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EMNID-Umfrage zu Gesundheitspolitik und Arzneimittelversorgung: Patienten wollen

Berlin (ks). 85 Prozent der Deutschen können es sich vorstellen, Arzneimittel für geringfügige Krankheiten aus eigener Tasche zu zahlen, wenn sie im Gegenzug sicher sein können, dass die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die Kosten für innovative Medikamente übernimmt. 87 Prozent der Versicherten halten den Einsatz innovativer Arzneimittel für unverzichtbar. Beinahe ebenso viele erklären, dass die Finanznot der Krankenkassen nicht dazu führen dürfe, dass die Versorgung mit modernen Medikamenten gefährdet werde. Dies und mehr hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid herausgefunden.

In der vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) in Auftrag gegebenen Studie wurde die Einstellung der Bundesbürger zur Gesundheitspolitik und Arzneimittelversorgung erfragt. VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer stellte die Ergebnisse vergangene Woche in Berlin vor. Die Antworten der Befragten machen deutlich, dass eine Zwei-Klassen-Medizin und die Unterversorgung mit Arzneimitteln nach wie vor aktuell seien, erläuterte Yzer. Jeder Fünfte war in diesem Jahr bereits von einer Arzneimittelablehnung beim behandelnden Arzt betroffen oder kennt jemanden, dem ein Medikament verweigert wurde. Zu fast 80 Prozent aus Kostengründen. Die Folge: 44 Prozent der Betroffenen erklärten, sie haben durch die Ablehnung gesundheitliche Nachteile erlitten.

Lieber billiger als besser?

Die Ergebnisse zeigten, dass das von Bundesgesundheitsministerin Schmidt geplante Arznei-Sparpaket die Probleme im Gesundheitswesen noch verschärfen wird, sagte Yzer. Nach der Maxime "Lieber billiger als besser" werde massiv in die Arzneimittelversorgung eingegriffen. Leidtragende seien dabei vor allem auch die Patienten. Die strukturellen Probleme des deutschen Gesundheitswesens sind nach Auffassung Yzers nicht mit isolierten Maßnahmen im Arzneimittelbereich zu lösen. Schon in der Vergangenheit seien derartige Bestrebungen gescheitert. Yzer: "Für das Gesundheitssystem ist es wesentlich zielführender, durch den Einsatz mit Arzneimitteln zu sparen als Arzneimittel ein weiteres Mal als Sparschwein des Gesundheitswesens zu missbrauchen." Im Ministerium rechtfertigt man das Sparpaket bekanntlich mit den um elf Prozent angestiegenen Arzneimittelkosten in der GKV im ersten Halbjahr 2001. Eine Kausalität zwischen den Arzneimittelausgaben und den Milliardendefiziten der Krankenkassen ist für den VFA jedoch nicht erkennbar.

Rückläufiger Trend bei den Arzneimittelausgaben im September

Yzer gab vor allem zu bedenken, was mit dem Sparpaket passieren wird, wenn die Arzneimittelausgaben wieder geringer werden. Schon die neue Festbetragsregelung und die Abgabeverpflichtung für Parallelimporte ab April 2002 werden bald ihre Wirkung zeigen und für erhebliche Verluste der Arzneimittelhersteller sorgen. Für den September lagen vergangene Woche zwar noch keine endgültigen Zahlen zu den Arzneimittelausgaben der GKV vor, ein rückläufiger Trend sei jedoch schon jetzt erkennbar. Es zeichne sich ein Ausgabenzuwachs von nur noch rund 3,3 Prozent bei den Arzneimitteln ab, sagte Yzer. Bei der Menge abgegebener Packungen sei mit einem Rückgang von etwa zwei Prozent zu rechnen.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht zur Emnid-Umfrage in der nächsten DAZ!

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