DAZ aktuell

QMS für Apotheken: Ja, aber wie?

Die Mitgliederversammlung der ABDA hat sich auf ihrer Sitzung am 30. Juni für die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen (QMS) in Apotheken ausgesprochen. Um diese Systeme inhaltlich auszufüllen, solle die ABDA die Entwicklung von Qualitätsstandards für diese Systeme vorantreiben.


Die Entwicklung inhaltlicher Qualitätsstandards bietet sich insbesondere für die zukunftsweisenden Aufgaben auf den Gebieten der Beratung und Pharmazeutischen Betreuung an. Dies kann die flächendeckende Entwicklung der Pharmazeutischen Betreuung fördern und dabei ein inhaltlich angemessenes Qualitätsniveau sicherstellen. Doch setzen solche pharmazeutischen Qualitätsstandards funktionierende Systeme voraus, die in den Apotheken für strukturierte Arbeitsabläufe und die entsprechende Dokumentation sorgen. Für die Installation solcher QMS stehen verschiedene Konzepte zur Auswahl, die die ABDA im Rahmen eines Modellversuches im vorigen Jahr getestet hat. Doch hat die Mitgliederversammlung keine Empfehlung zugunsten eines bestimmten Konzeptes verabschiedet, so daß die Wahl den Landesorganisationen und den einzelnen Apotheken überlassen bleibt.
Bisher wurden auf Veranstaltungen zum Thema QMS - wie jüngst beim Interpharm-Forum auf der Interpharm in Leipzig - in erster Linie der grundsätzliche Nutzen solcher Systeme für die innerbetriebliche Organisation und Kommunikation sowie die allgemeinen Aspekte der inhaltlichen Qualitätssicherung dargestellt. Doch nun dürften angesichts der bestehenden Alternativen die ganz speziellen Unterschiede zwischen den konkreten Angeboten für Apotheken an Bedeutung gewinnen.
Derzeit werden in Deutschland drei verschiedene Konzepte angeboten, die auf die drei Projekte des ABDA-Modellversuches zurückgehen. So bietet der Hessische Apothekerverband ein TQM-Musterhandbuch und ein zweitägiges Seminar zur Umsetzung des Konzeptes an, wobei eine anschließende Zertifizierung nach der DIN EN ISO 9002 angestrebt wird. Diese international gebräuchliche Norm wendet sich an Dienstleistungs- und Herstellungsbetriebe aller Wirtschaftsbereiche. Wegen der Zertifizierung durch ein standesunabhängiges privatwirtschaftliches Zertifizierungsunternehmen müssen hier neben den Kosten für die Beratung und Schulung unbedingt auch die Kosten für die Zertifizierung, die jährlichen Zwischenaudits und die regelmäßig erforderlichen Rezertifizierungen berücksichtigt werden. Neben der ISO-Zertifizierung dürfte sich dieses Konzept von den beiden Alternativen in erster Linie durch den Weg zur Einführung des QMS unterscheiden. Denn das Konzept des Hessischen Apothekerverbandes geht von einem einmal erstellten Musterhandbuch aus, das den konkreten Verhältnissen in den Apotheken angepaßt wird.

Der Weg zum eigenen QMS-Handbuch


Dagegen wählen die Konzepte der Apothekerkammer Niedersachsen und des Steinbeis-Transfer-Zentrums für Qualität und Umwelt (TQU), Ulm, in Baden-Württemberg gerade den umgekehrten Weg. Hier wird die individuelle Erarbeitung des Handbuches in der Apotheke mit dem gesamten Team als entscheidender Vorteil gepriesen, denn so lassen sich konkrete Probleme einzelner Apotheken mit individuell ausgewählten Mitteln lösen. Auch bei der formalen Gestaltung und konzeptionellen Gliederung der apothekenindividuellen QMS werden den Apotheken hier große Freiheiten eingeräumt. Wie die Erfahrungen mit den bisher über 200 Teilnehmerapotheken in Niedersachsen zeigen, unterscheiden sich die entwickelten Handbücher und damit auch die Qualitätsmanagement-Konzepte in den einzelnen Apotheken beträchtlich. Dabei wird der bestehende Freiraum als Chance zu eigenständigen Lösungen verstanden.
Doch unterscheiden sich auch das in Baden-Württemberg entwickelte Konzept, das auf eine Initiative der dortigen Landesapothekerkammer zurückgeht, und das Konzept der Apothekerkammer Niedersachsen. In Baden-Württemberg wird vom TQU, Ulm, ein Programm mit drei Seminartagen und einem Apothekentag angeboten, das die Apotheken bei der Installation eines QMS unterstützt. Dabei werden die apothekenindividuellen Probleme in Arbeitsgruppen behandelt. Doch ist hier zur Zeit keine Zertifizierung vorgesehen. Allerdings bleibt die Möglichkeit bestehen, das QMS eigenständig oder mit Hilfe von Beratern an die ISO-Normen anzupassen und sich dies von einem privatwirtschaftlichen Zertifizierer bescheinigen zu lassen.
Für das in Niedersachsen entwickelte Konzept bietet das Institut für Kommunikation und Führung (IKF), Undeloh, zweitägige Seminare an, in denen Apothekern die Kenntnisse zur eigenständigen Installation eines QMS in der Apotheke vermittelt werden. Außerdem werden in den Seminaren die Bedingungen für die Zertifizierung durch die Apothekerkammer Niedersachsen durchgearbeitet. Wenn die Handbücher im Einklang mit diesen Minimalbedingungen erstellt werden, erteilt die Kammer nach Prüfung der Handbücher und einer speziellen Apothekenbegehung ein Zertifikat, wozu die Kammer aufgrund des Niedersächsischen Kammergesetzes legitimiert ist. Bis Anfang Juli 1998 wurden bereits mehr als zehn Zertifikate vergeben, obwohl das Modellprojekt für die Offizinapotheken erst im Juni 1997 begonnen hatte.
Somit bietet sich den interessierten Apotheken eine recht breite Auswahl unterschiedlicher Wege zur Umsetzung des Qualitätsmanagement-Gedankens in der Apotheke.
Nähere Einzelheiten zu den verschiedenen Angeboten sowie Terminangaben sind in den Ankündigungen der DAZ zu finden (für das Angebot des Hessischen Apothekerverbandes in DAZ Nr. 27, Seite 66 ff.; für das Angebot des TQU, Ulm, in DAZ Nr. 19, Seite 69 ff.; für das Angebot der Apothekerkammer Niedersachsen und des IKF, Undeloh, in dieser DAZ, Seite 51 ff.).

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.