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- AZ 31/2002
- Unruhe im Paradies
Randnotitz
Unruhe im Paradies
Sie sind nicht falsch, die Beiträge über den "Kampf der Apotheker" und über "Unruhe im Paradies der Arzneiverkäufer", die die Tageszeitung "Die Welt" am 25. Juli veröffentlichte. Aber leider lassen sie wesentliche Aspekte und Fakten außen vor, die essenziell sind, wenn man sich ausgewogen über das Versandhandelsthema informieren will. Solche kritischen Aspekte haben wir beispielsweise in der letzten DAZ, Ausgabe Nr. 30, veröffentlicht, wo mein Kollege Brauer die "Tricksereien" von DocMorris offen legt, mit denen es dieser Versandapotheke möglich ist, bestimmte Arzneimittel nach Deutschland billiger zu liefern - pardon, abholen zu lassen -, als sie eine deutsche Apotheke verkaufen darf.
Immerhin lassen die Beiträge in der "Welt" auch die Position der Apotheker zu Wort kommen. Und sie zeigen, dass die Apotheker Gegenangebote zum Internetversand und potenziellen Einsparungen anbieten: die Drehung der Arzneimittelpreisverordnung und die Zustellung per Boten nach Hause. "Die Apotheker kommen nun doch aus der Defensive, wenn auch vorerst eher im Verborgenen", heißt es dort. Das gibt zu denken. Obwohl wir von Anfang an die Drehung und die Botenzustellung vorgeschlagen haben, nimmt das erst jetzt eine Zeitung wie die "Welt" wahr. Bei anderen Medien scheinen unsere Alternativen bisher noch gar nicht angekommen zu sein. Was läuft da schief? Warum wird nicht stärker kommuniziert, dass wir Apotheker einen Weg vorschlagen, der Kosten für die GKV spart und einen unsicheren Internetversand überflüssig macht? Randbemerkung dazu: Vielleicht sollten wir auch unsere Zustelleinschränkung ("...im begründeten Einzelfall") aufgeben und signalisieren: Wir stellen auf Wunsch zu.
Was unsere paradiesischen Zustände angeht: Schade, dass Öffentlichkeit und Medien dies unter dem Vorzeichen sehen, wir wollten damit unsere Einkommen sichern. Von normierten Produkten, festen Abgabepreisen, Fremd- und Mehrbesitzverbot und vom Arzneimittelmonopol der Apotheken profitiert doch in erster Linie der Kunde, der Patient. Oder sind Arzneimittel geringere Produkte als Bücher, für die erst vor kurzem die Preisbindung auf Europaebene abgesegnet wurde?
Peter Ditzel
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