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- DAZ 8/2001
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Berichte
1. Nordrhein-Westfälischer Kooperationstag über "Sucht und Drogen"
Neue Wege in Prävention und Therapie
Birgit Fischer betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie wichtig ein gemeinsames Vorgehen gegen Sucht vor allem in Nordrhein-Westfalen ist. Schließlich, so die Ministerin, seien rund zwei Millionen Menschen in NRW suchtkrank, und damit sei jeder vierte Bewohner des Bundeslandes direkt oder indirekt von Sucht betroffen. Diese Entwicklung habe die Landesregierung bewogen, ein Landesprogramm gegen Sucht zu verabschieden. Ein solcher Kooperationstag biete nun die Möglichkeit, die verschiedenen Ansätze im Kampf gegen Sucht kennen zu lernen und persönliche Kontakte zu knüpfen. Nur solche Kontakte ermöglichen es, neue Wege in der Prävention, Behandlung und Nachsorge im Bereich Sucht zu gehen.
Wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und psychosozialen Einrichtungen bei der Behandlung Suchtkranker sei, betonte auch Dr. med. Hans Jürgen Thomas, Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, in seinen Grußworten. Er verwies vor allem darauf, dass die Ärztekammer Hausärzte für die Suchtprävention und -behandlung schult. Auch das Projekt ASTO - Qualitätssicherung in der Substitutionstherapie - der Ärztekammer Westfalen-Lippe zeige erste Erfolge.
Rolf-Dieter Nernst, Trainer für Kommunikation und Persönlichkeitsbildung, versuchte mit seinem Vortrag "Kooperation beginnt im Kopf - Aspekte gelingender Kooperation" den Teilnehmern seine managementorientierten, aber die Besonderheiten gesellschaftlicher Verhältnisse nicht berücksichtigenden Ideen näher zu bringen.
Göttinger Modellprojekt für Alkoholkranke
Prof. Dr. med. Dr. Hannelore Ehrenreich, Klinik für Psychiatrie und Neurologie der Universität Göttingen, stellte das dortige Projekt ALITA (ambulante Langzeit-Intensivtherapie von Alkoholkranken) vor.
In der Entgiftungsphase wird den Betroffenen angeboten, sich von ALITA über zwölf Monate intensiv betreuen zu lassen:
- Die Teilnehmer kommen in den ersten drei Monaten, der Phase 1 des Projektes, täglich zu einem supportiven Gespräch in die Klinik, müssen zur Kontrolle eine Urinprobe abgeben und erhalten dort auch ein Alkoholentwöhnungsmittel. Es werden auch Kontaktpersonen der Teilnehmer einbezogen und zugleich erste Versuche unternommen, zum Beispiel einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
- In der zweiten Phase verringern die sieben gleichermaßen zuständigen Therapeuten, die übrigens rund um die Uhr von den Patienten erreicht werden können, die Kontaktfrequenz auf etwa dreimal die Woche. Durch die Therapeutenrotation wird vermieden, dass es zu einer Suchtverlagerung vom Alkohol auf den Therapeuten kommt, was bei Einzelbehandlungen häufig beobachtet werden kann.
- In der dritten Phase werden mit den Teilnehmern persönliche Strategien für ein Leben ohne Alkohol herausgearbeitet, und es wird versucht, die Gründe für die Sucht zu finden.
- In der Nachsorgephase werden die Teilnehmer in kleineren Gruppen betreut und beobachtet.
Es hat sich gezeigt, dass ALITA im Vergleich mit anderen Therapien sehr erfolgreich ist, da die Zahl der Rückfälle geringer ist und auch die Reintegration in die Gesellschaft überdurchschnittlich gut gelingt. Dieses bislang einmalige Modellprojekt soll nun auch in anderen Städten eingerichtet werden.
Beitrag der Apotheker
Institutionen und Organisationen, die sich in Nordrhein-Westfalen im Bereich "Sucht" engagieren, informierten die Besucher an rund 50 Ständen. Zehn Workshops diskutierten unterschiedliche Ansätze der Prävention, Betreuung und Behandlung von Suchtkranken. Die Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe stellten an ihrem Stand die Arbeit der Rheinischen Landeskliniken im Bereich "Sucht" vor und zeigten in Workshops mit interessierten Teilnehmern aus unterschiedlichen Berufsfeldern die "Qualitätssicherung in der Substitutionstherapie" aus pharmazeutischer Sicht und Möglichkeiten der "Pharmazeutischen Betreuung von Suchtabhängigen" auf.
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