Nicht bei allen Wirkstoffen, unter deren Einnahme ein Kounis-Syndrom beobachtet wurde, sind entsprechende Informationen in der Fachinformation zu finden, zumal teilweise nur Fallbeobachtungen vorliegen. Den neuesten Warnhinweis tragen Arzneimittel mit der Wirkstoffkombination Ibuprofen plus Pseudoephedrin. Der Änderung der Fach- und Gebrauchsinformationen gingen eine Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz der Europäischen Arzneimittel-Agentur sowie ein Beschluss der Koordinierungsgruppe voraus. Mit Bescheid vom 20. August 2024 setzte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die einstimmigen Beschlüsse der Koordinierungsgruppe um. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen nun zusätzlich darauf hinweisen, dass auftretende Brustkorbschmerzen unter der Anwendung entsprechender Präparate ein Anzeichen einer potenziell schwerwiegenden allergischen Reaktion sein kann, die möglicherweise zum Herzinfarkt führt (Kounis-Syndrom). Ferner wird der Patient darauf hingewiesen, dass beim Auftreten von Atemproblemen, Schwellungen im Bereich des Gesichts und des Nackens (Verdacht auf Angioödem) und Brustkorbschmerzen die Einnahme sofort zu beenden und ein Arzt zu kontaktieren ist [7].
Variable Therapie
Die Therapie zielt vor allem auf die Behandlung der Inflammation ab. Dabei werden je nach Variante und Ausprägung des Kounis-Syndroms unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt, um die allergischen Symptome zu lindern und den kardiovaskulären Zustand zu stabilisieren:
- Antihistaminika (z. B. Diphenhydramin, Cetirizin)
- systemische Glucocorticoide (z. B. Prednison, Methylprednison)
- bei Vorliegen respiratorischer Symptome Bronchodilatatoren
- Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. Acetylsalicylsäure)
- Nitroglycerin als Vasodilatator zur Linderung der Brustschmerzen
- Betablocker (gelegentlich)
Supportive Maßnahmen wie Sauerstofftherapie, kardiales Monitoring und Flüssigkeitsgabe zur Aufrechterhaltung der Homöostase sowie eine Patientenschulung zur Prävention, konkret zur Vermeidung möglicher Trigger, ergänzen die Behandlung [8]. |
Literatur
[1] Ollo-Morales P et al. Drug-Induced Kounis Syndrome: Latest Novelties. Curr Treat Options Allergy 2023:1-18, doi: 10.1007/s40521-023-00342-9
[2] Fassio F et al. Kounis syndrome: a concise review with focus on management. Eur J Intern Med 2016;30:7–10, doi: 10.1016/j.ejim.2015.12.004
[3] Giovannini M et al. Kounis syndrome: a clinical entity penetrating from pediatrics to geriatrics. J Geriatr Cardiol 2020;17(5):294-299, doi: 10.11909/j.issn.1671-5411.2020.05.011
[4] Forzese E et al. An Insight into Kounis Syndrome: Bridging Clinical Knowledge with Forensic Perspectives. Life (Basel) 2024;14(1):91, doi: 10.3390/life14010091
[5] Bereda G. Kounis syndrome risk factors, pathophysiology, and management. J Pediatr Neonatal Care 2022;12(3):188‒192, doi: 10.15406/jpnc.2022.12.00478
[6] Karunathilake P. Kounis Syndrome Secondary to Medicine-Induced Hypersensitivity. Case Rep Med 2021;2021:4485754, doi: 10.1155/2021/4485754
[7] Position of the Co-ordination Group for Mutual Recognition and Decentralised Procedures for human use on Periodic Safety Update Reports. Ibuprofen / Pseudoephedrine. 22. Februar 2024, www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/PSUSAS/g-l/ibuprofen-pseudoephedrin4_beschluss_cmdh.pdf
[8] López D et al. Kounis Syndrome: A Comprehensive Review of Pathophysiology, Clinical Manifestations, Diagnostic Challenges, and Therapeutic Strategies. International Journal of Medical Science and Clinical Research Studies 2024;4(04),785–789, doi: 10.47191/ijmscrs/v4-i04-32
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