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- AZ 7/2000
- Blütenträume
Kommentar
Blütenträume?
Apotheker-Kooperationen - das Thema hat viele Farben und Facetten, Licht und Schatten.
Es gibt da höchst erfolgreiche Konzepte - solche die Mut machen und Sicherheit geben, andere die nachdenklich stimmen oder zum Schmunzeln anregen, aber auch solche, bei denen sich mir die Nackenhaare hochstellen, obwohl sie, ja weil sie (vordergründig) erfolgreich sind.
Auf der anderen Seite gibt es die Blütenträume, die ewig fruchtlos bleiben, die Eintagsfliegen und die großmaulig anpriesenen Patentrezepte, gepuscht von den immer gleichen "Beratern", die sich ziemlich ungeniert die Taschen füllen - mit dem Geld, dem Wissen, dem Engagement, dem guten Willen von Kollegen, mit der Sehnsucht von Apothekerinnen und Apothekern nach ein bisschen mehr Sicherheit in angeblich unsicherer werdenden Zeiten.
Unverzichtbar ist, so denke ich, dass wir durch erfolgreiche, dynamische Genossenschaften auf der Großhandelsebene sehen, was dort machbar und was denkbar ist und was sich auszahlt. Der Wettbewerb, in dem sie sich bewähren müssen, ist ein Stimulans, das jung hält und beweglich. Da ist noch mehr Musik drin als bislang jedem sichtbar.
Ob das gleiche auch für alle neuen Apotheker-Kooperationen gilt - ich habe da so meine Zweifel. Der Markt wird's zeigen, er wird's richten - wenn wir wachsam sind. Denn manchmal könnte es auch an unsere Fundamente gehen, an die Basis unserer Erfolge, unseres Ansehens. Das gilt z.B., wenn es da tönt, es reiche doch, dass der einzelne Apotheker im "ethischen Geschäft" (gemeint sind die verschreibungspflichtigen Arzneimittel) die Fahne des Heilberuflers hochhält, wenn er sich dort seine Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit bewahrt. Wie bitte? Gerade dort, wo wir (bislang) am meisten mitbestimmen könnten, wo der Patient auf unsere Empfehlung, unser Urteil besonders angewiesen ist - dort, im so genannte OTC-Markt, könnten wir uns ruhig beliebig fremd bestimmen lassen? Da gehe es doch nur "um Marktbearbeitung", nicht mehr um unsere "Kernkompetenz"?
So zu denken, dies zu glauben ist ein Punktschuss - ins Zentrum unserer Glaubwürdigkeit. Er ist nicht weniger gefährlich als jene Kooperatonsformen, die munter-mutig am Fremd- und Mehrbesitzverbot und an der Arzneimittelpreisverordnung sägen. Klaus G. Brauer
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