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- AZ 29/2002
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Kommentar
Die vierte Säule
Mit Gesetzen wie dem ABAG oder dem AABG, also dem Arzneimittelbudgetabschaffungsgesetz und dem Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz wird unsere Bundesgesundheitsministerin nicht mit positivem Vorzeichen in die Geschichte eingehen. Zu unüberlegt, unausgegoren und zu schlampig gemacht bescheren diese Gesetze, insbesondere das AABG mit der leidvollen Aut-idem-Regelung, den Leistungserbringern und den Patienten mehr Ärger und Unsicherheit als Nutzen.
Ganz zu schweigen von dem unsäglichen Beschluss der letzten Sitzung des Runden Tisches, der unsere Ministerin dazu animierte, wie wild für den Versandhandel zu kämpfen - als könnte das Verschicken von Arzneipäckchen unser Gesundheitswesen retten.
Einen Pluspunkt könnte sich die Ministerin jedoch mit der Umsetzung eines weiteren Beschlusses dieser Runden-Tisch-Sitzung holen: mit der Empfehlung, ein "Deutsches Forum Prävention und Gesundheitsförderung" einzurichten, was nun am 11. Juli geschehen ist. 41 Gründungsmitglieder, unter ihnen auch die ABDA, haben sich einmütig dazu bekannt, Maßnahmen und Instrumente der Prävention umzusetzen und zu verbreiten.
Wie bitte, wird man fragen, gibt es noch kein Forum oder Gremium, das sich der Prävention und Gesundheitsförderung annimmt? Nicht in dieser allumfassenden Form. Endlich scheint sich die Überzeugung durchzusetzen, dass man mit Prävention und Förderung der Gesundheitserziehung enorm viel sparen kann.
Wenn man beispielsweise sieht, wie ungesund sich viele Jugendliche ernähren, weil sie von den Eltern nie zur gesundheitsbewussten Ernährung angeleitet wurden, weil diese es selbst nicht besser wussten, dann weiß man, dass es in Sachen Prävention enorm viel zu tun gibt. Ein anderes Beispiel ist die Gesundheitserziehung in den Schulen: Unterrichtsstunden, in denen z. B. der richtige Umgang mit Arzneimitteln gelehrt wird, gibt es nicht - hier gibt es viel zu tun.
Die Prävention als vierte Säule in unserem Gesundheitswesen - neben kurativer Medizin, Rehabilitation und Pflege - ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die an Bedeutung gewinnen wird und muss. Jetzt heißt es, die notwendigen Strukturen dafür zu schaffen und die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Ich bin der Überzeugung, dass man mit Prävention viel sparen kann. Die Umsetzung der Maßnahmen sollte rasch gehen, sonst bleibt diese Runde-Tisch-Entscheidung eine Luftbuchung.
Peter Ditzel
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