Randnotitz

Mehr Klappern

Natürlich darf man Medikamente nicht nur als Kostentreiber für die gesetzliche und private Krankenversicherung sehen. Und natürlich gilt es, den positiven Nutzen des effektiven Arzneieinsatzes im Gesamtzusammenhang darzustellen. Ich denke, dass mit den bisherigen Modellen zu Pharmaceutical Care die ersten wichtigen Schritte getan wurden. So haben die Ergebnisse der Hamburger Asthma-Studie gezeigt, wohin der Weg führen kann, wenn die Apotheker eine umfassende Betreuung forcieren. Es gilt jedoch, nicht nur auf die direkten Kosten etwa durch Noncompliance der Patienten zu schielen.

Dahinter steht mehr. Werden Arzneimittel indikationsbezogen effektiv und effizient eingesetzt, können Krankheiten vermieden werden, liegen Patienten kürzer zu Hause oder in Klinikbetten oder müssen weniger häufig ins Krankenhaus, fehlen sie kurzum seltener an ihrem Arbeitsplatz. Nicht nur Kranken- und Pflegekassen spüren positive Effekte, sondern auch die Rentenkassen, weil Beschäftigte nicht Frührente oder Reha-Maßnahmen beantragen. Ganz abgesehen von der verbesserten Lebensqualität des Kranken selbst, aber die wäre Thema eines weiteren Kommentars. Die Schwierigkeit ist die, das Apothekerkammern und -verbände mit der Evaluierung solcher Studien, die auf den volkswirtschaftlichen Nutzen abheben, finanziell überfordert sind. So ist es folgerichtig, die Kassen mit ins Boot zu holen.

Bleiben die Ärzte. Das Thema effiziente Arzneiversorgung muss mit Augenmaß angegangen werden, sind die Mediziner in diesem Punkt bekanntermaßen sensibel. Gleichwohl führt kein Weg daran vorbei, den Nutzen von Pharmaceutical Care für die Zusammenarbeit zwischen den Heilberufen herauszustellen. Ein aktives Aufeinanderzugehen ist angebracht. Schlecht informierte Mediziner lehnen die Angebote von Apothekern tendentiell ab, wittern gleich Diagnose- und Therapieübernahme.

Wenn in einer Apothekerkammer also Pharmaceutical Care gestartet wird, müssen Kammer oder Verband zugleich die Mediziner darüber aufklären. So wurde jetzt bekannt, dass der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein - mit rund 13 000 Ärzten eine der großen - das Vorhaben der Apothekerkammer bis dato nicht kannte! Das ist verbesserungswürdig. Angebote müssen auch nach außen kommuniziert werden. Klappern gehört zum Handwerk.

Susanne Imhoff-Hasse

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.