Kommentar

Schwarze Schafe und dumme Lämmer

Das Internet boomt - Goldgräberstimmung auf der ganzen Linie. Und eine wunderbare Zeit für Pioniere, die den Spielplatz Internet für die Verwirklichung ihrer Träume nutzen. Die meisten dieser Träume handeln von der Entdeckung von Marktlücken und vom schnellen Geld. Auch bei den Betreibern von Online-Arzneimittelversandhäusern liegt die Intension weniger auf Berufung und Idealismus, sondern in der Hoffnung auf satte Gewinne. Dagegen wäre zunächst gar nichts einzuwenden. Allerdings existieren zwei Arten von Betreibern. Die einen verstehen sich als Internet-Apotheke. Sie bemühen sich um Seriosität, versenden rezeptpflichtige Arzneimittel tatsächlich nur gegen Vorlage von Rezepten und versuchen länderspezifische Versandhandelsverbote zu berücksichtigen. Die anderen scheren sich nicht um solche Kleinigkeiten wie Gesetz oder Verbraucherschutz. Sie sind auch weniger an Kunden interessiert, die indikationsbezogene Arzneimittel bestellen, sondern sprechen all diejenigen an, die mit Hilfe von Pillen schöner, schlanker, potenter, erfolgreicher und glücklicher werden wollen. Schwarze Schafe, die nicht zu packen sind? Kunden, die man nicht belehren kann? Aufklärung, die ins Leere läuft? Ja und nein. Die Betreiber zu packen, ist tatsächlich schwierig. Auch diejenigen Kunden, die sich bewusst sind, dass ihre Bestellung illegal ist, wird man kaum vom Online-Einkauf abhalten können. Diejenigen aber, die aus Unwissenheit handeln, die sich nicht darüber im klaren sind, dass Prozac in Deutschland gar keine Zulassung hat, dass Xenical nur gegen Rezept eingenommen werden darf und dass der Button "legaler Versand in Deutschland" von vornherein Unsinn ist - diejenigen lassen sich mit der entsprechenden Aufklärung wahrscheinlich davon überzeugen, Arzneimittel auch künftig nur über die Apotheke zu beziehen. Wie groß ihr Anteil an den Online-Medikamenten-Käufern ist, kann allerdings niemand sagen, auch über die Gesamtzahl der online bestellten Arzneimittel gibt es keine verlässlichen Zahlen. Eigentlich spielt das aber auch keine Rolle. Auch wenn es momentan vielleicht nur wenige sind und wahrscheinlich sogar in Zukunft nur wenige sein werden - es ist sicher nicht falsch, den Anfängen zu wehren. Beatrice Rall

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