- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 49/1998
- Macht den Tag zur Nacht
DAZ aktuell
Macht den Tag zur Nacht!
Den vollständigen Artikel können Sie in der Printausgabe der DAZ Nr. 49 auf Seite 37 lesen
Lutz Bäucker
Die Herren kamen in gedeckten Anzügen, trugen düstere Mienen zur Schau und fanden nur drastische Worte: Von "Arbeitsplatzvernichtungsprogramm" war die Rede. Und davon, daß man die "Orangen nicht bis zum Geht-nicht-mehr" auspressen kann, denn: "Irgendwo sind Grenzen!" Was, so die beiden ernsten Herren weiter, zu Entlassungen führen wird und dazu, daß "die Apothekenleiter wieder mehr arbeiten müssen." Was an und für sich ja nichts Verwerfliches ist. Doch darum ging es vergangene Woche in München gar nicht: Unsere neue Regierung in Form von Frau A. Fischer und deren neue Versuche, das deutsche Gesundheitswesen zu reformieren - das war das Thema (siehe Bericht in der DAZ-Montagsausgabe vom 30.
November). Unsere beiden Herren - bayerischer Apo-Präsident der eine, bayerischer Apo-Vorsitzender der andere - sprachen von "Danaer-Geschenken", rechneten uns tausende von "Ausstellungen" angestellter Mitarbeiter vor, riefen: "Skandal!" und bezeichneten die Pläne als "moralisch anstößig".
Starker Tobak aus Apothekermund, Aufputschmittel, das wir bisher so noch nie rezeptfrei auf den Tisch bekommen haben. Wir haben nichts gegen einen neuen Kick, zumal in diesen Zeiten, in denen es uns mal wieder ans Leder gehen soll und wohl auch wird. Eine approbierte Kollegin aus dem Bayerischen Wald sorgte für klare Sicht: "Die Angestellten fürchten die Reaktionen der Chefetagen, Änderungskündigungen hin zu mieseren Bedingungen oder gar Blaue Briefe. "Es wird eng, selbst die Jüngeren kriegen Panik!" So ist die Lage gerade auf dem Land, wo vor allem Frauen kaum eine neue Stelle bekommen. Da ist es gut, daß deutliche Worte fallen.
Weniger gut: Zu einer entsprechenden Protestversammlung tröpfelten gerade mal 500 Betroffene - das ist zuwenig in Zeiten steigender Fluten! Von Demos, Flugblättern, Aufklärung der Öffentlichkeit und mehr Wirbel wollen unsere Herren derzeit nichts wissen: sachlich statt polemisch, so ihr Motto. Doch damit werden sie - und alle anderen Herrschaften in führender Apo-Funktion - nicht weit kommen, wenn sich die düsteren Worte bewahrheiten sollten. Denn klagende Worte nimmt den Apothekern keiner mehr ab, wir müssen drastischer werden: "Ein Tag Nachtdienst für alle!" - bevor es dunkel wird...
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.