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DAZ aktuell
Versandhandel: Apotheken boykottieren Krankenkasse
Die Rechnungen der Apotheke reicht der Versicherte dann seiner Kasse zur Erstattung ein. Die Apotheken reagieren mit ihrem Boykott auf die Werbung der GEK für den in Deutschland gesetzlich verbotenen Arzneimittelimport über ausländische Versandapotheken. Hierbei will die GEK auf die bei legaler Abgabe durch Apotheken im Inland verlangte Erhebung der Zuzahlung (4 bis 5 e pro Medikament) verzichten.
"Wenn Zuzahlungsverzicht, dann für alle!" lautet die erste Forderung der Apotheken. Die GEK fördere einseitig eine für den Verbraucher unsichere und gesetzwidrige Arzneimittelversorgung und bedrohe das System der flächendeckenden Versorgung von Kranken mit Arzneimitteln. Das müsse sofort beendet werden. Die Mehrheit der Krankenkassen sei für den Erhalt der Apotheken vor Ort, meinen die Apotheker und empfehlen den Wechsel der Kasse. "Ärzte und Apotheker sind zuerst Heilberufler, deshalb wird im Notfall kein Kranker unversorgt bleiben, nur weil er nicht bezahlen kann", beruhigt Dr. Thomas Hardt, der Sprecher der Initiative Pro Apotheke Bonn-Rhein-Sieg und Kreisvertrauensapotheker.
"Apotheke vor Ort"
Mit dem Boykott der GEK wollen die Apotheken die GEK dazu bringen, die Bevorzugung des illegalen Versandhandels mit Arzneimitteln zu beenden, um die Existenz der Apotheken vor Ort zu retten. In der Stadt gebe es die Apotheke um die Ecke, auf dem Land sei sie in max. zehn Autominuten erreichbar. "Wozu brauchen die Deutschen ausländische ≠InternetApotheken' ", fragt der Initiator der Aktion, Apotheker Thomas Hardt, Sankt Augustin. Jeder könne heute über www.aponet.de, apotheken.de oder gesundheit.de und viele andere Seiten Arznei in seiner Wunschapotheke bestellen und auch geschickt bekommen! Im Notfall seien in Deutschland alle lebenswichtigen Medikamente innerhalb einer Stunde beim Patienten am Krankenbett – ohne Internet-Apotheke, aber dank des Systems ,,Apotheke vor Ort".
Die Info für GEK-Versicherte
Um die Versicherten der GEK über das Verhalten ihrer Krankenkasse und über diese Initiative Pro Apotheke Bonn-Rhein-Sieg zu informieren, erhalten Kunden und Patienten einen Handzettel, auf dem diese Aktion erklärt wird:
"Liebe Kunden und Patienten, Sie sind versichert bei der Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse (GEK). Ihre Krankenkasse hat den Versicherten unter Bruch geltenden Rechts (Versandhandelsverbot für Arzneimittel) empfohlen, Arzneimittel über Versandapotheken im Ausland zu bestellen. Dabei verzichtet Ihre Krankenkasse auf die Erhebung der Rezeptzuzahlung. Damit hat die Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse die Grundlage des Arzneiliefervertrages mit den Apotheken außer Kraft gesetzt. Die Lieferverträge mit Ihrer Kasse verlieren damit ab sofort für uns Apotheken vor Ort ihre Gültigkeit. Das bedeutet: Kassenrezepte für Versicherte dieser Krankenkassen können ab Mai 2002 in allen Apotheken der Stadt Sankt Augustin und ab 1. Juni in allen Apotheken der Region Bonn/Rhein-Sieg-Kreis wie Privatrezepte behandelt werden.
Die verordneten Medikamente und Hilfsmittel müssen Sie also in der Apotheke kaufen und die Rechnung Ihrer Krankenkasse zur Erstattung einreichen. Auch unsere Dienstleistungen können wir den Versicherten der Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen z. B. – kostenlose Lieferungen nach Hause oder ins Altenheim – kostenloser 24-Stundendienst (Berechnung einer kostendeckenden Notdienstgebühr) – kostenlose "aut idem" Auswahl preiswerter gleichwertiger Arzneimittel – kostenlose Rücksprache mit dem Arzt bei unklaren Verordnungen, kostenlose Wechselwirkungschecks – kostenloser "Pharma-Check-Up", kostenlose Altarzneimittelprüfung und -entsorgung.
Kranke, die bei der Gmünder Ersatzkasse (GEK) versichert sind, müssen ab sofort damit rechnen, in Apotheken Medikamente auf Rezept nur noch gegen Bezahlung zu erhalten. Die Apotheken in Sankt Augustin, später alle Apotheken im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn werden Krankenkassenrezepte, die von Versicherten der GEK vorgelegt werden, wie Privatrezepte behandeln.
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