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- DAZ 15/2000
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Arzneimittel und Therapie
Photodynamische Therapie: Mit dem Laser gegen schwindende Sehschärfe
Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine der häufigsten Ursachen für einen irreversiblen Verlust des zentralen Sehvermögens, bei dem auch die Lesefähigkeit verloren geht. Betroffen sind Menschen ab dem 50. Lebensjahr. In den Industriestaaten sind etwa 2,5 Millionen Menschen daran erkrankt. Zunächst nimmt der Patient gerade Linien als Wellen wahr, später kann er Gegenstände, Gesichter, Textstellen, die er fixiert, nicht mehr erkennen - die Orientierung bleibt jedoch erhalten. Die Erkrankung kann schleichend zur Erblindung führen.
Unterschiedlich aktive Formen
Bei dieser Erkrankung der Netzhaut unterscheidet man eine weniger aktive "trockene" Form und eine höchst aggressive "feuchte" Form. Bei der feuchten Makuladegeneration bilden sich unter der Netzhaut kleine Knäuel aus winzigen, wuchernden Blutadern. Aus diesen entleert sich Flüssigkeit und Blut. In der Netzhaut entsteht eine Blase, die mit der Zeit vernarbt und zu einem weitgehenden Verlust der Sehkraft in dem betroffenen Gebiet führt.
Gezieltes Veröden der Blutgefäße
Bisher gibt es für die Erkrankung kaum Behandlungsmöglichkeiten, da die strukturelle Einheit des Augengewebes eine gezielte Manipulation erschwert. In einigen Fällen, in denen eine gut abgrenzbare Gefäßwucherung außerhalb oder direkt neben dem Netzhautzentrum liegt, kann diese mit einem Laser verödet werden. Doch die Hitze des Laserstrahls zerstört auch die darüberliegende Netzhaut.
Nicht-thermisches Licht
Bei der photodynamischen Therapie wird zwar auch ein Laser eingesetzt, er arbeitet jedoch mit dem nichtthermischen Licht einer genau definierten Wellenlänge und aktiviert einen vorher applizierten Arzneistoff: Bei dieser Behandlung wird dem Patienten Verteporfin, ein so genannter Sensibilisator, in die Armvene injiziert. Verteporfin ist ein lipophiler, licht-aktivierbarer Farbstoff, der sich in hoher Konzentration praktisch ausschließlich in den krankhaften Blutgefäßen ansammelt.
Das injizierte Verteporfin bildet mit dem LDL, das sich im Blutkreislauf befindet, einen Komplex. Dieser LDL-Verteporfin-Komplex bindet an LDL-Rezeptoren, die in den neu gebildeten Gefäßen im Auge überproportional vorhanden sind. Nach 10 Minuten wird das Auge etwa 80 Sekunden lang mit dem Laser bestrahlt. Durch diese Bestrahlung bildet Verteporfin Sauerstoffradikale. Die phototoxische Reaktion zerstört die krankhaften Blutgefäße, während die normalen Blutgefäße der Netzhaut nicht reagieren. Die undichte Gefäßneubildung unter der Netzhaut kann somit verschlossen werden, und die Flüssigkeitsansammlungen trocknen aus. Da keine Hitze entsteht, wird auch die über den Blutgefäßwucherungen liegende Netzhaut nicht geschädigt. Zwar ist die photodynamische Therapie nicht in der Lage, bereits geschädigte Netzhautzellen zu heilen, aber sie kann häufig einer fortschreitenden Sehverschlechterung vorbeugen, indem sie eine weitere Ausbreitung des Krankheitsherdes verhindert.
Ergebnisse nach einem Jahr
Bislang haben 609 Patienten mit Gefäßneubildungen infolge einer altersbedingten Makuladegeneration in 22 Klinikzentren in den USA und Europa an einer doppelblinden randomisierten Studie teilgenommen. 402 Patienten bekamen das Sensibilisator-Medikament Verteporfin und 207 ein Plazebo infundiert. Die photodynamische Therapie führte bei 61 Prozent der Patienten zu einer Stabilisierung oder einer Verbesserung der Sehkraft. In der Plazebogruppe zeigten nur 45,9 Prozent der Patienten eine Stabilisierung der Sehschärfe.
Der in den klinischen Studien verwendete Farbstoff Verteporfin ist in Deutschland noch nicht als Medikament zugelassen. Mit der Genehmigung durch die Gesundheitsbehörden wird im Herbst diesen Jahres gerechnet. Die Therapie mit Verteporfin ist in der Schweiz seit 1999 zugelassen, in den USA wird für März 2000 die Zulassung durch die FDA erwartet.
Die photodynamische Therapie ist ein neues Verfahren zur Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration. Bei dieser Technik wird der in die Armvene injizierte Wirkstoff Verteporfin im Auge durch einen Laserstrahl aktiviert. Die dadurch erzeugten Radikale bringen die kranken Blutgefäße gezielt am Ort des Entstehens zum Absterben, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen.
Erkrankungen der Makula führen zu einer Störung oder einem Verlust der zentralen Sehschärfe. Praktisch bedeutet dies, dass ausgerechnet das, was man fixiert, verschwimmt oder verschwindet. Zwar bleibt das Sehen zu den Seiten hin erhalten, man kann sich im Raum und im Freien orientieren, aber man kann nicht mehr lesen. Diesen Zustand nennt man "Blindheit im Sinne des Gesetzes".
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