Arzneimittel und Therapie

Tumorschmerz: Transdermale Applikation von Fentanyl

Eine ausreichende Schmerzreduktion, beispielsweise bei Tumorschmerzen, wird häufig nur durch stark wirksame Opioidanalgetika erreicht. Die transdermale Applikation von Fentanyl in Form eines Pflasters bietet sich neben der oralen Gabe als weitere Therapiemöglichkeit bei Tumorschmerzen an.

Für die Tumorschmerztherapie hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO 1996) einen Drei-Stufen-Plan entwickelt, in dem starkwirksame Opioide in Stufe 3 zur Behandlung stärkster Schmerzzustände eingesetzt werden. Fentanyl ist ein hochpotentes synthetisches Opioid, das aufgrund seiner Lipophilie und der relativ geringen Molekülmasse gut für die transdermale Applikation geeignet ist. Es wirkt an zentralen Opioidrezeptoren als reiner µ-Antagonist mit morphinartigem Wirkprofil.
Im Vergleich zu Morphin besitzt Fentanyl eine 75 bis 100fach stärkere analgetische Wirkung. Dieses Verhältnis dient auch als Richtwert für die Dosisfindung bei der Umstellung von einer retardierten oralen Morphinzubereitung auf die transdermale Applikation. Bei vergleichbar guter Schmerzreduktion ist somit die systemische Belastung mit Fentanyl deutlich geringer.

Fentanylpflaster wirkt bis zu 72 Stunden

Das Fentanylpflaster Fentanyl-TTS Durogesic® ist so konzipiert, daß eine gleichmäßige Wirkstoffabgabe über 72 Stunden gewährleistet ist. Die erreichbaren Plasmaspiegel sind dabei proportional zur applizierten Pflastergröße. In der Haut baut sich zunächst ein Fentanyl-Hautdepot auf, aus dem der Wirkstoff kontinuierlich ins Blut diffundiert. Im Gegensatz zur oralen Applikation, z. B. von Morphin, steigen dadurch die Fentanyl-Plasmaspiegel langsam an und sinken langsam wieder ab.
Die lange Wirksamkeit von bis zu 72 Stunden begrenzt gleichzeitig die Anwendungsmöglichkeit des Pflasters auf die Behandlung von Schmerzzuständen mit annähernd gleichmäßiger Schmerzintensität. Auch wenn während der Therapie eine Dosisänderung erforderlich ist, sollten die Pflaster keinesfalls zu früh gewechselt werden, weil es dann zur Kumulation und Überdosierung des Fentanyls kommen kann. Im Bedarfsfall sollte daher immer eine Zusatzmedikation in Form schnellwirkender Morphinzubereitungen zur Verfügung gestellt werden, um Schmerzen mit schnell fortschreitender Intensität entsprechend behandeln zu können.

Die transdermale Applikation eignet sich nur bei stabilem Schmerzniveau

Besonders für Patienten mit gleichmäßigem Schmerzsyndrom bietet die transdermale Applikation Vorteile. Die langen Applikationsintervalle bei gleichbleibender Schmerzreduktion erhöhen die Mobilität und Unabhängigkeit der Patienten. Darüber hinaus kann die transdermale Applikation auch bei Tumoren angewendet werden, bei denen eine orale Zufuhr nicht möglich ist, z. B. Tumore im Bereich des Gastrointestinaltraktes. Auch bei häufigem Erbrechen und Schluckbeschwerden bietet sich die Pflastertherapie an. Das Fentanyl-TTS ist relativ gut verträglich. Es verursacht wesentlich geringere gastrointestinale Nebenwirkungen als orale Opioidzubereitungen.

Weniger Obstipation

Die opioidtypische Obstipation tritt mit dem Pflaster durch Umgehung des Gastrointestinaltraktes weniger ausgeprägt auf. Dadurch kann der Verbrauch an Laxantien vermindert werden. Neben weiteren opioidtypischen Nebenwirkungen treten selten pflasterspezifische Hautreaktionen auf. Die Gefahr der psychischen Abhängigkeit tritt bei der transdermalen Therapie ebensowenig auf wie bei der oralen Therapie, sofern die Applikation antizipativ erfolgt (die Opioide werden appliziert, bevor die Konzentration unter das Wirkniveau absinkt).

Kontraindikationen

Trotz der guten Verträglichkeit gibt es auch Kontraindikationen für die transdermale Applikation. Hierzu zählen aktive Hauterkrankungen und übermäßiges Schwitzen. Beim Schwitzen treten Haftprobleme auf, wodurch eine gleichmäßige Wirkung nicht mehr gewährleistet ist. Bei wechselhaften Schmerzzuständen ist es kontraindiziert, wie oben beschrieben.



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