Randnotitz

Endzeitstimmung?

Wie ein Damoklesschwert schwebt die Absicht des noch amtierenden Bundesgesundheitsministeriums, den Arzneiversandhandel auch gegen den Willen der meisten Apotheker (und gegen den von 7,7 Mio. Bürgern) einführen zu wollen, über den deutschen Apotheken. Alle Gazetten, selbst solche als konservativ geltende wie die FAZ, stimmen in den Jubelchor der Versandbefürworter mit ein und verlangen freie Arzneiversandbestellungen für freie Internetuser. (Bis heute konnte ich noch keinem dieser Beiträge entnehmen, was der Einzelne davon haben soll.) Das dunkle Szenario, das sich aufbaut, wenn denn der Versandhandel erlaubt ist, verstärkt sich durch die einschneidenden Folgen wie Fremd- und Mehrbesitz (Apothekenketten) und den Fall der Arzneimittelpreisverordnung.

Endzeitstimmung breitet sich in deutschen Landen unter Apothekerinnen und Apothekern aus. Diese düsteren Prognosen versuchen derzeit klevere Geschäftemacher für sich zu nutzen. Sie suggerieren Apothekern, dass im Falle des Mehrbesitzes Großhändler und Großkonzerne um den Aufkauf von Apotheken wetteifern würden. Sie bieten den Apothekern an, ein Vorkaufsrecht zu veräußern bzw. zu versteigern. Profitieren soll die Apotheke am Erlös der Versteigerung.

Den einzigen Profit dürfte meines Erachtens der gewiefte Anwalt machen, an den für seine Dienste 300 Euro als Bearbeitungsbeitrag zu zahlen sind, und der an den Versteigerungserlösen partizipiert. Warum sollten Großhandlungen teure Apotheken kaufen, wenn es für sie vermutlich ökonomischer ist, in neuen, besser gelegenen und größeren Ladenlokalen gleich eine neue Versandapotheke zu eröffnen. Andere Berater wiederum veranstalten schon teure Inforeisen in die Schweiz, damit sich jeder vor Ort über den Versandhandel informieren lassen kann, um zu wissen, was am Tag X auf einen zukommt.

Doch warum Endzeitstimmung? Dafür ist es noch viel zu früh, meine ich. Denn keiner weiß, wie der EuGH über den Versandhandel entscheidet, auch über weitere Klagen muss noch entschieden werden - und überhaupt: warten wir die Wahl ab!

Peter Ditzel

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