwurf wurden nur noch Präzisierungen und z. T. Verschlimmerungen vorgenommen. Die Apotheke ohne Apothekers wurde bekräftigt und ergänzt um die Möglichkeit, dass nicht nur eine PTA, sondern auch Pharmazieingenieure allein in der Apotheke sein dürfen. Ergänzt wurde allerdings, dass PTA und Pharmazieingenieure nicht alleine den Notdienst machen dürfen. Hier könnte allerdings ein redaktioneller Fehler vorliegen, denn bisher durften Pharmazieingenieure sehr wohl alleine Nacht- und Notdienste übernehmen – möglich, dass das Ministerium hier noch nachbessert.

Und beim Thema Honorar soll es noch schlimmer werden: Nicht nur das Fixum, sondern auch der prozentuale Honoraranteil sollen künftig verhandelt werden (siehe auch den Tagebucheintrag vom 19. Juli). . Mein liebes Tagebuch, das könnte besonders unerfreulich werden, ganz abgesehen davon, dass Verhandlungen zwischen Kassen und Apothekerverband in der Regel vor der Schiedsstelle landen.

 

Apotheken ohne Apothekers – dagegen breitet sich mehr und mehr Widerstand an der Basis aus, in der Apotheken-Basis, aber auch in der SPD-Basis. Hier scheinen die vielen Aktionen aus der Apothekerschaft anzukommen: Petitionen, Regionalkonferenzen, Beiträge in den sozialen Medien.  Aus dem Büro des SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Heidenblut kommt die Rückmeldung: zunächst müsse natürlich der Kabinettsbeschluss abgewartet werden. Im parlamentarischen Verfahren gelte dann „natürlich das ‚Strucksche Gesetz‘“, wonach kein Gesetz den Deutschen Bundestag so verlasse, wie es hineingekommen ist. „Wir werden uns im parlamentarischen Verfahren für die Apotheke vor Ort einsetzen“, so Heidenblut. Mein liebes Tagebuch, die Vernunft der SPD-Basis – möge sie bis nach oben durchdringen


17. Juli 2024

Keine Streiks, keine lautstarken Proteste – die Tarifparteien im Apothekenbereich (die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken ADA) haben sich in aller Stille auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Adexa hatte mal 10,5 Prozent mehr Gehalt gefordert, das war im Herbst des vergangenen Jahrs. Herausgekommen ist letztlich eine Gehaltserhöhung von 3 Prozent – ab 1. Januar 2026! Dauert also noch über ein Jährchen. Als Trostpflästerchen vorab gibt’s ab 1. Juli dieses Jahres 100 Euro mehr für alle außer den Mitarbeitenden im ersten Berufsjahr, sie erhalten 150 Euro mehr. Was noch kommt: ein neuer Bundesrahmentarifvertrag ab 1. August 2024. Er bringt eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche (statt 40 künftig dann 39 Stunden) und einen Tag mehr Urlaub (statt 34 dann 35 Tage im Jahr). Der Tarifabschluss gilt offiziell im gesamten Bundesgebiet für alle Mitarbeitenden, die Adexa-Mitglied sind; er gilt nicht in Nordrhein (dort ist die TGL als Arbeitgebervertretung zuständig) und nicht für Sachsen (der Sächsische Apothekerverband ist kein ADA-Mitglied). Mein liebes Tagebuch, wie ist der Tarifabschluss zu werten? So richtig zufrieden sind beide Seiten wohl nicht. Die Arbeitgeberseite wollte am liebsten überhaupt keine Zugeständnisse machen und für die Arbeitnehmerseite ist das Ergebnis mehr als mager. Klar, man kann nachvollziehen, dass es für beide Seiten sehr schwer gewesen sein muss, einen Kompromiss zu finden. Denn beide, Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden durch Inflation und steigende Kosten belastet. Hinzu kommt, dass den Apothekeninhabern seit Jahren eine Honoraranpassung fehlt, die vermutlich auch mit der anstehenden Apothekenreform nicht kommen wird. Im DAZ-Interview sagt ADA-Vorsitzender Thomas Rochell, dass der Abschluss „angesichts der Gesamtsituation mit Bauchschmerzen verbunden ist, mit Blick auf die Mitarbeiter aber richtig und wichtig“. Ihm ist natürlich bewusst, dass dieser Abschluss nicht der große Wurf ist und auch nicht sein kann, er sei eher „als Zeichen des guten Willens zu verstehen“. Aber selbst dieser guter Wille ist  dem Saarländischen Apothekerverein sichtlich zu viel. Vereins-Chefin Susanne Koch, Inhaberin von vier Apotheken, hält diesen Gehaltstarifvertrag zum jetzigen Zeitpunkt für ein falsches Signal. Sie lässt sogar die Muskeln spielen und hat angekündigt, dass ihr Verein so bald wie möglich aus dem ADA austreten wolle. Natürlich ist sie der Meinung, dass die Mitarbeitenden eine Gehaltserhöhung verdienen – aber es sei eben der falsche Zeitpunkt. Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich allerdings, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Gibt es ihn überhaupt?

