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Noweda weiter auf stetigem Wachstumskurs
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Klaus G. Brauer, Essen, dankte der Führungsmannschaft der Noweda für die geleistete Arbeit und das außergewöhnlich gute Ergebnis. Das Unternehmen halte den Mitgliedsapotheken mit seinen Leistungen den Rücken frei. Beruhigend sei insbesondere, dass das apothekereigene Unternehmen den Apotheken nicht über fremde Apothekenketten in den Rücken fallen werde. Hinsichtlich der Position der Apotheken in der Öffentlichkeit stellte er eine Diskrepanz zwischen den guten Werten bei der Kundenzufriedenheit und der öffentlichen Reaktion auf die Internetapotheke DocMorris fest. DocMorris gebe zu, als Rosinenpicker nur wenige teure Arzneimittel langsam und ohne Notdienst zu liefern. Dennoch werde diese "ziemlich zynische Position" in den Medien mit Ermunterung quittiert. Den Grund hierfür sieht Brauer darin, dass Apotheker sich zu wenig einmischen. So sei jeder gefordert, "mehr und entschiedener als bisher auch die positiven Nachrichten in die Öffentlichkeit zu transportieren."
Gute Zahlen in schwierigem Umfeld
Die Rahmenbedingungen für Apotheken und Pharmagroßhandel werden nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Dietrich L. Meyer angesichts der fortschreitenden "Labilität und Unberechenbarkeit" der Politik immer schwieriger. Dennoch stellte er in seinem Vorstandsbericht erneut verbesserte Geschäftsergebnisse der Noweda-Gruppe vor. In der Zeit vom 1. 7. 1999 bis zum 30. 6. 2000 betrug der Nettoumsatz 2,352 Mrd. DM. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 5,04% mehr, ohne Konsolidierung der Tochtergesellschaft Optima sogar 5,33% mehr. Wegen einer Verrechnungsumstellung bei der Transportgesellschaft Optima, die nun Franchise-Gebühren abrechnet, sei letzteres die angemessenere Vergleichszahl. Die positive Entwicklung ist zum Teil auf die erhöhte Mitgliederzahl zurückzuführen, die von 5.014 auf 5.203 anstieg. Der Großhandelsmarkt insgesamt entwickelte sich in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Im genannten Zeitraum ergab sich der größte Zuwachs in Bayern mit 5,56%, der schwächste Wert in Sachsen-Anhalt mit einer Abnahme von 3,66%. Im Liefergebiet der Noweda betrug der Zuwachs 2,42%, doch liegt der für den Vergleich relevante Bruttoumsatzanstieg der Noweda bei 5,45%.
Neue Niederlassung beeinflusst Bilanz und Geschäftsergebnis
Veränderungen in der Bilanz ergeben sich hauptsächlich durch Investitionen und das zusätzliche Warenlager in der neuen Niederlassung in Schwerte/Ergste. Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 27.251 TDM investiert. Das Anlagevermögen stieg um 13,8 Mio. DM, das Umlaufvermögen um 15,6 Mio. DM. Die Bilanzsumme erhöhte sich insgesamt um 29,5 Mio. DM auf 703,4 Mio. DM.
Dem steht ein Zuwachs des Eigenkapitals um fast 10 Mio. DM gegenüber - 6,5 Mio. von den Mitgliedern und 3,5 Mio. durch Zuweisung von Rücklagen. So ergibt sich trotz der Investitionen eine leicht erhöhte Eigenkapitalquote von 24%, nach Einschätzung Meyers insgesamt eine solide Finanzierung.
Die neue Niederlassung verbessert die Belieferung der Apotheken im östlichen Ruhrgebiet und im Sauerland und war angesichts der Kapazitätsengpässe in Essen erforderlich. Doch wurde die Eröffnung am 1. April von einem traurigen Ereignis überschattet, da der vorgesehene Niederlassungsleiter Dr. Kai Krabiell noch am gleichen Abend im Alter von 42 Jahren plötzlich verstarb. Da er an der Projektierung und Realisierung der Niederlassung in Schwerte/Ergste maßgeblichen Anteil hatte, werde die Noweda dieses Hauses immer mit ihm und seiner Arbeit verbinden.
