Antibiotika zählen zu den bedeutendsten Errungenschaften der modernen Medizin. Doch sie sind mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden: Auch hier in Deutschland gibt es immer wieder Lieferengpässe, die Abhängigkeit vor allem von China als Hauptproduzent der Wirkstoffe ist enorm. Zudem ist der Preisdruck erheblich. Immer mehr Hersteller listen Antibiotika daher aus. Weltweit nehmen überdies die Resistenzen zu. Auch, weil Antibiotika zu oft fälschlicherweise bei viralen Infektionen eingesetzt werden. All dies führt zu vielen Fragen: Welche Anreize können dazu führen, dass Unternehmen neue Antibiotika entwickeln? Und wie können sich Standard-Antibiotika für Hersteller wieder lohnen? Und wie lässt sich der zielgenaue Einsatz dieser Medikamente fördern?
Internationale Initiativen gefragt
Um über all dies zu diskutieren, hat Pharma Deutschland an diesem Montag, dem Europäischen Antibiotikatag, zu einem Pressegespräch und einer Diskussionsveranstaltung geladen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Kippels, Schirmherr der Veranstaltung, betonte, dass die Politik sich durchaus gefordert sieht, Antworten auf die bestehenden Probleme zu finden. Was Forschung und Vertrieb angeht, könne sie zwar nichts anordnen – aber sie könne Leitplanken für diesen besonderen Markt setzen. Bei Antibiotika ist es schließlich so, dass sie möglichst wenig zum Einsatz kommen, aber zugleich immer besser werden sollen. Das macht es für die Unternehmen schwierig. Reserveantibiotika aus der Überprüfung des Zusatznutzens im Verhältnis zu einer Vergleichstherapie herauszunehmen, sei bereits ein sinnvoller Ansatz, reiche zur Bewältigung der Herausforderung aber nicht aus. Kippels betonte zudem, dass nicht Deutschland allein die Probleme lösen könne, er setzt vor allem auf internationale Initiativen.
PoC-Tests in Apotheken und Praxen
Um einen Beitrag zur zielgerichteteren Anwendung von Antibiotika zu leisten, kann sich Kippels überdies gut vorstellen, dass auch Apotheken einbezogen werden und Point-of-Care (PoC)-Tests auf Streptokokken anbieten. Genau diesen Ansatz schlägt nämlich Cosima Bauer, Geschäftsführerin des Forschungs- und Beratungsinstituts May und Bauer, vor. Während bei Kindern solche Tests in der Arztpraxis vergütet werden, sei dies bei Erwachsenen nicht der Fall, erklärte sie. Und so komme es zum Beispiel bei akuter Pharyngitis aktuell dazu, dass zwar jeder zweite Patient die Hausarztpraxis mit einem Rezept für ein Antibiotikum verlasse, obwohl nur jeder fünfte tatsächlich einen bakteriellen Infekt habe. Dabei ermöglichten PoC-Tests in Hausarztpraxen und Apotheken eine schnelle Identifikation bakterieller Infektionen. Nach Berechnungen ihres Unternehmens mache es für die Krankenkassen finanziell keinen Unterschied, ob die Tests zum Einsatz kommen oder vermehrt überflüssig Antibiotika verordnet werden. Doch für die Patientensicherheit wäre das Vorgehen ein Gewinn.
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