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- DAZ 43/2001
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DAZ aktuell
Wir tun was – warum eigentlich? (Kommentar)
Das Bundesministerium für Gesundheit will den Versandhandel mit Arzneimitteln. Die verantwortlichen Politiker werden sich etwas dabei gedacht haben. Sollte man meinen. Wenn man die Aussagen von Dr. Gert Schorn auf dem vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie veranstalteten 2. Pharma Internet Kongress betrachtet, entsteht allerdings mehr der Eindruck - siehe Überschrift. Als Argument für den Wunsch nach Arzneimittelversand nannte er beispielsweise, dass dieser ja sowieso schon Realität sei, schließlich würden von ausländischen Anbietern ja bereits Arzneimittel nach Deutschland versendet, trotz Verbot.
Ah ja ... Wenn man den Gedankengang ein wenig weiterspinnt, kommt man auf viele Dinge, die in Deutschland gemacht werden, obwohl sie nicht erlaubt sind. Müssten die dann eigentlich nicht auch alle legalisiert werden? Gilt beim Arzneimittelversandhandel also doch "legal - illegal - scheißegal"?
Ein seltsames Argument. Genau wie das der verschiedenen Kreise, die den Versandhandel mit Arzneimitteln angeblich wünschen und deren Wunsch man nun nachkommen muss. Etwa 45 000 deutsche Registrierungen bei DocMorris, also sehr großzügig gerechnet 45 000 Deutsche, die Arzneimittel via Internet beziehen möchten und wegen denen nun Gesetze geändert und ein ganzer Berufsstand vor eine ungewisse Zukunft gestellt wird.
Es müssen wohl ziemlich einflussreiche Personen unter diesen 45 000 sein, ansonsten lässt sich dies beim besten Willen nicht nachvollziehen. Schon gar nicht, wenn man vor Augen hat, dass Internetanbieter anderer Produkte wie Bücher, Lebensmittel oder Kleidung reihenweise Konkurs machen, weil ihnen die Nachfrage fehlt.
Seltsam, sehr seltsam. Das einzige Argument, das nachvollziehbar gewesen wäre - die nachweisliche Einsparung von Kosten im Gesundheitswesen - dieses Argument blieb aus. Es konnte auch nicht guten Gewissens gebracht werden. Studien, die Kosteneinsparungen nachweisen, oder positive Beispiele aus Ländern, in denen Versandhandel erlaubt ist, gibt es ja keine.
Es ist verständlich, dass man sich mangels harter Fakten und unter dem Druck "etwas tun zu müssen" weichere Argumente sucht. Die hier genannten können es aber wirklich nicht sein. Zumindest nicht, wenn man einen Dialog auf sachlicher Basis mit den Apothekern möchte und von ihnen fordert, sich ohne Angst dem Arzneimittelversandhandel zu stellen. Das passt einfach nicht ...
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