Randnotitz

Klartext

Der Großhandel wird die ihm vom Vorschaltgesetz auferlegte Belastung an die Apotheken "weitergeben" – klare Worte, die Horst Trimborn, Chef des Pharmagroßhandels Anzag, auf einem Pressegespräch am 22. November äußerte (siehe DAZ Nr. 48, S. 24). Im Klartext: der Apotheker wird bei dem vom Großhandel gewährten Rabatt auf mindestens 3 Prozentpunkte verzichten müssen. Das schmerzt. Denn diese drei Prozent sind zusätzlich zu den sechs bis zehn Prozent Zwangsrabatt zu tragen. Darüber hinaus hat der Apotheker noch die Funktion des Geldeintreibers bei der Pharmaindustrie und dem Großhandel für die GKV – eine Aufgabe, die selbst Insider wie Trimborn als unlösbar und unbezahlbar ansehen. Für die Apotheke bedeutet das nach Einschätzung von Trimborn: im kommenden Jahr wird sich die Spreu vom Weizen trennen, d. h., unrentable Apotheken werden schließen und die marktaktiven Apotheken überleben. Die Apothekendichte reduziert sich, beim Sortiment kommt es zu einer Konzentration. Die ABDA-Prognose, dass im Schnitt wohl zwei Vollzeitkräfte pro Apotheke wegfallen, sprich gekündigt werden, wurde auf dem Pressegespräch bestätigt.

Als Gegenmaßnahmen schlägt der Großhandel vor, die Apotheken sollten sich über verstärkte Kooperationsmöglichkeiten Gedanken machen: Apotheken könnten sich z. B. zu Einkaufs- und Marketingkooperationen zusammenschließen. Trimborn spricht von einem "Netzwerk unter der Führung des Großhandels". Ob darin die Rettung der deutschen Apotheke in Zeiten des Vorschaltgesetzes liegt? Vielleicht könnte auch der Großhandel gemeinsam mit der Apotheke nach Einsparpotenzialen suchen? Lässt sich z. B. die Häufigkeit der täglichen Belieferungen reduzieren? Vielleicht reicht der einen oder anderen Apotheke die Belieferung einmal täglich, wenn der Großhandel dann seinen Rabatt statt um drei nur um ein oder zwei Prozentpunkte kürzt. Vielleicht sind Einsparmöglichkeiten für den Großhandel auch beim Nebengeschäft möglich z. B. bei Marketingaktivitäten, Seminaren und sonstigen Randgebieten?

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Lieferfähigkeit der Apotheke reduziert und das Sortiment gestrafft wird – Patienten und Kunden haben das Nachsehen, weil sie ihre Ware nicht sofort erhalten. Das allerdings könnte wiederum dem Versandhandel Vorschub leisten.

Peter Ditzel

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