 

Nach dem Saarländischen Apothekerverein hält nun auch die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein den Tarifabschluss zwischen Adexa und ADA für ein völlig falsches Signal an die Politik. Mein liebes Tagebuch, man hätte wohl am liebsten versucht, einen nicht zustande gekommenen Tarifabschluss als politisches Druckmittel einzusetzen, nach dem Motto: Seht her, ihre Politikerinnen und Politiker, wir können unseren Mitarbeitenden einfach nicht mehr bezahlen. Klingt nicht besonders nett. Andererseits, der Tarifabschluss ist, wie der 2. Vorsitzende der TGL Nordrhein Sebastian Berges sagt, eh nicht mehr als Tarifkosmetik. Das ist wohl was dran, aber auch dazu kann man anderer Meinung sein. Und am Ende des Tages bleibt nur die Hoffnung, dass die Politik erkennt: Apotheken sind schon lange nicht mehr in der Lage, faire Gehälter zu zahlen. Apotheken können mit der Industrie und selbst mit staatlichen Stellen kaum mithalten. Pharmazeutinnen und Pharmazeuten werden sich zweimal überlegen, ob der Arbeitsplatz Apotheke noch attraktiv ist.

 

Die Apothekengewerkschaft Adexa ist sich bewusst, dass die finanzielle Situation für viele Apotheken mehr als eng ist und jede Erhöhung bei den Personalkosten schmerzt. Adexa setzt sich daher mit Nachdruck dafür ein, dass mit der Apothekenreform zumindest eine Personalzulage (80 Cent zusätzlich zum Fixum) drin ist. Adexa-Vorstand Andreas May konnte sich über einen Gesprächstermin bei Lauterbach freuen, um ihn diese Personalzulage, aber auch Vorschläge für eine umfassende Reform der PTA-Ausbildung zu erläutern. Ziel dieser  Novellierung: durch eine zusätzliche akademische Ausbildung will man den PTA-Beruf attraktiver und zukunftssicherer gestalten. Mein liebes Tagebuch, immerhin, Adexa konnte mit Lauterbach sprechen. Ob die Vorschläge bei Lauterbach Gehör finden und in die Apothekenreform einfließen? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Vier Gesetzesentwürfe aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat das Bundeskabinett beschlossen – der Entwurf einer Apothekenreform war nicht dabei, obwohl es Lauterbach eigentlich vorhatte. Aber, so sagte er auf einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung, es stehe noch eine Rechtsförmlichkeitsprüfung durch das Bundesjustizministerium aus – und Justizminister Marco Buschmann (FDP) sei gerade im Urlaub. Aha, mein liebes Tagebuch, da möge Herr Buschmann doch bitte mal ein scharfes Auge auf die Reformvorhaben werden und sich überlegen, ob eine Apotheke ohne Apothekers mit geltendem Recht vereinbar ist. Wir werden sehen. Lauterbach geht davon aus, dass sein Gesetzentwurf dann am 21. August im Kabinett beschlossen wird und dann zügig durchs Parlament geht. Zum Jahresanfang 2025 soll die Reform in Kraft treten. Mein liebes Tagebuch, wir müssen mit den Parlamentariern reden!

