Kommentar

Aut idem: Auswahl beim Arzt belassen

Bonn (im). Die niedergelassenen Ärzte lehnen die Umstellung der bisherigen Ausnahmeregelung bei aut idem als Regelfall grundsätzlich ab. Das hat der erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am 8. Dezember in Berlin erklärt. Wie Dr. Manfred Richter-Reichhelm weiter sagte, müsse die Entscheidung für die Auswahl von Arzneimitteln im Interesse der Patienten beim Arzt bleiben. Der KBV-Chef machte damit die Position der Vertretung der rund 120.000 niedergelassenen Mediziner deutlich, allerdings hatte es zuvor auch moderate Töne dazu aus dem Vorstand gegeben.

Richter-Reichhelm kritisierte darüber hinaus das Tauschgeschäft, mit dem die forschenden Arzneimittelhersteller den vierprozentigen Preisabschlag aus dem Sparpaket gekippt hatten. Es wirke wie Hohn, wenn die Politik es der Industrie erlaube, notwendige Maßnahmen gegen überhöhte Preise "aus der Portokasse" abzukaufen. Die Mediziner lehnten es ab, dass sich die Firmen freikaufen könnten, sie selbst aber den Kopf für die Schuldzuweisungen wegen der gestiegenen Arzneimittelausgaben hinhalten sollten. Die Zuwächse bei den Arzneiaufwendungen der Krankenkassen gebe es im übrigen nicht erst seit Januar dieses Jahres, sondern seit 1998. Allerdings könnten die Kassenärztlichen Vereinigungen ihre Ärzte nicht rechtzeitig auf Einsparmöglichkeiten hinweisen, da arztbezogene Verordnungsdaten der Kassen fehlten. Darüber hinaus habe es die forschende Pharmaindustrie geschafft, neben therapeutisch wichtigen Innovationen auch etliche "me-too-Präparate" durch "geballte Marketinganstrengungen" im Markt zu platzieren, so die Kritik des obersten Kassenarztes.

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