Kommentar

Post aus Holland

Einen Überraschungsbrief aus Holland fanden in den letzten Wochen viele GKV-Versicherte in ihrem Briefkasten. Absender war die Europa Apotheek aus Venlo, die den deutschen Krankenkassenmitgliedern ein "unmoralisches Angebot" machte. Mit dem Hinweis darauf, dass man zahlreiche finanzielle Vorteile hat, bietet sich diese Apotheke als Versandapotheke an. Man solle das Angebote doch einmal testen, so fordern die niederländischen Pharmazeuten die deutschen Versicherten auf, und zeigen, wie einfach es geht: Aus einem beiliegenden Faltblatt eine Karte abtrennen und ausgefüllt mit dem Rezept oder der Bestellung in einen beigefügten Freiumschlag portofrei nach Venlo schicken. "Innerhalb weniger Tage halten Sie die bestellten Produkte in Händen", verspricht die Europa Apotheek.

Ein tolles Angebot, nicht wahr? Bei den finanziellen Vorteilen geht's dann richtig zur Sache. Bei jeder Bestellung gibt es einen Bonus von 3 Prozent auf alle Arzneimittel (bis 25,50 Euro pro Produkt), quasi keine Rezeptgebühr, da sie mit dem Bonus verrechnet wird, Gutschriften landen auf einem Gutschriftkonto, einen zusätzlichen Rabatt gibt es auf alle freiverkäuflichen Produkte bzw. für Privatrezepte und Zusatzkosten für den beauftragten Botendienst entstehen nicht. Das Versandverbot nach Deutschland wird in erprobt-bewährter Art dadurch umgangen, dass der Kunde pro forma einen Botenauftrag erteilt, der ihm die Arznei liefern soll. Sogar an den Fall, dass der Kunde nicht zu Hause ist, wurde vorgesorgt: auf der Auftragskarte kann der Kunde ankreuzen, dass er damit einverstanden ist, wenn seine Lieferung beim Nachbarn abgegeben wird.

Hier wird in eklatanter Weise, ähnlich wie bei DocMorris, das deutsche Arzneiversandverbot umgangen und Kunden mit finanziellen Lockvögeln geködert. Was sagen die Behörden dazu? Und eine weitere spannende Frage: Woher hat die Europa Apotheek eigentlich die Adressen der deutschen Versicherten? Bestimmt nicht aus dem Telefonbuch, denn es scheinen gezielt Versicherte von bestimmten Kassen angeschrieben worden zu sein. Muss man also vermuten, dass hier Krankenkassen die Adressen ihrer Versicherten verhökern, um sich selbst nicht dem Vorwurf aussetzen, in ungesetzlicher Weise in Richtung Versandhandel zu drängen?

Peter Ditzel

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