Information und Beratung

Ofloxacin

1. Handelspräparate

(Auswahl ohne Wertung der pharmazeutischen Qualität, die z. B. die Bioverfügbarkeit bestimmt) Tarivid® Uro-Tarivid® Floxal®

2. Einordnung

Breitspektrum-Antibiotikum, Gyrasehemmer (Chinolonderivat)

3. Indikationen

Bakterielle Infektionen verschiedener Lokalisation und Intensität, die durch Ofloxacin-empfindliche Erreger verursacht sind: 3.1 Schwere Infektionen der ableitenden Harnwege, wie schwere Zystitis inklusive Urosepsis. 3.2 Akute, chronische und rezidivierende Infektionen der Atemwege (Bronchitis) durch sensible Keime. 3.3 Im Krankenhaus erworbene Pneumonien, die durch Problemkeime wie z. B. Escherichia coli oder Klebsiella verursacht werden. In der Regel nicht bei ambulant erworbenen Pneumonien. 3.4 Chronische und rezidivierende Infektionen von Hals, Nase und Ohren, wenn sie durch gramnegative Keime, einschließlich Pseudomonas oder Staphylococcus, verursacht wurden. Damit ist Ofloxacin nicht indiziert bei der Behandlung der akuten Angina tonsillaris durch beta-hämolysierende Streptokokken. 3.5 Infektionen der Weichteile, der Haut, des Bauchraumes, einschließlich des kleinen Beckens, und bakteriell bedingte Diarrhöen, die einer antibiotischen Behandlung bedürfen. 3.6 Infektionen der Knochen (Osteitis, Osteomyelitis) und septische Infektionen. 3.7 Infektionen des vorderen Augenabschnittes: bakterielle Entzündungen von Bindehaut, Hornhaut, Lidrand und Tränensack und Hornhautgeschwüren (als Augentropfen bzw. Augensalbe).

4. Pharmakologie

4.1 Wirkungsmechanismus Ofloxacin ist ein bakterizid wirkendes Antibiotikum aus der Gruppe der Fluochinolone (Gyrasehemmer der zweiten Generation). Die Substanz hat ein breites Wirkungsspektrum, das fast alle aeroben gramnegativen und grampositive Bakterien umfasst. Hauptangriffspunkt von Ofloxacin ist die bakterielle DNA-Gyrase, eine bakterielle Topoisomerase II. Dieses Enzym steuert die Verdrillung der Bakterien-DNA und ist damit an der Replikation, Transkription, Rekombination und Reperatur der Bakterien-DNA beteiligt. Ofloxacin hemmt mit der DNA-Gyrase zentrale lebenswichtige Prozesse der Bakterien. Die Wirkungsstärke von Ofloxacin ist von der energieliefernden Stoffwechsellage des Bakteriums abhängig. Eine schlechte Energieversorgung des Bakteriums führt zu reduzierter Aktivität der von Ofloxacin gestörten energieabhängig ablaufenden Prozesse. Die Wirkung auf anaerobe Keime oder Bakterien mit relativ schlechter Energieversorgung und langsamen Generationszeiten ist daher meist unzureichend.

4.2 Wirkungsspektrum Die Wirkung auf gramnegative Keime ist in der Regel besser als die auf grampositive Keime. Der Effekt auf anaerobe Keime ist meist unzureichend. Das Wirkungsspektrum von Ofloxacin umfasst: Aeromonas, Campylobacter jejuni, Chlamydien, Citrobacter, Enterobacter, Escherichia coli, Haemophilus influenzae, Hafnie, Klebsiella, Legionella, Neisseria gonorrhoeae, Neisseria menigitidis, Plesiomonas, Proteus, Salmonella, Shigella, Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Vibrio cholerae, Vibrio parahaemolyticus, Yersinia enterocolitica. Mäßig oder unterschiedlich empfindlich sind: Acinetobacter, Enterokokken, Mycobacterium fortuitum, Mycobacterium tuberculosis, Mycoplasma hominis, Mycoplasma pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Serratia marcescens, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Streptococcus viridans. In der Regel unempfindlich gegen Ofloxacin sind Anaerobier (z. B. Bacteroides, Peptococcus, Peptostreptococcus, Eubacterium, Fusobacterium, Clostridium difficile), Ureaplasma urealyticum, Nocardia asteroides und Treponema pallidum.

