Randnotitz

Nach den fetten die mageren Jahre?

Nachdem die Pharmaindustrie viele fette Jahre erlebte, sind nun die mageren in Sicht, mutmaßte das Handelsblatt in der letzten Woche. Weltweit steht diese Industrie derzeit unter Druck. Die Gründe: der Patentschutz vieler umsatzstarker Präparate läuft in Kürze aus, viele Generikahersteller stehen in den Startlöcher, die frei werdenden Wirkstoffe aufzunehmen und als Generikum herauszubringen. Der permanente Geldmangel der Krankenkassen wird den (Billig-)Generikamarkt am Blühen halten - ein Blick vor die eigene Tür, auf die Aut-idem-Regelung, zeigt, wo's langgeht. Auf der anderen Seite wird es für die Industrie immer teurer, neue Arzneimittel zu entwickeln, durch die Zulassung zu bringen und im Markt erfolgreich zu etablieren. Echte "Blockbuster" scheint die Pharmaindustrie derzeit nicht in der Pipeline zu haben. Oft sind die Innovationen, die auf dem Markt kommen oder in den nächsten Monaten eingeführt werden, Arzneimittel, die nicht für die Behandlung von Volkskrankheiten geeignet sind, sondern eher für zwar schwere Krankheiten, von denen allerdings nur relativ wenige betroffen sind. Dementsprechend teuer sind die Innovationen, die den immensen Forschungsaufwand einspielen müssen. Vor diesem Hintergrund kann ein Pharmaunternehmen leicht ins Straucheln geraten, nur wenige Flops in der Forschung genügen, dazu der Auslauf einiger wichtiger Patente und der Aktienkurs stürzt ab. Der US-amerikanische Pharmahersteller Bristol-Myers Squibb scheint ein solcher Kandidat zu sein. Dem Handelsblatt-Bericht zufolge könnten Pharmacia, Novartis oder auch Sanofi-Synthelabo Unternehmen sein, die Interesse an einer Übernahme von Bristol-Myers Squibb haben. Käme es zu einer Fusion, könnte dies nach Meinung von Analysten eine neue Fusionswelle in der Branche auslösen. Immerhin zeigte die Vergangenheit, dass Fusionen von Pharmaunternehmen wesentlich zur Kostensenkung beigetragen haben. Ob tatsächlich die fetten Jahre vorbei sind, hängt davon ab, wie die kommenden Innovationen einschlagen. Immerhin gingen Analysten Anfang des Jahres bei der Beurteilung der Gewinnerwartungen einiger Pharmaunternehmen für dieses Jahr von zehn und mehr Prozent aus. Der Trend: Generika werden günstiger, Innovationen teurer. Peter Ditzel

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