Kommentar

HIV-Infizierte: Aufklärung stärkt Compliance

Bonn (im). Apotheker und Ärzte sollten bei der Aufklärung von HIV-Infizierten, beispielsweise über unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln, nicht nachlassen, appelliert die Deutsche AIDS-Stiftung in Bonn. Erfolgreich sei die medikamentöse lebenslange Behandlung nur bei hoher Compliance des Patienten, sagte Internist Dr. Jürgen Rockstroh am 26. November in Bonn.

Nach wie vor gebe es eine hohe Zahl virologischer Therapieversagen, so der HIV-Experte der Universitätsklinik Bonn, häufig als Folge unregelmäßiger Einnahme der Präparate. Bei den rund 20000 HIV-Infizierten, die mit einer antiviralen Therapie behandelt würden, gebe es bei jedem zweiten ein Behandlungsversagen. Allein bei der Uniklinik Bonn hätten von den jährlich behandelten 600 HIV-Infizierten 50 Prozent Resistenzen gegen antiretrovirale Wirkstoffe entwickelt.

Nach Worten von Rockstroh sind Therapieerfolg und Compliance des Kranken von einer sozialabgesicherten Situation abhängig. Finanzielle Nöte belasteten diese Patienten doppelt. Kämen zu den körperlichen Beschwerden Existenzängste hinzu, sinke die Bereitschaft, sich an die Therapie zu halten. Eine alleinstehende HIV-infizierte Mutter von drei Kindern mit Geldsorgen bleibe dann einfach weg, sagte Rockstroh.

Die deutsche AIDS-Stiftung befürchtet, dass Erwerbsunfähige bei kommenden Kürzungen von Sozialleistungen benachteiligt werden. Da die meisten Infizierten an AIDS erkrankten, bevor sie 40 Jahre alt sind, seien sie wegen fehlender Rentenansprüche auf staatliche Leistungen angewiesen, sagte Stiftungsvorstand Dr. Ulrich Heide. Mit Argusaugen verfolgt er die neue eigenständige Grundsicherung, die ab Januar 2003 für erwerbsunfähige Menschen gilt und an die Stelle der Sozialhilfe treten soll. Es drohten negative Folgen für HIV-Infizierte, weil die Grundsicherung im Gegensatz zur Sozialhilfe keine Mehrbedarfsleistungen zum Beispiel für Kondome, Hilfsmittel oder besondere Ernährung vorsehe.

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