Kommentar

Gesundheitsausschuss des Bundestages: Expertengespräch mit dem Sachverständige

(ks). Im deutschen Gesundheitswesen - insbesondere in der Arzneimittelversorgung - schlummern nach Ansicht von Experten erhebliche Wirtschaftlichkeitsreserven. Angesichts der Finanznöte der Gesetzlichen Krankenversicherung wird daher händeringend nach Möglichkeiten gesucht, diese zu erschließen. Am 20. Februar hatte der Gesundheitsausschuss des Bundestages Gelegenheit, die Mitglieder des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen zu ihren Lösungsempfehlungen zu befragen.

Die Fragen der Bundestagsabgeordneten rankten sich um den dritten Band des Gutachtens "Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit" zur Über-, Unter- und Fehlversorgung im deutschen Gesundheitswesen sowie das Addendum zur Arzneimittelversorgung. Wesentlich Neues kam in diesem Expertengespräch allerdings nicht zu Tage. Prof. Dr. Eberhard Wille wiederholte die empfohlenen Maßnahmen des Arzneimittel-Sondergutachtens. So sollte nach Auffassung des Rates die Preisbindung der zweiten Hand bei nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aufgehoben, das Dispensierrecht der Ärzte vorsichtig ausgeweitet und der Versandhandel mit Medikamenten erlaubt werden. Zudem sollte die Apothekenvergütung geändert werden: die preisabhängige Vergütung könnte einem mengenmäßigen Festzuschlag weichen.

Auch eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Arzneimittel hält der Rat für angebracht. Die Empfehlungen, die Aut-idem-Abgabe zu erleichtern und Analogpräparate auf ihr Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis zu überprüfen, wurden vom Gesetzgeber mit dem Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetz bereits umgesetzt.

Mit Arzneimitteln sparen

Prof. Dr. Karl Lauterbach machte nochmals deutlich, dass Arzneimittel auch dazu beitragen, Kosten an anderen Stellen des Gesundheitswesens zu sparen. Als Beispiel führte er chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen an: Statt von vornherein eine wirksame medikamentöse Therapie sicherzustellen, würden Patienten noch viel zu häufig ins Krankenhaus eingewiesen. In solchen Fällen können Lauterbach zufolge Disease-Management-Programme großen Nutzen bringen. Sofern die Einschreibekriterien für die Chronikerprogrammen richtig festgelegt werden, könne die Qualität der Versorgung erheblich verbessert und dabei die Kosten gesenkt werden, so Lauterbach.

Forderung nach evidenzbasierten Therapien

Die Sachverständigen kritisierten zudem heftig, dass derzeit lediglich 30 Prozent der Patienten nach evidenzbasierten Leitlinien behandelt würden. Lauterbach forderte, die nicht-evidenzbasierte Therapie konsequent abzuschaffen. Weiterhin unterstrichen die Ratsmitglieder die Notwendigkeit von Präventions-Angeboten, etwa einem nationalen Aktionsprogramm gegen das Rauchen.

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