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Tierarznei-Skandal: Ob das passiert wäre...

...wenn es auch alle Tierarzneimittel, nur über die Apotheke gäbe? Der Skandal mit dem Vertrieb von Tierarzneimittel in Bayern und Österreich über Tierärzte, die über Jahre hinweg in großem Stil Tierarzneimittel, vor allem Antibiotika, Hormone und Impfstoffe, an Bauern verkauften, um die Tiere schneller schlachtreif zu bekommen, ist ein Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Arzneimittel den sicheren Vertriebsweg über die Apotheke verlassen dürfen.

Tierärzte dürfen dispensieren. Der eine oder andere Tierarzt verdient sich mit dem Verkauf von Präparaten gerne ein erkleckliches Zubrot, das, wie die entdeckten Beispiele zeigen, allzu leicht süchtig macht nach mehr. Der Schritt in den illegalen Tierarzneimittelhandel zum Zweck der Tiermast ist dann nicht weit. Die Kontrolle der Vertriebswege, wie sie bei Humanarzneimitteln über die Apotheke gegeben ist, findet sich nicht so bei Tierarzneimitteln. Die Folgen davon haben wir jetzt auf dem Teller - in Form von Schweinefleisch, das mit Antibiotika angereichert ist, und mit der Gefahr von Resistenzbildung. Fachleute beurteilen die Gesundheitsgefährdung durch antibiotikaverseuchtes Schweinefleisch höher als das Risiko, das durch BSE bei Rindern besteht.

Natürlich sind nicht alle Veterinäre illegale Arzneihändler, dennoch werden die Enthüllungen in Bayern dazu führen, dass Fahnder auch in anderen Bundesländern genauer hinschauen müssen: bekannt ist z. B. das Phänomen der "Autobahntierärzte", die auf Autobahnparkplätzen ihren illegalen Geschäften nachgehen. Sie standen vor ein paar Jahren schon einmal in den Schlagzeilen.

Dass der Tierarzneimittelskandal den Kopf der bayerischen Gesundheitsministerin kostete, ist bedauerlich, vielleicht aber auch eine Konsequenz fürs Weggucken. Noch amtierende Gesundheitsminister(innen) sollten aber ihre Lehren aus dem Skandal ziehen, vor allem, wenn sie mit Vertriebswegen für Arzneimittel via Versand, an den Apotheken vorbei, spekulieren: Es gibt keinen sichereren Weg für Arzneimittel als die Abgabe in der Apotheke. Oder muss es erst zu weiteren Skandalen kommen, wenn Internetapotheken Arzneimittel unbekannter Herkunft - mit der Möglichkeit von Fälschungen - quer durch die Kontinente schicken?

Peter Ditzel

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