Mücken als Impfstrategie

Immun durch Insektenstiche

13.12.2024, 16:45 Uhr

(Foto: IMAGO / NurPhoto)

(Foto: IMAGO / NurPhoto)


Seit langem wartet die Welt auf einen Durchbruch bei einem Impfstoff gegen Malaria. Niederländische Forschende haben nun eine Studie mit abgeschwächten Sporozoiten durchgeführt, die durch Mückenstiche übertragen werden. 

Nur wenige Mikrometer groß ist der Parasit Plasmodium falciparum, der weltweit jährlich mehrere hunderttausend Todesfälle durch Malaria verursacht. Die Impfstoffentwicklung geht schleppend voran. Bisherige Vakzine zielen auf Oberflächenproteine der Sporozoiten, haben eine Schutzwirkung von 50 bis 80% und eine kurze Wirkdauer von nur rund einem Jahr. Neue Impfstoffe setzen auf abgeschwächte Versionen der Plasmodien in verschiedenen Entwicklungsstadien. Durch Strahlung abgeschwächte Parasiten stoppen ihre Entwicklung kurz nach Eindringen in die Hepatozyten des Wirtes. 

Mehr zum Thema

Autofluoreszierende Artemisinin-Cumarin-Hybride verbessern Überleben im Mausmodell

Malaria mit 2-in-1-Wirkstoff bekämpfen

Die Impfung gilt als sicher, schützt jedoch nur unvollständig. Niederländische Mediziner publizierten nun erste Ergebnisse einer klinischen Studie mit genetisch abgeschwächten Sporozoiten. Die Varianten GA1 und GA2 stoppen ihre Entwicklung entweder früh oder spät im Leberstadium. Das Besondere: Die Übertragung der attenu­ierten Sporozoiten erfolgte nicht als klassische Impfung, also durch eine Injektion, sondern durch die Stiche Sporozoiten-tragender Anopheles-Mücken. Im ersten Teil der Studie unterzogen sich gesunde Probanden einer Dosis-Eskalation und setzten sich 15 bis 50 Mückenstichen von mit GA2 infizierten Tieren aus. Im zweiten, doppelblinden und randomisierten Teil wurden die Teilnehmenden entweder mit GA1, GA2 oder Placebo immunisiert. Drei Wochen nach abgeschlossener Immunisierung wurden sie gezielt mit einer nicht-abgeschwächten P. falciparum-Variante infiziert. Der Verlauf der Infektion wurde einige Wochen be­obachtet, dann mit Atovaquon-Proguanil behandelt. Während die GA1- und GA2-Gruppe ähnlich hohe Antikörpertiter gegen das Oberflächenprotein der Sporozoiten bildete, war die Zahl P. falciparum-spezifischer CD4+ und Vδ2+ γδ T-Zellen nach GA2-Immunisierung signifikant höher. In der GA2-Gruppe zeigten acht von neun Probanden Schutz vor Malaria, in der GA1-Gruppe nur einer von acht. Ernste Nebenwirkungen traten in keiner Gruppe auf. |

Literatur

Lamers OAC et al. Safety and Efficacy of Immunization with a Late-Liver-Stage Attenuated Malaria Parasite. N Engl J Med. 2024 Nov 21;391(20):1913-1923


Ulrich Schreiber, MSc Toxikologie, DAZ-Autor
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.