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- DAZ 44/2001
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Arzneimittel und Therapie
Typ-2-Diabetes: Repaglinid steigert die erste Phase der Insulinsekretion
Ziel der randomisierten, plazebokontrollierten Studie war es, das blutzuckersenkende Potenzial von Repaglinid unter hyper- und euglykämischen Versuchsbedingungen zu testen sowie die Wirksamkeit in Bezug auf die Wiederherstellung der ersten Phase der Insulinsekretion zu überprüfen.
Vermeidung postprandialer Glucosespitzen
Die frühe Insulinsekretion ist entscheidend für eine physiologisch ausgewogene Stoffwechselsituation, da durch die akute Insulinsekretion die hepatische Gluconeogenese gehemmt, die Serumkonzentration freier Fettsäuren als Faktor der Insulinresistenz gesenkt und das periphere Gewebe für die anflutende Glucose sensibilisiert wird. Fehlt diese frühe Phase der Insulinsekretion, kommt es zu exzessiven mahlzeitenbezogenen (prandialen) Glucosespitzen und zu einer Zunahme der Insulinresistenz. Die Ergebnisse belegen, dass die Kombinationsbehandlung von Repaglinid und Metformin eine signifikante Erhöhung der Sensitivität der Zielzelle im Vergleich zur Metformin-Monotherapie erzielt. Durch die Kombination dieser beiden Arzneimittel lässt sich demnach eine synergistische Wirkung erzielen.
Ferner wurde gezeigt, dass Repaglinid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes bei hohen Blutzuckerspiegeln an verschiedenen wichtigen Stellen im Kohlenhydratmetabolismus eingreift und durch Stimulation der Insulinsekretion für eine physiologische Stoffwechselregulation sorgt.
Keine Insulinfreisetzung bei normalen Blutzuckerspiegeln
Bei hohen Blutzuckerspiegeln (hyperglykämische Bedingungen) wird durch die Gabe von Repaglinid insbesondere die akute Insulinantwort und damit die Insulinausschüttung gesteigert. Die Wirkung beschränkt sich dabei jedoch nicht nur auf die erste Phase der Insulinsekretion, sondern auch in der zweiten Phase nahm die Insulinfreisetzung unter hyperglykämischen Versuchsbedingungen zu. Dagegen war bei normalen Blutzuckerspiegeln diese Sekretionszunahme nicht nachweisbar. Repaglinid wirkt demnach nur dann, wenn die Wirkung auch benötigt wird.
Kastentext: Repaglinid - Vorteil durch günstige Pharmakokinetik
Repaglinid ist ein Carbamoylmethyl-benzoesäure-Derivat. Es reduziert wie alle insulinotropen Substanzen den Blutzucker durch eine Stimulation der Insulinfreisetzung aus den Beta-Zellen des Pankreas. Das heißt, eine Wirksamkeit tritt nur auf, wenn die körpereigene Insulinproduktion wenigstens teilweise noch erhalten ist. Der Wirkungsmechanismus ist dem der Sulfonylharnstoffe ähnlich. Als Folge der Blockade der ATP-senisitiven Kaliumkanäle der Beta-Zelle depolarisiert die Zellmembran, der Kalziumeinstrom wird erhöht und die Insulinsekretion gefördert.
Die Besonderheiten und damit die Vorteile von Repaglinid liegen in den pharmakokinetischen Eigenschaften: Es wird sehr rasch resorbiert (tmax ca. 30 Minuten, Bioverfügbarkeit ca. 60%) und eliminiert (t½ ca. 1 Stunde). Die Insulinausschüttung wird bereits 15 Minuten nach der Einnahme aktiviert. Zwischen den Mahlzeiten sinken die Insulinspiegel, ähnlich wie bei stoffwechselgesunden Menschen, fast bis auf die Basiswerte ab. Dadurch kann Repaglinid kurz vor den Mahlzeiten eingenommen und damit die Insulinfreisetzung weitgehend an den physiologischen Bedarf angepasst werden. Während der postprandiale Blutglucosespiegel signifikant gesenkt wird, nimmt der Nüchternblutglucosespiegel kaum ab. Damit ist die Gefahr von Hypoglykämien - auch während der Nacht - im Vergleich zu den Sulfonylharnstoffen geringer.
Quelle Posterpräsentation "Repaglinid plus Metformin: effects on insulin secretion and sensitivity in type 2 diabetes" im Rahmen der 37. Jahrestagung der European Association for the study of diabetes, 9.-13. September 2001, Glasgow/UK.
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