Auch die Gewinn- und Verlustrechnung wurde durch das neue Haus beeinflusst. Der Rohertrag stieg um 5,1% auf 195.249 TDM und wuchs damit geringfügig stärker als der Umsatz. Bei der Finanzierung des neuen Hauses wurden möglichst viele Beträge kurzfristig als Kosten abgerechnet und nicht aktiviert. So stiegen die Personalkosten um 8,5%, die Abschreibungen um 8,8% und die Sachkosten um 2,7%. Das Betriebsergebnis sank dadurch planmäßig auf 34.416 TDM. Insbesondere durch das neue Haus nahm das Personal um 58 Vollzeitkräfte zu. Insgesamt sind 1.718 Mitarbeiter in der Noweda-Gruppe beschäftigt, umgerechnet auf Vollzeitkräfte 1.227.
Unveränderte Dividende
Im Vergleich zum Vorjahr mit hohen Zinskosten durch die einmalige Umstrukturierung der Zinssicherungsmaßnahmen verbesserte sich das Zinsergebnis beträchtlich. Die Zinskosten sanken um 29% auf 14.001 TDM. Zugleich habe sich die Zinssicherung angesichts des gestiegenen Kapitalmarktzinses als vorteilhaft erwiesen. So ergab sich ein um 6% gestiegener Jahresüberschuss von 12.203 TDM und ein Bilanzgewinn von 14.220 TDM für die Noweda-Gruppe. Die Ertragsentwicklung in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres verliefe planmäßig weiter positiv. Die Generalversammlung beschloss, eine unveränderte Dividende zu zahlen. Daraufhin erhalten die Mitglieder am 15. Dezember eine Dividende von 9% zuzüglich 2% Bonus auf die Pflichtanteile und 10,8% zuzüglich 2,4% Bonus auf die freiwilligen Anteile. Meyer verwies auf den über viele Jahre bestehenden erheblichen Abstand zur Kapitalmarktrendite, die derzeit bei etwa 4,7% anzusetzen sei.
Reform der Krankenversicherung nötig
Traditionsgemäß bot der Vorstandsvorsitzende in seinem Bericht einen differenzierten Überblick über das gesundheitspolitische Umfeld und die Marktsituation für Pharmagroßhandel und Apotheken. Ökonomen kämen zu dem Ergebnis, dass wohl keine Einrichtung der deutschen Sozialpolitik so konsequent in die falsche Richtung steuere wir das Gesundheitswesen. Es gelte in der Sozialpolitik stets, das richtige Maß an Freiheit und Gleichheit zu finden, die in einem "ewigen Widerspruch" zueinander stehen. Doch sei das Verhältnis von Freiheit und Gleichheit im Gesundheitswesen besonders unausgewogen. Die Bevormundung durch das Zwangssystem behindere die Eigenverantwortung und fördere das Anspruchsdenken.
Die Bürger seien durchaus zu Änderungen bereit, doch fehle der Politik der Mut, die Tatsachen offen anzusprechen. Die Krankenversicherung müsse den Bürgern mehr Freiheiten lassen. Diese sollten selbst entscheiden, welche Risiken sie absichern wollten und was sie dafür zu zahlen bereit seien.
Doch stattdessen würden von den Krankenkassen immer wieder falsche Informationen über angebliche Handelsspannen für Arzneimittel von 40% verbreitet. Tatsächlich betrage der Anteil von Großhandel und Apotheken 1999 zusammen 27,36% der Arzneimittelpreise. Dies halte auch dem internationalen Vergleich stand. Zudem sinke der Anteil im Zeitvergleich, während der Anteil von Industrie und Staat zunehme. So sei zu fragen, wie sich solche "Scheindebatten" über Jahre halten könnten. Doch anstatt politische Leitlinien zu setzen, werde auf "Nebenkriegsschauplätzen" gekämpft, wie z. B. der Sondervertriebsweg für Mifegyne und der Risikostrukturausgleich unter den Krankenkassen, die andererseits im Wettbewerb zueinander stehen sollten.
