FDA warnt vor Leberschäden

Überwiegt der Nutzen von Fezolinetant in den Wechseljahren die Risiken?

23.09.2024, 17:00 Uhr

Fezolinetant ist für die Behandlung von moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen (VMS), die mit der Menopause assoziiert sind, indiziert. (Foto: fizkes / AdobeStock)

Fezolinetant ist für die Behandlung von moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen (VMS), die mit der Menopause assoziiert sind, indiziert. (Foto: fizkes / AdobeStock)


Dass mit Fezolinetant seit Kurzem erstmals ein nicht-hormoneller Wirkstoff für die Therapie von Menopause-Symptomen zur Verfügung steht, klingt nach einer kleinen Revolution. Wann der Wirkstoff jedoch tatsächlich zum Einsatz kommen sollte, ist derzeit noch fraglich. In den USA wird nun verstärkt vor möglichen Leberschäden unter einer Fezolinetant-Therapie gewarnt.

Anfang des Jahres wurde mit Fezolinetant (Veoza) erstmals ein Wirkstoff in den Handel eingeführt, der nicht hormonell gegen Symptome der Menopause wirkt, sondern als selektiver Inhibitor des Neurokinin-3-Rezeptors. Wie der neue Wirkstoff in der Praxis aber tatsächlich einzusetzen ist, dazu fehlen noch entsprechende Leitlinien. 

Im August hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Fezolinetant zumindest einen „Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen“ zuerkannt – bei Frauen in der Menopause mit Hitzewallungen und Nachtschweiß, die keine Hormontherapie bekommen. Bereits im Mai hatte sich allerdings die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) kritisch zum Einsatz von Fezolinetant geäußert: „Die AkdÄ sieht in Fezolinetant grundsätzlich das Potenzial für eine neue Therapieoption bei Frauen, für die eine Hormonersatztherapie (HRT) aus medizinischen oder persönlichen Gründen nicht infrage kommt. Nach Einschätzung der AkdÄ ist jedoch aktuell nicht ausreichend belegt, dass Fezolinetant für diese Frauen ein besseres Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweist als beobachtendes Abwarten.“ Der Effekt von Fezolinetant wurde als „klinisch geringfügig“ bezeichnet. 
Überdies bemängelte die AkdÄ, dass sich das Risiko für schwere Leberschäden und Neoplasien unter Anwendung von Fezolinetant aktuell nicht sicher abschätzen lasse.

Schon im Mai verwies die Kommission dabei auf die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA und die Situation in den USA, wo im ersten Behandlungsjahr unter Fezolinetant alle drei Monate die Leberwerte überprüft werden müssten. In Deutschland wird nach Fachinformation aktuell aber nur eine Überwachung bei (leichten) vorbestehenden Lebererkrankungen empfohlen, bei moderaten bis schweren Lebererkrankungen ist Fezolinetant kontraindiziert.

Positives Nutzen-Risiko-Verhältnis laut AkdÄ nicht gesichert

Im Journal „Arzneiverordnung in der Praxis“ der AkdÄ hieß es im April außerdem, dass die klinische Relevanz der überwiegend asymptomatischen Leberwerterhöhungen unklar sei, doch: „Nach Einschätzung der AkdÄ ist ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für Frauen in der Perimenopause mit bekannten Lebererkrankungen und mit östrogenabhängigen Karzinomen in der Anamnese nicht gesichert“, hieß es als Fazit.

Mittlerweile hat die FDA ihre Sicherheitshinweise zu einer möglichen Leberschädigung unter Fezolinetant noch verschärft. Dem bestehenden Warnhinweis über erhöhte Leberblutwerte wurde ein Warnhinweis zum Risiko einer Leberschädigung hinzugefügt. Der neue Warnhinweis beruhe auf einem Fallbericht über eine Patientin mit erhöhten Leberblutwerten und Symptomen einer Leberschädigung nach 40 Tagen Therapiedauer. 

Leberwerte monatlich prüfen

Deshalb sollen die Leberwerte nun nicht mehr nur alle drei Monate im ersten Behandlungsjahr überprüft werden, sondern einmal vor Behandlungsbeginn und in den ersten zwei Behandlungsmonaten monatlich – dann nach drei, sechs und neun Monaten erneut. 

Treten Symptome einer Leberschädigung auf, sollte Fezolinetant sofort abgesetzt werden, erklärt die FDA. Dazu zählen Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, ungewöhnlicher Juckreiz, heller Stuhl, Gelbfärbung der Augen oder der Haut (Gelbsucht), dunkler Urin, Schwellungen im Magen oder Bauchbereich oder Schmerzen im rechten Oberbauch.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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