4.3 Resistenzen Primär resistente Pneumokokken- und Enterokokken-Stämme kommen vor. Die Häufigkeit einer Resistenz liegt zur Zeit bei Pseudomonas aeruginosa bei etwa 15 bis 20%. Eine sekundäre Resistenzentwicklung ist bei Pseudomonas aeruginosa, Pneumokokken und Staphylokokken sowohl in vitro als auch während einer Behandlung möglich. Diese Resistenz gegenüber Ofloxacin beruht bei einem Teil der Bakterien auf einer mutierten DNA-Gyrase mit geringerer Ofloxacin-Empfindlichkeit, bei anderen Bakterien auf einer verminderten Permeabilität der Zellmembran für Ofloxacin. Zwischen Ofloxacin und anderen neuen Gyrasehemmern besteht eine weitgehende Kreuzresistenz.

4.4 Pharmakokinetik

  • Resorption: Ofloxacin ist oral und parenteral anwendbar. Bei oraler Anwendung wird Ofloxacin schnell und nahezu vollständig resorbiert, die Bioverfügbarkeit beträgt etwa 90%. Die Einnahme unmittelbar nach dem Essen verzögert die Resorption etwas. Dies hat jedoch keine klinisch relevante Bedeutung für die Bioverfügbarkeit.
  • Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration: Die maximale Serumkonzentration nach einer oralen Einzeldosis wird innerhalb von einer Stunde erreicht.
  • Maximale Plasmakonzentration: Die maximale Serumkonzentration nach einer oralen Einzeldosis von 200 mg beträgt im Mittel 2,6 µg/ml.
  • Verteilung und Plasmaproteinbindung: Die Plasmaproteinbindung liegt bei ca. 25%. Eine gute Verteilung in Gewebe und Körperflüssigkeiten ist nachgewiesen.
  • Metabolismus: Ofloxacin wird zu weniger als 5% biotransformiert. Die beiden Hauptmetabolite, die im Urin gefunden werden, sind N-Desmethyl-Ofloxacin und Ofloxacin-N-oxid.
  • Ausscheidung: Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal. 80 bis 90% der Dosis werden als unveränderte Substanz im Urin wiedergefunden. In der Galle erreicht Ofloxacin relativ hohe Konzentrationen.
  • Eliminationshalbwertszeiten: Die Serum-Eliminationshalbwertszeit beträgt 5,7 bis 7 Stunden und ist dosisunabhängig. Bei Neugeborenen und Patienten im hohen Lebensalter kann sie verlängert sein, bei Personen mit Niereninsuffizienz ist sie erhöht. Totale und renale Clearance nehmen entsprechend der Kreatinin-Clearance ab.

    5. Vorsichtsmaßnahmen

    Aufgrund des Wirkungsmechanismus besteht für Gyrasehemmstoffe allgemein der Verdacht, dass sie mutagen wirken könnten. In Tierversuchen wurde beobachtet, dass Gyrasehemmstoffe den Knorpel in den Epiphysenfugen und Gelenken schädigen. Kasuistische Mitteilungen deuten darauf hin, dass die im Tierversuch beobachteten Wachstumsstörungen des Knorpels in Gelenk- und Epiphysenfugen auch beim Menschen auftreten können. Kinder und Jugendliche sollten deshalb bis zum Abschluss der Wachstumsphase nicht mit Ofloxacin behandelt werden.

    5.1 Schwangerschaft Ofloxacin ist plazentagängig und ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. Zu fast allen Indikationen gibt es länger erprobte Mittel. Die versehentliche Einnahme von Ofloxacin in der Schwangerschaft erfordert aber weder einen Schwangerschaftsabbruch noch eine invasive Diagnostik.

