AOK-Analyse

Patentgeschützte Arzneimittel werden immer teurer

Berlin - 27.11.2024, 16:45 Uhr

Patentgeschützte Arzneimittel kosteten 2023 im Schnitt dreimal so viel wie 2014. (Foto: IMAGO/Zoonar)

Patentgeschützte Arzneimittel kosteten 2023 im Schnitt dreimal so viel wie 2014. (Foto: IMAGO/Zoonar)


Die Ausgaben der GKV für Arzneimittel sind in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Hauptgrund hierfür ist die Preisentwicklung bei den patentgeschützten Arzneimitteln, heißt es in einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.

Die Nettoausgaben für Arzneimittel in der gesetzlichen Krankenversicherung sind im Jahr 2023 auf einen neuen Höchststand von 54 Milliarden Euro gestiegen. Damit liegen die Arzneimittelkosten um 74 Prozent höher als vor zehn Jahren. Der Grund hierfür ist laut der aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) die Preisentwicklung patentgeschützter Arzneimittel.

Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Ausgaben entfallen auf diese. Allerdings machen sie nur noch einen geringeren Versorgungsanteil aus. Nach verordneten Tagesdosen lag dieser im Jahr 2023 bei 6,7 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 11,4 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von über 40 Prozent.

Laut WIdO betrug 2023 der durchschnittliche Preis je verordneter Arzneimittelpackung 73,18 Euro. Im Jahr 2014 waren es noch 47,60 Euro. Das ist ein Anstieg von 54 Prozent. Bei den patentgeschützten Arzneimitteln ist es um einiges heftiger. Da kostete 2014 eine Packung im Durchschnitt 190,06 Euro, 2023 waren es mit 587,72 Euro mehr als dreimal so viel.

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Bei den Generika stieg der Preis in den vergangenen zehn Jahren demgegenüber im Schnitt um 31 Prozent. Eine Packung lag 2023 durchschnittlich bei 34,85 Euro (2014: 26,60 Euro). Das WIdO rechnet vor, dass patentgeschützte Arzneimittel damit 2023 im Schnitt knapp 17-mal so teuer waren wie Arzneimittel im generikafähigen Markt – 2014 betrug der durchschnittliche Preis „nur“ das Siebenfache.

Hochpreiserumsatz steigt stark

So sei auch der Umsatzanteil der Hochpreiser stark gestiegen. Während deren Anteil 2014 noch bei 27,6 Prozent lag, machten die Arzneimittel mit Preisen von 1.000 Euro und mehr im Jahr 2023 bereits 47,6 Prozent aus. Gleichzeitig haben diese Arzneimittel aber nur einen extrem geringen Anteil an den Verordnungen, nämlich 1,5 Prozent im Jahr 2023.

Laut WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder hat sich der anhaltende Trend, dass die Preise für patentgeschützte Arzneimittel kontinuierlich steigen, während ihr Anteil an der tatsächlichen Versorgung weiter abnimmt, im vergangenen Jahr erneut bestätigt. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hätte an diesem Punkt „eine dämpfende Wirkung entfalten sollten“, sie haben den starken Anstieg der Markteintrittspreise aber nicht wirksam bremsen können, so Schröder.

„Konsequentere Regulierungen“ nötig

Dabei sind im ersten Halbjahr die Ausgaben noch weiter gestiegen. Wie bereits im September bekannt wurde, gab die GKV 2024 in diesem Zeitraum zehn Prozent mehr aus als noch im Vorjahr. Das hängt auch mit dem Auslaufen des erhöhten Herstellerabschlages von sieben auf zwölf Prozent durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz zusammen.

„Ohne konsequentere Regulierungen riskieren wir, dass lebenswichtige Innovationen zwar entwickelt, aber unerschwinglich werden“, so Schröder. „Die Bezahlbarkeit neuer Arzneimittel stößt an Grenzen – das Solidarsystem der gesetzlichen Krankenversicherung darf nicht überfordert werden.“


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Mischkalkulation

von Thorsten Dunckel am 28.11.2024 um 10:36 Uhr

Der Kaufmann kennt es, die Verwalter der Kassengelder offensichtlich nicht.
Wer im generischen Bereich die allerunanständigsten Rabatte erwartet, muss damit rechnen, dass an anderer Stelle ausgeglichen und womöglich auch noch Geld verdient wird.
Da in unserer globalisierten Welt die Konzerne mittlerweile so aufgestellt sind, dass beide Bereiche, Originale und Generika, bedient werden können(müssen) stimmt nur so das Ergebnis. Mischkalkulation halt.
Rabattverträge weg, dann sinken auch die (ebenfalls unanständigen) Originalpreise.

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