Lernen von der New Economy
Meyer thematisierte außerdem den Veränderungsdruck auf die Wirtschaft, der mit dem Stichwort "New Economy" umschrieben wird. "In geradezu euphorischer Aufbruchstimmung wird gefordert, gewachsene Strukturen aufzubrechen und Marktzugangsschranken abzubauen." So könne niemand vorhersagen, was an Veränderungen komme.
Unternehmen der New Economy würden durch die Börse erheblich höher als solche der Old Economy bewertet. Als Grund sieht Meyer die Investition der neuen Unternehmen in Marketing, Entwicklung, Kundenbeziehungen und Mitarbeiter-Know how an. Dies lasse sich nicht in der Bilanz aktivieren, sondern führe zunächst zu Verlusten, doch werde es vom Markt, d.h. auch von der Börse honoriert. Denn diese Investitionen seien konsequent kundenorientiert.
Bewertung von Apotheken und Großhandel durch den Markt
In dieser Hinsicht könne auch der Gesundheitsmarkt von der New Economy lernen. Wie jedes Unternehmen hätten Apotheken und auch die Noweda "harte Faktoren", die im Jahresabschluss ausgewiesen werden, und "weiche Faktoren" wie Image, Fachwissen und Kundenbindung, die nur schwer erfassbar sind. Die New Economy zeige den Wert dieser Faktoren. Solche Faktoren seien in Apotheken sehr bedeutsam, denn Apotheken bieten Orientierung und Wissen in Gesundheitsfragen sowie Arzneimittelsicherheit. Dies schlage sich in den Einschätzungen der Kunden nieder, was die wesentliche Marktbewertung darstelle. Entsprechendes gelte für die Noweda, die den Förderauftrag für ihre Mitglieder als wesentliches Aktivum ansehe, was offenbar durch den Markt honoriert werde. Dies führe zu immer wieder neuen Anforderungen an den Großhändler und schlage sich beispielsweise in der Sortimentspolitik, den Serviceleistungen und den Notdienstbelieferungen nieder. Meyer betonte die Bedeutung der Eigentumsverhältnisse für die Noweda, die "nicht irgendeinem fremden Shareholder verpflichtet" sei. Dagegen würden andere Großhändler ankündigen, in Zukunft ggf. dort im pharmazeutischen Einzelhandel einzusteigen, wo dies möglich sei.
Doch in der Politik dominierten nicht diese wichtigen "weichen Faktoren", sondern die Kostenfrage. Denn woran man sich gewöhnt habe, das sinke in der Wertschätzung. Demzufolge würden die Kosten wohl so lange gesenkt, bis über die Arzneimittelsicherheit diskutiert werden könne. In den USA beginne diese Diskussion mittlerweile. Gemäß einer Statistik des US-Gesundheitsministeriums nähmen ärztliche Fehler mit 98 000 Toten den Platz 8 der Mortalitätsliste ein, wobei dies zumeist auf falschen Medikamenten beruhe.
Im Anschluss an die Berichterstattung wurden Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig entlastet. Die Aufsichtsratsmitglieder Lothar Delhey, Münster, und Ursula Erlebach, Spremberg, deren Amtszeit turnusmäßig endete, wurden wiedergewählt.
Ausgezeichnete Geschäftsergebnisse und ein klares Bekenntnis zum Genossenschaftsgedanken waren die zentralen Botschaften der 62. ordentlichen Generalversammlung der Noweda eG, die am 29. November in Essen stattfand. Wie schon in den Vorjahren konnte der Pharmagroßhändler wieder stärker wachsen als der Markt Der Vorstandsvorsitzende Dr. Dietrich L. Meyer präsentierte die guten Zahlen des Unternehmens, zeigte aber zugleich Fehlentwicklungen des gesundheitspolitischen Umfeldes auf, die Apotheken und Großhandel gefährden könnten.
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