    5.2 Stillzeit Ofloxacin geht in die Muttermilch über und ist in der Stillzeit kontraindiziert. In der Regel ist Ofloxacin durch ein Antibiotikum mit einem geringeren Risikopotenzial zu ersetzen. Die versehentliche Einnahme einer Dosis erfordert kein Abstillen, aber sofortiges Absetzen bzw. Umsetzen der Medikation.

    5.3 Leber- und Nierenfunktion Für Patienten mit mäßig und stark eingeschränkter Nierenfunktion ist die Eliminationshalbwertszeit von Ofloxacin verlängert. Bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Leberfunktion kann die Ausscheidung von Ofloxacin vermindert sein. In diesen Fällen muss daher mit einer Kumulation von Ofloxacin gerechnet werden. Eine Verlängerung des Dosierungsintervalls bzw. eine Dosisreduktion ist hier notwendig.

    5.4 Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegenüber Ofloxacin (Kreuzallergie mit anderen Chinolonen ist möglich) Patienten mit Epilepsie bzw. erniedrigter Krampfschwelle infolge einer Vorschädigung des zentralen Nervensystems Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase Schwangerschaft Stillzeit

    5.5 Kontrolluntersuchungen Fiebermessen, Erfassen des Rückgangs von Symptomen der Infektion. Eventuell nach Absetzen von Ofloxacin Kontrolle des Therapieerfolges durch Anlegen von Kulturen von Urin, Abstrich oder Sputum.

    5.6 Wechselwirkungen Antazida, die Aluminium- oder Magnesiumhydroxid enthalten, vermindern die maximalen Plasmakonzentrationen. Daher sollte Ofloxacin etwa zwei Stunden vor solchen Präparaten eingenommen werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Ofloxacin können Serumkonzentrationen von anderen Pharmaka erhöht werden. Klinisch wichtig ist dies insbesondere bei gleichzeitiger Gabe von Theophyllin (erhöhte Krampfneigung), Glibenclamid (Gefahr von Hypoglykämien) und Cumarinderivaten (verstärkte Blutungsneigung).

    6. Nebenwirkungen

  • Häufig: Gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus; bei Augentropfen bzw. Augensalbe: Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Rötungen der Bindehaut oder leichten Brennens am behandelten Auge.
  • Selten: Zentralnervöse und neurologische Reaktionen wie Schwindel, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erregungszustände, Halluzinationen, Ohrenklingen, Seh- und Sprachstörungen; allergische Reaktionen in Form von makulopapulösen oder erythematösen Hautreaktion mit Pruritus.
  • In Einzelfällen: Pseudomembranöse Kolitis; anaphylaktische Reaktion; Anämie, Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie oder Panzytopenie; besonders bei gleichzeitiger Einnahme von Theophyllin oder nichtsteroidalen Antiphlogistika: zerebrale Krampfanfälle.

    7. Hinweise zur Einnahme

    Ofloxacin-Tabletten sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Dies kann sowohl auf nüchternen Magen als auch zu den Mahlzeiten erfolgen. Die Dosierung, Häufigkeit und Dauer der Einnahme richtet sich nach den Angaben des Arztes. Bis zu 400 mg Ofloxacin können als Einzeldosis gegeben werden. Die Tagesdosis wird im Allgemeinen auf zwei gleich große Gaben morgens und abends verteilt. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Ansprechen der Erreger und dem klinischen Bild. Grundsätzlich wird empfohlen, die Behandlung mindestens drei Tage über die Entfieberung und das Abklingen der Krankheitssymptome hinaus fortzuführen. Ofloxacin-Augensalbe bzw. -Augentropfen werden in der Regel 3- bis 4-mal täglich angewandt.

    8. Aufbewahrung

    Ofloxacin-Zubereitungen sollten nach den Angaben des Herstellers trocken aufbewahrt und nur bis zum aufgedruckten Datum verwendet werden. Ofloxacinhaltige Augentropfen bzw. Augensalbe dürfen nach Anbruch nicht länger als sechs Wochen verwendet werden.

