Arzneimittel und Therapie

Immunzellen gegen den Hautkrebs

Das maligne Melanom läßt sich im Spätstadium mit einer gezielten Aktivierung des Immunsystems erfolgreich bekämpfen. Dazu werden sogenannte dendritische Zellen präpariert, zentrale Boten des Immun- systems, damit sie T-Killerzellen gegen den Tumor und seine Metastasen aktivieren.


Selbst Melanome in weit fortgeschrittenem Stadium lassen sich mit einer gezielten Aktivierung des Immunsystems komplett zerstören. Bei zwei von insgesamt 16 Patienten konnte mit dieser neuen Therapie eine völlige Rückbildung von Tumor und Metastasen erreicht werden. Beide Patienten sind auch heute, zwei Jahre nach der Therapie, gesund und frei von Krebs. Bei drei weiteren Patienten erbrachte die Therapie eine Verringerung der Tumorzahl und -dicke um mehr als die Hälfte.

Dendritische Zellen gegen Tumore


Im Mittelpunkt der neuen Therapie stehen die sogenannten dendritischen Zellen. Sie fallen äußerlich durch ihre langen strahlen- oder sternförmigen Fortsätze auf und spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem. Sie patroullieren im gesamten Körper umher, nehmen Antigene auf, zerlegen sie und präsentieren Bruchstücke davon auf ihrer eigenen Zelloberfläche. Damit wandern sie zurück in Lymphknoten und Knochenmark, wo sie diese Antigene den B- und T-Lymphozyten präsentieren. Erst dadurch entwickelt sich überhaupt eine großangelegte spezifische Immunantwort. Auch gegen Tumore lassen sich die dendritischen Zellen in Stellung bringen.

Studie mit 16 Patienten


16 Patienten, alle in Stadium IV der Melanomerkrankung, nahmen an der Studie teil. Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits im ganzen Körper Metastasen, alle heute vorhandenen Therapiemöglichkeiten sind ausgeschöpft. Chemo-, Strahlentherapie und Operationen ermöglichen im Durchschnitt nur noch ein Überleben für maximal neun Monate.

Dendritische Zellen werden mit Tumorantigenen beladen


Zunächst wurden aus dem Blut der Patienten Monozyten, weiße Blutkörperchen, isoliert, die normalerweise als Freßzellen defekte Zellen und Zelltrümmer aus dem Weg räumen. Durch Zugabe spezieller Wachstumsfaktoren differenzierten diese Monozyten im Laufe von einer Woche in Laborkultur zu dendritischen Zellen. Diese wurden mit geeigneten Tumorantigenen beladen. Die Anzucht der Zellen und die anschließende Inkubation mit den Antigenen muß dabei für jeden Patienten individuell erfolgen.
Bisher sind bereits mehr als 20 melanomspezifische Antigene bekannt. Die dendritischen Zellen präsentieren aber immer nur ein Bruchstück, ein Peptidfragment, dieser Antigene. Die Peptide werden nur zusammen mit MHC-Molekülen der Klasse I präsentiert. Die Zusammensetzung dieses Komplexes ist jedoch bei jedem Menschen anders und entscheidet über die Art des präsentierten Peptids.
Für die MHC-Typen einiger Patienten waren die Peptide bekannt - in diesen Fällen konnten die dendritischen Zellen direkt mit den Eiweißbruchstücken beladen werden. Bei Patienten mit anderen HLA-Typen wurden alternativ die dendritischen Zellen mit einem kompletten Lysat aus Gewebeproben der Tumoren des Patienten inkubiert. Auch dies führte in einigen Fällen zum Erfolg.
Anschließend erhielt jeder Patient mehrere Injektionen seiner präparierten dendritischen Zellen. Sie sollten vor allem die sogenannten T-Killerzellen aktivieren. Diese Gruppe der T-Lymphozyten kann Zellen zerstören, die von Viren oder Bakterien befallen sind, aber auch Tumorzellen. Doch normalerweise werden T-Killerzellen bei Krebspatienten nicht oder nur unzureichend aktiviert.

Zwei der Patienten sind tumorfrei


Zwischen der 6. und 10. Woche nach Therapiebeginn gingen bei fünf Patienten die Zahl der Tumoren und deren Dicke drastisch zurück. Zumindest zwei der Patienten sind bis heute vollkommen frei von Tumoren - Patienten, bei denen der Krebs so weit fortgeschritten war, daß eigentlich keine Hoffnung mehr bestand.
Generell gab es nur geringe Nebenwirkungen der Therapie. Für Anfang 1999 ist eine Phase-II/III-Studie geplant, bei der an über 200 Patienten die Wirksamkeit der neuen Impfstrategie weiter untersucht werden soll. Mit diesen Arbeiten wird die seit Jahren erforschte Möglichkeit zu einer "Vakzinierungstherapie" gegen das Melanom ein Stück wahrscheinlicher.

Auszeichnung für Krebsforschung


Für seine Forschungen auf diesem Gebiet erhielt Dr. Dirk Schadendorf, Leiter der klinischen Kooperationseinheit Dermato-Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) an der Universitätsklinik Mannheim, im Oktober den Vincenz-Czerny-Preis für Onkologie, der von der Firma Lilly Deutschland GmbH gestiftet wurde.
Quelle
Pressemitteilung der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.
daz

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