 

18. Juli 2024

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg prüft für seine Mitglieder fragwürdige Retaxationen der Krankenkassen. Und holt jedes Jahr Tausende von Euro für die Apotheken zurück – es sind Retaxationen, die nicht berechtigt sind. Auch in diesem Jahr ist es ihm wieder gelungen, einen Großteil der retaxierten Summe für seine Mitglieder zurückzuholen. Rund 1,5 Millionen Euro konnten im Einspruchsverfahren reklamiert werden. Mein liebes Tagebuch, man hat den Eindruck, die Krankenkassen und ihre eigens dafür eingerichteten Prüfunternehmen retaxieren was das Zeug hält, manchmal einfach ins Blaue hinein – und wenn sich die Apotheken nicht wehren, ist das ein Plus für die Kassen. Gut, dass es den LAV gibt. Vermutlich werden die Retaxationen und Retaxversuche demnächst deutlich weniger, die neuen Regelungen des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVV) erlauben weniger Retaxationen.

 

Die Apothekenreform begründet Lauterbach und sein Ministerium u. a. damit, dass im Apothekenbereich Einsparungen möglich sind: durch den Einsatz von Telepharmazie, durch mehr Personalflexibilisierung, durch Einsatz von PTA statt Apothekerinnen und Apotheker, durch geringere Öffnungszeiten. Das BMG kommt dabei – so geht es aus der Begründung des Gesetzentwurfs hervor –  auf den Betrag von 77,4 Millionen an Einsparungen! Mein liebes Tagebuch, schaut man sich die Rechenkunststücke an, stellt man schnell fest, dass das Ministerium von zum Teil vagen, sehr abstrakten, praxisfernen und aus der Luft gegriffenen Annahmen ausgeht nach dem Motto: Wie viele Millionen sollen es sein? Wir kriegen das berechnet. Ganz abgesehen, davon dass das Ministerium überhaupt nicht sieht, dass für solche Einsparungen ein bestens funktionierendes System in Frage gestellt wird und Leistungen für Patienten reduziert werden – die Versorgung wird schlechter. Oder muss man davon ausgehen, dass das Ministerium bereits bewusst den Weg zu einem neuen System vorbereitet, angelehnt an das US-Vorbild Drugstore mit prescription corner?

 

19.Juli 2024

Es wird immer putziger mit dieser Apothekenreform. Laut dem neuesten Entwurf zur Apothekenreform – nein, mehr Honorar ist nicht vorgesehen, es wird noch schlimmer – soll ab 2027 nicht nur das Honorar-Fixum zwischen GKV-Spitzenverband und Apothekerverband ausgehandelt werden, sondern auch der prozentuale Zuschlag auf den Einkaufspreis von Rx-Arzneimitteln. Und das Bundesgesundheitsministerium hat sich ausbedungen, weitere Vorgaben für die Verhandlungen machen zu können, z. B. will weitere Indizes als Grundlage der Vereinbarung festlegen. DAZ-Wirtschaftsredakteur Dr. Thomas Müller-Bohn, hat sich diesen Passus des Entwurfs angesehen. Er sieht darin deutliche Zeichen, dass die Politik den geplanten Verhandlungen nicht vertraut. Also, mein liebes Tagebuch, es reicht nicht, dass sich Kassen- und Apothekerverband in die Haare kriegen, das Ministerium traut den beiden nicht über den Weg und will selber Leitplanken einziehen, wo’s lang gehen soll mit dem Honorar. Puh, unglaublich, was für eine hochkomplexe Materie das Apothekenhonorar zu werden droht. Was muss für eine Angst mitschwingen, die Apothekers könnten hier auch nur einen Cent zu viel bekommen. Einerseits will das Ministerium das lästige Gerangel ums Apothekenhonorar loswerden, andererseits will es die Verhandlungen misstrauisch beäugen. Mamma mia! Die gesamte Konstruktion der zukünftigen Honorarverhandlungen wird zu einem Desaster verkommen. Denn: GKV-Spitzenverband und Deutscher Apothekerverband können und werden sich nicht einigen. Jede anstehende Anpassung wird vor der Schiedsstelle landen. Es wird nie und nimmer möglich sein, dass Einigkeit über die Höhe eines Fixums und dazu noch über die Verteilung zwischen festem und prozentualem Zuschlag entsteht. Da ist dann Schluss mit lustig.

