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- DAZ 1/1998
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Die Seite 3
Editorial
Langweilig wird es wohl kaum werden, das neue Jahr. Manches stimmt optimistisch, anderes weniger. Neue gesundheitspolitische Gesetzesinitiativen sind vor der Bundestagswahl nicht mehr zu erwarten. Aber manches von dem, was durch das GSG aufs Gleis gesetzt wurde, könnte noch vor der Wahl mehr an Fahrt gewinnen, als es der Koalition und uns lieb sein kann.
Das gilt zum Beispiel für die Strukturverträge, vor allem für die Bonusregelungen, durch die die Ärzteschaft korrumpiert werden soll, durch reduzierte Verordnungen ihren Honorarkuchen zu vergrößern. Wie sagte doch gerade eben einer der führenden deutschen Diabetologen zum Spiegel:
"Sie kriegen die Ärzte nicht zu irgendwas, wenn Sie keinen finanziellen Anreiz geben. Das ist traurig, aber es ist so". Wenn das stimmt und wenn diese Verträge wirklich auf breiter Front zustande kommen, müßten sie also wie eine Bombe einschlagen. Ich möchte hoffen, daß nicht nur einzelne Ärzte
an der Basis, sondern auch die Ärztefunktionäre weitsichtig genug sind und dem einen Riegel vorschieben. Denn diese Bombe zerstört die Basis der ärztlichen Arbeit, zerstört das Vertrauen der Patienten. Wir hätten keine andere Wahl, bei diesem perversen Spiel den Finger in die Wunde zu legen.
Das Thema tot zu schweigen, weil sonst eine Belastung des Verhältnisses zu den einigen Ärzten zu befürchten wäre – das wäre Feigheit vor dem Freund.
Ein Thema, das uns Ende des letzten Jahres beschäftigte, liegt auch am Jahresbeginn gleich wieder auf dem Tisch. Die Trennung des ZL-Vorstandes vom langjährigen Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker scheint so einvernehmlich, wie es tönte, wohl doch nicht gewesen zu sein. Zumindest gingen der Trennung tiefe Meinungsverschiedenheiten zur Frage voraus, welchen Weg das ZL zukünftig beschreiten sollte. Ob die Verabschiedung von Blume durch den ZL-Vorstand hier das letzte Wort bleibt, muß angesichts des Gegenstoßes, der derzeit innerhalb und außerhalb der Berufsorganisationen spürbar wird, fraglich erscheinen.
Wenn die Details wenig erheiternd sind, ermuntert manchmal der Blick aufs Allgemeinere. Mögen die Umsätze in den Apotheken derzeit wenig Anlaß zur Freude sein, die Perspektiven des Arzneimittelmarktes sind nicht schlecht. Dafür sorgt, wenn geeignete Arzneimittel nicht fehlen, schon die wachsende Zahl älterer Menschen. Bei Krebsmitteln stieg in den letzten zehn Jahren der Umsatz um 120%, bei Prostatapräparaten um 107%, gegen Diabetes mußten 97% mehr aufgewendet werden, gegen Atherosklerose 80%. Und neue Arzneistoffe gegen alterstypische Erkrankungen sind in der
Forschungs- und Entwicklungspipeline. Wenn sie erst einmal zur Verfügung stehen, dürfte es den Krankenkassen auf Dauer kaum gelingen, sie den Patienten vorzuenthalten. Dafür sorgt schon der Wettbewerb – und auch die politische Macht. Es sind schließlich zunehmend die Älteren, die über politische Mehrheiten entscheiden.
Ein erfreuliche Nachricht zum Schluß: Der Deutsche Apotheker Verlag, (genauer: die zu unserer Verlagsgruppe gehörende Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) hat zum ersten Januar das pharmazeutische Buchprogramm des Gustav Fischer Verlages übernommen (vgl. DAZ 1997, Nr. 51/52, S. 27). Etwa 50 Titel, vorrangig dem Lehrbuchbereich zuzuordnen, runden das große Buchangebot, das wir für Pharmazeuten in allen Tätigkeitsbereichen bislang bereithalten, ab. Wir alle, besonders unser pharmazeutisches Lektorat, freuen uns auf die Arbeit an den neuen Werken und auf die Zusammenarbeit mit den ≥neuen" Autoren, zu denen wir oft über andere Werke oder z.B. über die DAZ schon beste Kontakte hatten.
Mit den besten Wünschen für das neue Jahr,
Ihr Klaus G. Brauer
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