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Arzneimittel und Therapie
Metastasiertes Mammakarzinom: Therapieziel hohe Lebensqualität
In der Therapie des metastasierenden Mammakarzinoms, immerhin Todesursache Nummer 1 bei Frauen ab 50, geht es nur mühsam voran. Polychemotherapien, beispielsweise Cyclophosphamid plus Doxorubicin oder Docetaxel in verschiedenen Regimes, sind derzeit Standard. Hochdosistherapien, von denen man sich Erfolg versprach, zeigen hohe Nebenwirkungsraten und bringen kaum ein Plus an Effektivität. Eine echte Alternative sind Monotherapien in Standarddosierungen, die sich durch gute Wirksamkeit und ein besonders geringes Nebenwirkungsspektrum auszeichnen.
Mit Capecitabin (Xeloda), einem oral verfügbaren 5-Fluorouracil-Prodrug, das erst im Tumor aktiviert wird, lassen sich Responderraten von 30 bis 36 Prozent erreichen, bei stark vorbehandelten Patienten von 20 bis 25 Prozent.
Quelle: Pressekonferenz: "Metastasiertes Mammakarzinom: Lebensqualität im Focus", München, 13. Juni 2000, veranstaltet von Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Whylen.
Genau unter die Lupe genommen wurde Capecitabin u.a. in einer Phase-II-Studie mit 76 auswertbaren Patientinnen, bei denen eine taxanhaltige Therapie versagt hatte. Die Patientinnen erhielten das Chemotherapeutikum in einer Tagesdosis von 2500 mg/m2 über zwei Wochen. Nach einer einwöchigen Pause wurde die Behandlung wiederholt. Unter diesem Regime ging bei 24 Prozent der Patientinnen der Tumor um mehr als 50 Prozent zurück, wobei die Dauer der Remission bei acht Monaten lag. Am häufigsten klagten die Patientinnen während der Therapie über eine Diarrhö (18%) oder das Hand-Fuß-Syndrom (18%). Mit 11 Prozent seltener wurde Erbrechen angegeben.
Dass Capecitabin relativ gut vertragen wird, liegt unter anderem daran, dass es erst von den Tumorzellen in seine aktive Form überführt wird. Noch gezielter ist die Therapie, wenn der Wirkstoff an bestimmten Oberflächenstrukturen der Tumorzellen angreift.
Gezielt angreifen mit Trastuzumab
Trastuzumab (Herceptin), ein rekombinanter, humanisierter, monoklonaler Antikörper, greift am Onkogen HER2 an, das von 25 bis 30 Prozent der Mammakarzinome überexprimiert wird. Damit wirkt er spezifisch gegen Tumorzellen und schädigt gesundes Gewebe nicht oder nur in geringem Umfang.
In den Zulassungsstudien ließ sich mit Trastuzumab kombiniert mit einer Chemotherapie die Ansprechrate im Vergleich zur Chemotherapie allein steigern. Vor allem aber verlängerte sich der progressionsfreie Zeitraum und die Gesamtüberlebensrate. Derzeit laufen verschiedene Studien, die den Stellenwert von Trastuzumab noch genauer prüfen. So wird die Kombination von Trastuzumab mit Docetaxel in der First-Line-Therapie beim metastasierten Mammakarzinom ebenso getestet wie die Effizienz einer Trastuzumab-Monotherapie bei Patientinnen mit mindestens einer vorangegangenen Chemotherapie.
Das Problem der Kardiotoxizität steht im Mittelpunkt einer weiteren Studie. Da insbesondere Patientinnen, die neben Trastuzumab Doxorubicin erhielten, überdurchschnittlich häufig eine Herzinsuffizienz entwickeln, wird im Therapieregime nun Doxorubicin durch Epirubicin, das eine geringere Kardiotoxizität besitzen soll, ersetzt.
Gegen Anämie und Frakturen
Immer deutlicher kristallisiert sich in der Therapie des Mammakarzinoms die Bedeutung der supportiven Therapie heraus. Wird hier "geschlampt", geht dies klar auf Kosten der Lebensqualität. So sollte bereits bei der ersten Knochenmetastase eine Therapie mit Bisphosphonaten wie Ibandronat (Bondronat) begonnen werden, um den drohenden Knochenabbau, Frakturen, vor allem aber auch Schmerzen rechtzeitig entgegen zu wirken. Ob eine frühzeitige Bisphosphonatgabe auch die Überlebenszeit verlängern kann, ist noch offen.
Ein zweites, bislang meist unterschätztes Problem ist die Anämie. Bereits 13 Prozent der Mammakarzinompatientinnen haben bei der Erstdiagnose einen zu niedrigen Hämoglobinwert. Er wird inzwischen mit der Stimmungslage und dem Appetit der Patientinnen in engem Zusammenhang gesehen. Steigern lässt er sich durch die Gabe von rekombinantem humanem Erythropoetin (z.B. NeoRecormon). Damit verbessert sich letztlich aber nicht nur der Blutwert, auch die physische und psychische Leistungsfähigkeit der Patientinnen bekommt einen positiven Schub. Diskutiert wird derzeit auch, ob Patientinnen, die Erythropoetin erhalten, besser auf eine Chemotherapie ansprechen.
Das metastasierte Mammakarzinom ist nicht heilbar. Die Therapie setzt daher auf eine Verlängerung der Lebenszeit bei möglichst guter Lebensqualität. Neue Perspektiven in der Chemotherapie, aber auch eine verbesserte supportive Behandlung können es den Patientinnen erleichtern, mit dem Mammakarzinom als chronischer Erkrankung zu leben.
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