    9. Überdosierung

    Als wichtigste Symptome einer akuten Überdosierung können zentralnervöse Symptome (Verwirrtheit, Schwindel, Bewusstseinstrübung und Krampfanfälle) sowie Beschwerden im Magen-Darm-Bereich (Erosionen der Magenschleimhaut) auftreten. Ein spezielles Antidot ist nicht bekannt. Beim Auftreten von Krämpfen empfiehlt sich die Sedierung mit Diazepam. Im Falle einer massiven Überdosierung kann zur Elimination von noch nicht resorbiertem Ofloxacin eine Magenspülung oder eine Behandlung mit Adsorbentien durchgeführt werden. Weiterhin wird empfohlen, Antazida zum Schutz der Magenschleimhaut zu verabreichen. Zur Förderung der Ausscheidung der bereits resorbierten Substanz kann eine forcierte Diurese durchgeführt werden.

    Abgabehinweise Ofloxacin

  • Einnahme: Unabhängig von den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit; die Angaben des Arztes zur Dosierung, Häufigkeit und Dauer der Einnahme sollen unbedingt eingehalten werden.
  • Nebenwirkungen: Häufig kommt es zu gastrointestinalen Beschwerden mit Durchfällen, Übelkeit und Erbrechen. Bei länger anhaltenden Durchfällen ist an eine pseudomembranäre Colitis zu denken und der Arzt zu informieren. Ofloxacin kann zentralnervöse Reaktionen wie Schwindel, Schlafstörungen und im Extremfall Erregungszustände und Halluzinationen verursachen.
  • Überempfindlichkeitsreaktionen: Gelegentlich kommen Hautreaktionen in Form von makulopapulösen oder erythematösen Hautreaktionen mit Juckreiz vor. Nach Absetzen des Präparates klingen diese Reaktionen im allgemeinen rasch ab. In jedem Fall ist jedoch der Arzt zu konsultieren. Sehr selten kommen schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Agranulozytosen bzw. anaphylaktischen Reaktionen vor.
  • Reaktionsvermögen: Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kann das Reaktionsvermögen soweit beeinträchtigt werden, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr eingeschränkt bzw. nicht mehr gewährleistet ist.
  • Interaktionen: Gleichzeitige Einnahme von mineralischen Antazida vermindern die maximalen Serumkonzentrationen von Ofloxacin. Ofloxacin kann die Serumkonzentrationen von anderen Pharmaka erhöhen. Dies kann bei Theophyllin zu erhöhter Krampfneigung, bei Glibenclamid zur Gefahr von Hypoglykämien und bei Cumarinderivaten zu verstärkter Blutungsneigung führen.
  • Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegenüber Ofloxacin oder anderen Chinolonen, Patienten mit Epilepsie bzw. erniedrigter Krampfschwelle, Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase, Schwangerschaft, Stillzeit.

    Literatur Ammon, H. P. T. (Hrsg.): Arzneimittelneben- und -wechselwirkungen, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1991. Arzneimittelkommision der deutschen Ärzteschaft (Hrsg.): Arzneiverordnungen, 18. Auflage, Deutscher Ärzte Verlag, Köln 1997. Forth, W., Henschler, D., Rummel, W., Starke, K. (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 7. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, Oxford 1996. Mutschler, E.: Arzneimittelwirkungen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1996. Reynolds J. E. F. (Hrsg.): Martindale: The Extra Pharmacopoeia, 31. Auflage, Royal Pharmaceutical Society, London 1996. Scholz, H., Schwabe U. (Hrsg.): Taschenbuch der Arzneibehandlung, 11. Aufl., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1997. Simon, C., Stille, W.: Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis, 9. Auflage, Schattauer, Stuttgart 1997. Spielmann, H.: Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit, 5. Auflage, Fischer, Stuttgart 1998. Weber, E. (Hrsg.): Taschenbuch der unerwünschten Arzneiwirkungen, 2. Aufl., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York 1988.

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