Nachgefragt: Viagra im Schaufenster

Es scheint sich hier um einen pharmarechtlich besonders impotenten Apothekenleiter zu handeln, denn sonst würde er § 8 Absatz 2 des Heilmittelwerbegesetzes (HWG) kennen und befolgen: "Unzulässig ist die Werbung, bestimmte Arzneimittel im Wege der Einzeleinfuhr nach [...] § 73 Abs. 3 des Arzneimittelgesetzes zu beziehen." Ein Verstoß gegen diese Bestimmung, egal ob vorsätzlich oder fahrlässig begangen, stellt eine Ordnungswidrigkeit dar (§ 15 Abs. 1 Nr. 4 HWG), die mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Deutsche Mark geahndet werden kann (§ 15 Abs. 3 HWG). Die Bestellung eines US-Arzneimittels im Wege der Einzeleinfuhr nach § 73 Abs. 3 Arzneimittelgesetz setzt immer das Vorhandensein einer entsprechenden ärztlichen Verordnung voraus. Keine deutsche Apotheke darf sich einen Vorrat eines nicht zugelassenen Arzneimittels anlegen, die Werbung mit "sofortiger Lieferfähigkeit" ist daher verdächtig. Wenn der Apotheke ein ärztliches Rezept sowie die Anschrift eines US-Lieferanten vorliegen, kann eine Direktbestellung des Arzneimittels in den USA erfolgen. Hinsichtlich der Preisgestaltung für Importarznei mag ein Abweichen von der AMPreisV formaljuristisch möglich sein, zeugt aber von wenig standespolitischem Weitblick. Warum sollten Viagra-Bezieher mit Dumpingpreisen belohnt werden? Hier drohen schmerzliche Imageverluste für die mit aufwendigen Medienkampagnen um Vertrauen werbende Pharmazie. Auch nach erfolgter Zulassung in Deutschland darf übrigens für ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel nicht im Apothekenschaufenster geworben werden, so steht es klar in § 10 Abs. 1 HWG: Für festgestellte Verstöße sieht § 15 Nr. 6 HWG saftige Geldbußen vor. Fazit: eine besonders unglückliche und daher nicht nachahmenswerte Form der Apotheken-Profilierung! Dr.Michael Schmidt