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Arzneimittel und Therapie
Ecstasy: Keine harmlose Partydroge!
Ecstasy wird in Form von kleinen, häufig farbigen Tabletten mit eingepreßten Motiven gehandelt. Auch wenn man den Konsumenten zunächst wenig anmerkt, drohen langfristig toxische Nebenwirkungen.
Über ein ozeanisches Gefühl und leichte Erregung berichten Ecstasy-Konsumenten, die 120 mg des Wirkstoffs Methylendioxymethamphetamin (MDMA) eingenommen haben. Ecstasy wirkt entaktogen, das heißt sowohl halluzinogen als auch stimulierend. Ein von den Konsumenten erwünschter Zusatzeffekt: Es ist kommunikationsfördernd. Die Wirkung setzt nach etwa 20 Minuten ein und dauert vier bis sechs Stunden an. Dosiserhöhungen scheinen die Wirkung nicht zu steigern.
Der Ecstasy-Konsum hat sich in den letzten Jahren explosionsartig ausgebreitet: Während 1991 in Deutschland erst 4000 Tabletten sichergestellt wurden, waren es 1994 schon 240000 und 1996 690000. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der polizeilich registrierten Ecstasy-Erstkonsumenten um 52%.
MDMA ist sowohl mit Methylamphetamin als auch mit Mescalin strukturverwandt. Als Ecstasy werden neben MDMA auch ähnliche Amphetamine gehandelt, insbesondere Methylendioxyethylamphetamin (MDE) und Methylendioxyamphetamin (MDA).
Im Unterschied zu anderen Rausch- und Suchtmitteln gibt es Ecstasy praktisch nur in Form von Tabletten. Diese werden vor allem in den Niederlanden, vermutlich aber auch in Deutschland und Polen hergestellt. Während sich die Herstellungskosten auf einige Pfennige belaufen, werden die Tabletten in Diskotheken zu einem Stückpreis von 20 bis 40 DM verkauft.
Den Tabletten ist in der Regel ein Logo eingepreßt, das den Konsumenten zur Markentreue erziehen soll. Dem Bundeskriminalamt sind über 100 solcher Ecstasy-"Generika" bekannt (Abb. 1). Allerdings bürgt das Logo nicht für gleichbleibende Qualität. Beispielsweise können Tabletten mit Herzmotiv folgende Substanzen enthalten:
- nur Coffein,
- MDMA,
- Amphetamine, MDE plus Coffein,
- MDMA plus Amphetamine.
Weitere Substanzen, die man in Ecstasy-Tabletten gefunden hat, sind Acetylsalicylsäure, Chinin, Testosteron, Yohimbin, Chloramphenicol und Methylendianilin. Methylendianilin wird in der Farben- und Kunststoffindustrie verwendet und trägt wie Methylendioxyamphetamin die Abkürzung MDA. Durch eine Verwechselung scheint die hochtoxische Substanz in einzelne Chargen Ecstasy-Tabletten geraten zu sein.
Gefährliche Beimischungen sind allerdings nicht das Hauptproblem der Droge Ecstasy. MDMA selbst stellt die wichtigste Gefahr dar:
- Es führt zwar nicht zu körperlicher, mitunter aber zu psychischer Abhängigkeit. Die Ecstasy-Konsumenten ziehen sich dann in eine Scheinwelt zurück.
- Es gefährdet die Gesundheit der Konsumenten, insbesondere bei langfristigem Gebrauch. Als Nebenwirkungen sind unter anderem bekannt: Tachykardie, Hyperthermie (die Körpertemperatur kann bis auf 43 °C steigen und muß durch Eisbäder gesenkt werden), Leber- und Nierenschäden, Depressionen und neurotoxische Spätschäden.
20 Todesfälle traten im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Ecstasy-Anwendung auf. Die Mehrzahl der Todesfälle sind indirekt durch den Drogenkonsum ausgelöst (z. B. Unfalltod). Einzelne Fälle gehen direkt auf die Ecstasy-Einnahme zurück. Beispielsweise kann die Einnahme bei Personen mit der sehr seltenen Catecholamin-Überempfindlichkeit zu tödlichen Herzrhythmusstörungen führen.
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