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Kommentar
Wirtschaftsseminar des AV Mecklenburg-Vorpommern: Gute Zahlen für 2001 - aber n
Über die erfreuliche Umsatzentwicklung der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2001, die gerade den Anlass für die geplanten Sparmaßnahmen bildet, berichtete Steuerberater Thomas Speck, Treuhand Hannover, Niederlassung Rostock. Seine Daten beziehen sich auf ein Drittel der Apotheken des Bundeslandes. Demnach haben die Apotheken im nordöstlichsten Bundesland im ersten Halbjahr 2001 gegenüber dem Vorjahr um 10,6% mehr umgesetzt, der GKV-Umsatz stieg sogar um 12,6%. Bezogen auf das Gesamtjahr sei aber nur mit einem Wachstum von etwa 7 bis 8% zu rechnen. Mit dieser Entwicklung werden im Jahr 2001 erstmals die massiven Umsatzeinbrüche von 1997 und 1998 überwunden und die Werte von 1996 wieder erreicht. So gleicht der Umsatzanstieg - langfristig gesehen - frühere Rückgänge aus, kurzfristig ist der Anstieg allerdings erheblich. Daher wurde am 1. August eine Zielvereinbarung geschlossen, in der die Ärzte Mecklenburg-Vorpommerns ein verändertes Verordnungsverhalten anstreben. Die erwarteten Gesamtausgaben der GKV für Arzneimittel in dem Bundesland in Höhe von etwa 1.052 Mio. DM für 2001 sollen damit um etwa 100 Mio. DM gesenkt werden. Doch haben sich im August noch keine Effekte gezeigt. Die Realisierung des Einsparungszieles wurde auf der Veranstaltung weitgehend skeptisch beurteilt.
Sparstrategien
Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung setzen auf individuelle Beratungen der Ärzte und Gruppenberatungen, aber nicht auf Zwangsmaßnahmen. Dr. Jochen Seidel, Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Mecklenburg-Vorpommern, stellte seine Sichtweise der Einsparmöglichkeiten vor. Demnach werden noch immer zu viele begrenzt erstattungsfähige Arzneimittel verordnet, deren Kosten nur bei bestimmten Indikationen übernommen werden. Außerdem seien noch viele Einsparungen bei Generika möglich. Besonders starke Kritik äußerte er gegenüber Me-too-Arzneimitteln und Analogpräparaten, die auch von der Bundespolitik als die größten Kostentreiber ausgemacht worden seien. Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt spreche in diesem Zusammenhang von "Scheininnovationen". Im Laufe der kontroversen Debatte zu den Me-too-Arzneimitteln wurde allerdings offenbar, dass über eine tragfähige Zuordnung zu dieser Kategorie bisher kein Konsens zu erzielen ist.
So erwartet Dipl. med. Jutta Schilder, Mitglied des Vorstandes der KV Mecklenburg-Vorpommern, in erster Linie Verordnungsrückgänge bei Expektoranzien, Mukolytika, Antacida, Vasodilatatoren und Sedativa. Weitere Daten über die Situation in Mecklenburg-Vorpommern und Hintergründe über die bundesweit interessanten Strategien zur Kosteneinsparung finden Sie in der nächsten DAZ.
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