- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 3/2000
- Volkskrankheit Fußpilz
DAZ aktuell
Volkskrankheit Fußpilz
Wer sein Leben ohne Fußpilz verbringen möchte, muss auf viel verzichten: Hotels, Saunen, Schwimmbäder, Moscheen. Laut eines Artikels von "Der Spiegel" lauert der Erreger Trichophyton rubrum überall auf unbedeckte Füße, um zumindest seine hartlebigen, Hitze und Kälte überdauernden Sporen zwischen den Zehen anzusiedeln. Im feuchtwarmen Klima gedeiht der Pilz prächtig, deshalb ist er bevorzugt auf Haut, Haaren und Nägeln zu finden. Niemand müsse befürchten, dass der Pilz, wie die teils gefährlichen Candida-Hefepilze, ins Innere des Körpers vordringe. Ein Wachstum bei Temperaturen über 35 °C sei nicht mehr möglich. Menschen mit gut durchbluteter, warmer Haut seien deshalb quasi vor Fußpilz gefeit, während Diabetiker und ältere Menschen schnell ein Opfer des allgegenwärtigen Pilzes würden. Weltweit hat der Erreger seinen Siegeszug angetreten und dabei harmlosere Formen wie den Pilz Epidermophyton floccosum verdrängt.
Allein in Deutschland soll es laut "Der Spiegel" 16 Millionen Paar Füße geben, die mit Rötungen, Schuppen, Bläschen und Jucken kämpfen. Der hochinfektiöse Mikroorganismus ist mehr als ein peinliches Hygieneproblem, er verlagert seine Aktivität von den Sohlen auch unter die Fußnägel. Diese verkrümmen sich und verursachen so in Schuhen Druckschmerzen. Fußdesinfektionsanlagen sind wirkungslos, schreibt der "Spiegel"-Artikel, da die nötige Einwirkdauer beim üblichen Schwimmbad- und Saunabetrieb von den Benutzern nicht eingehalten wird. Zudem gelten viele verwendete Chemikalien als nicht unbedenklich. So wird dann eher eine Allergie ausgelöst als der Pilz abgetötet. Da jeder Infizierte pro Schritt circa 50 Hautschuppen verliert, ist das Tragen von Schuhen in jeder Situation ein effektives Mittel, um dem Pilz auszuweichen.
Ein anderer wesentlicher Punkt bei der Infektionsvermeidung ist das strikte Trocknen der Füße, vor allem der Zehenzwischenräume, um dem Pilz nicht eine geeignete Brutstätte anzubieten. Dem hartnäckigen Mikroorganismus ist, vor allem wenn er sich unter den Nägeln ausgebreitet hat, nur mit viel Geduld Einhalt zu gebieten. Der Heilungsprozess setzt nicht von alleine ein. Eine medikamentöse Behandlung ist allerdings aufwendig. Seit die Arzneimittel budgetiert werden, verlagert sich die Behandlung des Fußpilzes in die Selbstmedikation. "Hier schlägt die Gesundheitspolitik voll durch", sagt Fußpilzforscher Tietz von der Berliner Charité in einem Gespräch mit dem "Spiegel". Ärzte sollten sich nicht nur auf die Diagnose mit dem routinierten Auge verlassen, so der Rat des Magazins, manchmal offenbare ein Mikroskop Kleinigkeiten mit großer Tragweite.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.