DAZ-Adventsrätsel – Tag 14

Rizinus

Stuttgart - 14.12.2024, 06:54 Uhr

Der Wunderbaum Ricinus communis L. hat handförmig geteilte grüne, rote oder blaugraue Blätter. Die dreisamigen Früchte sind meist weich bestachelt. Die Samen haben eine rötbräunlich-weißgelb marmorierte Schale. (Foto: hjschneider / AdobeStock)

Der Wunderbaum Ricinus communis L. hat handförmig geteilte grüne, rote oder blaugraue Blätter. Die dreisamigen Früchte sind meist weich bestachelt. Die Samen haben eine rötbräunlich-weißgelb marmorierte Schale. (Foto: hjschneider / AdobeStock)


Immer häufiger sieht man in den Gärten die auffälligen großen handförmigen Blätter und die leuchtend feuerroten stacheligen Früchte der Rizinuspflanze. Wegen der Optik würde sie aber nicht in unserem giftigen Adventsrätsel auftauchen, besonders ein Inhaltsstoff kann gefährlich werden.  

Gärtner lieben den Wunderbaum wegen seiner interessanten Laubfärbung, der Blattform und der auffälligen Fruchtstände. Alle Teile der Pflanze sind stark immunogen und giftig, vor allem im Samen aber findet man das Toxin Ricin, das nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen durch Extraktion in wässeriger Lösung gewonnen wird. Das aus den Samen gewonnene von Lectinen freie Öl ist in Ethanol löslich und wird daher für technische, kosmetische und für arzneiliche Zwecke eingesetzt. 

Ricin gehört zur Familie der Ribosomen-inaktivierenden Proteine des Typs II. Das wasserlösliche Toxin wird durch proteolytische Enzyme des Magen-Darm-Traktes nicht zerstört und trotz einer Größe relativ schnell resorbiert. Ricin hat ein Molekulargewicht von 64 bis 66 kDa und besteht aus zwei Untereinheiten (A- und B-Kette), die durch eine Disulfidbrücke miteinander verknüpft sind. Die Bindung der B-Kette (Lectin-Einheit) an zellwandständige Glykoproteine und Glykolipide führt zur Aufnahme des Toxins in die Zelle mittels Endozytose. Nach dem Transport ins Zellinnere greift die enzymatisch aktive A-Kette die 28S-Untereinheit der Ribosomen an und unterbricht damit die Proteinbiosynthese, was letztendlich zum Zelltod führt. Ein einziges in eine Zelle aufgenommenes Ricin-Molekül soll ausreichen, um den Tod einer Zelle herbeizuführen. 

Wie toxisch Ricin wirkt, hängt auch von der Applikationsform ab: oral, parenteral, inhalativ oder dermal. Ein besonders spektakulärer Applikationsweg ging 1978 durch die Medien: In London wurde der bulgarische Dissident Georgi Markow auf offener Straße ermordet. Der bei der BBC beschäftigte Schriftsteller wurde mutmaßlich von einem Agenten des bulgarischen kommunistischen Geheimdienstes auf der Waterloo Bridge verletzt, und es wurde ihm ein Kügelchen aus einer Platin-Iridium-Legierung in den Unterschenkel injiziert. Zwar traten später Symptome auf, diese wurden aber nicht als eine Vergiftung erkannt: Wenige Tage später war Markow tot. 1980 stellten die zuständigen Pathologen zwar fest, dass kein Ricin nachgewiesen werden konnte, weder im Körper noch in der gefundenen Metallkugel, und dass die Vermutung, dass dieses Gift verwendet wurde, rein spekulativ sei. Trotzdem wird dieser Fall immer wieder wegen der ungewöhnlichen Applikation genannt. 

Frage: 

Wissen Sie, mit welchem Instrument Markow verletzt wurde?

Die Antwort lautet:

Die "Waffe“ war ein Regenschirm, in dessen Spitze das Kügelchen mit dem Gift steckte. 


Deutsche Apotheker Zeitung
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