- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 47/2001
- Aut-idem-Regelung: Pharma...
DAZ aktuell
Aut-idem-Regelung: Pharma-Verbände sehen Apotheker isoliert dastehen
Der BPI-Vorstandsvorsitzende Dr. Hans Wegener betonte, dass sich sein Verband mit der Ablehnung von aut idem in guter Gesellschaft befände. Auch Ärzte, Krankenkassen, Verbraucherschützer sowie Einzelsachverständige meldeten auf der Anhörung des Gesundheitsausschusses erhebliche Bedenken an. Einzig die Apothekerschaft unterstütze die geplante gesetzliche Regelung noch. Die Behauptung des ABDA-Präsidenten Hans-Günter Friese, einzelne Firmen hätten sich für aut idem ausgesprochen und es seien in erster Linie die Verbände, die gegen die Regelung mobil machten, wies Wegener als "Fabel" zurück. Sämtliche BPI-Mitgliedsunternehmen lehnen seiner Auskunft nach aut idem ab.
Nur der Arzt weiß, was für den Patienten richtig ist
Dr. Hans Sendler, Hauptgeschäftsführer des BPI, führte erneut die bekannten Argumente an: Vor allem ältere Patienten würden durch die Abgabe unterschiedlicher Medikamente verwirrt. Zudem gebe es auch bei den Wirkstoffen viele Unterschiede, nicht jedes Arzneimittel werde von jedem Patienten gleich gut vertragen. Nur der behandelnde Arzt könne über das richtige Mittel entscheiden. "Der Apotheker ist nicht in der Lage, Unverträglichkeiten richtig einzuschätzen, da er weder Diagnose noch Krankheitsgeschichte kennt", sagte Sendler. Leichtfertig werde so die Gesundheit des Patienten aufs Spiel gesetzt. Wenn Sicherheitsaspekte bei der Arzneimittelversorgung derart außer Acht gelassen würden, könnte man auch Versandapotheken zulassen, trieb es Sendler auf die Spitze. Dem Arzt sei auch nicht damit geholfen, dass er mit einem Kreuzchen die Substitution durch den Apotheker ausschließt. Denn erscheine dieses Kreuz allzu oft auf den Verordnungen, drohe ihm eine Wirtschaftlichkeitsprüfung.
Verbot von Naturalrabatten gefordert
Auch die Fachkompetenz der Apotheker werde bei der Durchführung der Aut-idem-Regelung nicht gefragt, erklärte der BPI-Hauptgeschäftsführer. Diese Kompetenz wolle er den Apothekern gewiss nicht absprechen. Doch aut idem erfordere vor allem wirtschaftlich orientiertes Handeln. So sei die Befürwortung der Apotheker vor allem darauf zurückzuführen, dass sie sich von aut idem wirtschaftliche Vorteile versprächen. Sendler plädierte daher für ein Verbot bzw. eine Weiterleitung von Naturalrabatten. Darüber hinaus zweifelt man beim BPI das erhoffte Einsparvolumen von jährlich 450 Millionen DM an. Sendler ist der Überzeugung, dass der Anstieg der Arzneimittelausgaben durch aut idem nicht abzuwenden sei.
Generikum ist nicht gleich Generikum
Dr. Dietmar Buchberger vom Deutschen Generikaverband betonte ebenfalls, dass ein Arzneimittel mehr als ein Wirkstoff sei. So könnten unterschiedliche Packungsbeilagen für Verwirrung sorgen, insbesondere wenn bei wirkstoffgleichen Präparaten unterschiedliche Indikationen und Dosierungsempfehlungen aufgeführt werden. Buchberger nannte Haloperidol und Sulpirid als Beispiele für Arzneimittel mit gleichem Wirkstoff aber unterschiedlicher Indikationsstellung. So könne etwa Haloperidol sowohl bei Schizophrenie als auch bei Autismus oder nicht-psychotischen Angstsyndromen verordnet werden - in jeweils höchst unterschiedlicher Dosierung. Der Apotheker, der die Diagnose nicht kennt, müsste im Grunde eine erneute Anamnese durchführen, erläuterte Buchberger. Dies sei jedoch weder für den Patienten noch für den Apotheker zumutbar.
BPI und Generikaverband hoffen noch immer, dass die politischen Entscheider auf das Alternativangebot eines dreiprozentigen Rabatts auf festbetragsregulierte Arzneimittel eingehen werden. Die Argumente der pharmazeutischen Industrie werden derzeit vom Gesundheitsausschuss und den Gesundheitsexperten der Fraktionen geprüft. Doch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt signalisiert nach wie vor, sie wolle an aut idem festhalten. Mitte Dezember soll das Gesetz vom Bundestag verabschiedet werden.
Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Dr. Hans Wegener, betonte, dass sich sein Verband mit der Ablehnung von aut idem in guter Gesellschaft befände. Auch Ärzte, Krankenkassen, Verbraucherschützer sowie Einzelsachverständige meldeten auf der Anhörung des Gesundheitsausschusses erhebliche Bedenken an. Einzig die Apothekerschaft unterstütze die geplante gesetzliche Regelung noch.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.