 

Das Apothekensterben nimmt mehr und mehr an Fahrt auf. Allein im ersten Halbjahr 2024 haben 283 Apotheken die Segel gestrichen. Deutlich zeigt sich: Immer mehr Apotheken müssen in immer kürzerer Zeit schließen. Selbst in Großstädten ist die Apothekendichte mittlerweile sehr gering, sogar unter dem Bundesdurchschnitt. Mein liebes Tagebuch: Hätte die Politik schon vor Jahren das Apothekenhonorar angepasst, wäre es nicht so weit gekommen. Aber sie hat es nicht getan. Und so muss man davon ausgehen, dass die Entwicklung gewollt ist. Zumal auch mit der Reform keine Honorarerhöhung vorgesehen ist. Mit Alibi-Maßnahmen, mit Sparmaßnahmen, die letztlich zu einem anderen Apothekensystem führen, tut die Politik so, als würde sie sich um die Apothekenstruktur sorgen. Aber diese Apothekenreform wird den Trend der Apothekenschließungen fortsetzen. Es ist grausam…


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

3 Kommentare

Tariferhöhung in 2026

von Ulrich Ströh am 21.07.2024 um 8:54 Uhr

Das Ergebnis des Tarifgewürges bei uns wird dazu führen , das junge, leistungsbereite PTAs und junge Pharmazeuten zukünftig leider einen großen Bogen um die Offizinapotheke machen werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Trostpflästerchen...

von Nachdenker am 21.07.2024 um 8:49 Uhr

Wir haben 1999/2000 - unter Andrea Schmidt (Grüne) und dann Ulla Schmidt (SPD) - im Hintergrund saß bereits damals Lauterbach... - prophezeit, was jetzt "an Fahrt aufnimmt". Wir waren damals Verschörungstheoretiker und Schwurbler (kommt uns das bekannt vor???)... Bereits damals war das Aus der deutschen Apotheke beschlossene Sache und ein Außendienstler eines PHAGRO sagte mir schon damals, dass in der Schublade A - B - und C Apotheken gelistet werden. Die "Großen" lebten auf Kosten der "Kleinen" wegen schon damals besserer Konditionen... WIE soll eine der noch kämpfenden Apotheken auch nur 3% mehr Gehalt zahlen? Jede Apotheke, die in den letzten Jahren Ideen hatte, um am Markt zu überleben - Spagyrik, eigene Aromamischungen, eigene Kosmetik, Homöopathie... bekam von den Pharmazieräten eins auf´s Dach. Herstellungserlaubnisse (die keiner bezahlen kann), die man aber nicht wegen der 100 - er Regel braucht, irre Bürokratie und Schikanierungen unserer Kammern und Verbände (die alle im Trockenen sitzen) haben keine Luft mehr gelassen. Nun nimmt das Sterben "an Fahrt auf", unsere "Oberen" sitzen mit satten Bezügen im Trockenen und alle die Kollegen, die bis 14h am Tag in der Apotheke stehen, sollen noch mehr Gehalt zahlen??? Wovon bitte sehr??? Das, was läuft, was abzusehen. Aber ABDA und unsere nicht funktionierenden "Funktionäre" meinten, wir hätten einen Versorgungsauftrag!!??? Den hatten wir mal - wir hätten alles dicht machen sollen. Aber das durften wir nicht. Gute Nacht deutsche Apotheke - homo homini lupo

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Trostpflästerchen

von Thomas Kerlag am 21.07.2024 um 11:11 Uhr

Machen Sie doch einfach keine Gehaltserhöhung. Vielleicht machen das ein paar Superaltruisten noch eine Weile mit

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.