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Der Euro kommt: Mit dem Taschenrechner in den Supermarkt

Zuerst werden wir uns auf der Bank an den Euro gewöhnen, ab Mitte 2001 allmählich auch, wenn wir einkaufen.

Die Geschäfte wollen ausgewählte Artikel ein halbes Jahr vor dem Wechsel von der D-Mark zum Euro (Anfang 2002) in D-Mark und Euro auszeichnen und den Endbetrag auf dem Kassenbon in beiden Währungen ausweisen. Dann sehen wir, daß die Rechnung nach dem Einkauf nicht mehr 163,77 D-Mark beträgt, sondern 83,13 Euro. Auch mit Gewinnspielen wollen die Geschäfte uns auf den Euro einstimmen.

Richtig rund geht es in den Geschäften, wenn 2002 erstmals mit dem Euro-Bargeld eingekauft werden kann. Schilder am Einkaufswagen sollen den Euro- und den D-Mark-Preis ausgewählter Artikel zeigen. Viele Geschäfte wollen Taschenrechner ausgeben, bei denen der Umrechnungskurs gespeichert ist. Aber eins wollen die Geschäfte auf keinen Fall: Alle Artikel vor und nach der Umstellung monatelang in beiden Währungen auszeichnen.

Schnelle Einführung des Euro
Die Geschäfte drängen auch sehr darauf, daß das Euro-Bargeld binnen weniger Tage eingeführt wird und D-Mark-Scheine und -Münzen ebenso schnell verschwinden, um nicht beide Währungen lange in den Kassen zu haben. Ein großes Problem sind die krummen Preise, die sich bei der Umrechnung von D-Mark in Euro ergeben. "Das wird dazu führen, daß die Anbieter früher oder später auf- und abrunden. Dabei besteht die Chance, die Währungsumstellung zu verkappten Preiserhöhungen oder kleinen Mogeleien zu nützen", räumt selbst die Bundesregierung ein. Ein besonderes Thema sind die Schwellenpreise, etwa "99 Pfennig", die der Handel liebt. 100 Gramm Edamer kosten nicht mehr 1,29 Mark, sondern 65 Euro-Cent. Warum nicht gleich auf 69 Cent "aufrunden"? Andererseits: Schuhe für 199 Mark kosten 101,01 Euro - daraus könnten 99 Euro werden. Der Handel verspricht, die Umstellung nicht zu Preiserhöhungen zu nutzen. Aber: "Die Preise aus der Umrechnung können nicht ewig gelten, das ist im Marktprozeß nicht möglich", sagt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. Was auch passieren könnte: Um einen runden Preis verlangen zu können, wird die Verpackungsgröße geändert - statt einem Pfund sind nur noch 480 Gramm Kaffee im Paket.

Sinkende Preise dank Euro?
Beim Versandhandel sind die Preise fest, solange der Katalog gilt - etwa beim neuen Otto-Katalog, der Anfang 2002 erscheint, ein halbes Jahr. "Wenn es durch die Umrechnung überhaupt Änderungen gibt, dann Preissenkungen", versichert der Otto-Versand-Sprecher. Gut für die Verbraucher: Die Experten sagen übereinstimmend, daß die Preise mit dem Euro tendenziell sinken werden - weil sie auf einen Blick vergleichbar werden. Deutschland ist teuer, in Holland, Luxemburg und Italien sind die Verbraucherpreise im Durchschnitt um acht Prozent günstiger, Spanien um elf Prozent. "Schau mal, die Nudeln sind hier einen Euro billiger als daheim." Oder: "Der Audi mit dem gleichen Motor und fast der gleichen Ausstattung kostet bei unserem Händler 3.000 Euro mehr". Das werden ganz neue Urlaubskommentare sein. Schließlich die 2,5 Millionen Automaten in Deutschland: Sie spucken Zigaretten, Schokoriegel, Kondome oder Fahrscheine aus, lassen Musik ertönen und kosten Spieler ein Vermögen. Dort werden die Preise wohl eher aufgerundet. Oder in der Zigarettenpackung sind weniger Zigaretten. Die Umstellung dauert lange und wird teuer - das werden am Ende die Benutzer bezahlen, in der Spielhalle und im öffentlichen Nahverkehr auch.

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