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Arzneimittel und Therapie
Osteoporose: Auch auf Männerknochen achten!
Sicher: Osteoporose ist bei Männern seltener als bei Frauen. Verfügt doch das männliche Geschlecht über einen größeren Knochendurchmesser und besseren Knochenaufbau und hat nicht unter einem akuten Abfall der Sexualhormone mit den bei Frauen bekannten Folgen zu kämpfen. Auch die insgesamt kürzere Lebenserwartung "schützt" die Herren der Schöpfung vor Knochenschwund.
Dennoch lässt sich bei 6 Prozent der über 50-jährigen Männer eine handfeste Osteoporose (T-Score: -2,5) diagnostizieren, 47 Prozent leiden unter einer Osteopenie und gelten damit als potenzielle Osteoporose-Kandidaten. Die Ignoranz der Osteoporose beim Mann hat zu einem therapeutischen Dilemma geführt. Es gibt kaum gute Studien mit erkrankten Männern. In gemischten Studien ist der Männeranteil derart gering, dass keine aussagefähigen Daten abgeleitet werden können. Die Folge: Medikamente, die zur Osteoporose-Therapie bei postmenopausalen Frauen erfolgreich zum Zuge kommen, wie beispielsweise die Bisphosphonate, haben keine Zulassung für den Einsatz bei Männern.
Aus Vermutungen wurde Sicherheit
Lange deuteten nur kleinere Studien darauf hin, dass Bisphosphonate bei Männern ähnlich gut wirken wie bei Frauen. So zeigte eine offene Untersuchung an 48 Männern mit manifester Osteoporose, dass Etidronat ähnlich gute Effekte bringt wie bei Frauen. Erste Daten über die äquieffektive Wirkung von Alendronat beim Mann erbrachte 1998 eine Studie zur Glucocorticoid-induzierten Osteoporose. Dies bestätigte sich auch an einem rein männlichen Kollektiv mit 60 Männern mit primärer Osteoporose.
Um sicher zu gehen, wurde nun eine offene prospektive kontrollierte Studie ausschließlich mit Männern aufgelegt. 241 Vertreter des starken Geschlechts mit gesicherter Osteoporose (T-Score femoral kleiner -2) zwischen 31 und 87 Jahren erhielten über zwei Jahre entweder 10 mg Alendronat pro Tag oder Plazebo, zusätzlich zu Calcium und Vitamin D. Das Ergebnis war eindeutig: Die Knochendichte der Lendenwirbelsäule nahm um 7,1 Prozent zu (Plazebo: 1,8%), am Oberschenkelhals um 2,5 Prozent (Plazebo: -0,1%).
Alendronat versus Alfacalcidol
Aus japanischen Studien war bekannt, dass Alendronat bei Frauen mit Osteoporose besser wirksam ist als Alfacalcidol. Dass dies auch für die Therapie beim Mann gilt, zeigte kürzlich eine prospektive kontrollierte Drei-Jahres-Studie an 134 Probanden mit primärer Osteoporose. Die Männer erhielten täglich entweder 10 mg Alendronat oder 1 mg Alfacalcidol, zusätzlich zu der üblichen Calciumgabe. In beiden Gruppen gingen die Rückenschmerzen zurück.
Betrachtete man die Knochendichte (BMD), wurde der Vorteil des Bisphosphonats deutlich: Zunahme der BMD an den Lendenwirbelsäulen um 10,1% (Alfacalcidol: 2,8%), am Oberschenkelhals um 5,2% (Alfacalcidol: 2,2%). Dementsprechend traten bei den Männern, die Alendronat erhielten, weniger vertebrale Frakturen auf. Bei den Nebenwirkungen gab es keine entscheidenden Unterschiede. Das Bisphosphonat scheint demnach für die Osteoporosetherapie besser geeignet zu sein als Alfacalcidol.
Allgemeines Fazit der Studien: Auch bei Männern muss die Möglichkeit einer Osteoporose ins Auge gefasst und bei positivem Befund entsprechend konsequent behandelt werden.
Quelle: Symposium "Osteoporosetherapie 2000" auf dem Osteologenkongress, Würzburg, 3. März 2000, veranstaltet von MSD, München.
Fanden Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen über lange Jahre nahezu ohne Frauenbeteiligung statt und sind die Daten für Diagnose und Therapie entsprechend lückenhaft, geraten bei der Osteoporose eher die Männer ins Hintertreffen. Völlig zu Unrecht, wie sich nun herausstellte. Denn auch beim starken Geschlecht schwinden im Alter die Knochen!
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