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Bundesverband Deutscher Versandapotheker: Aufklärungskampagne startet im Juni
Kerckhoff stellte den neuen Verband am 27. Mai gemeinsam mit dem stellvertretenden Verbandsvorsitzenden, dem Berliner Apotheker Rolf Spielberger, und dem Beirat Rechtsanwalt Christian Dierks in Berlin der Presse vor. "Es gibt Apotheker, die ihren bequemen, sicheren und ,beheizten' Brunnen nicht verlassen möchten" kommentierte Kerckhoff die Initiative der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) gegen den Versand. Sein Verband könne sich als Initiative innovativer Apotheker nicht mit dieser Haltung identifizieren. Daher wurde der BVDVA mit dem Ziel gegründet, den Arzneimittelversandhandel in Deutschland im Sinne einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung zu fördern und dem Verbraucher die Freiheit des Bezugsweges zu ermöglichen.
Lösungskonzepte sind noch in Arbeit
Kerckhoff warf der ABDA vor, trotz positiver Signale seitens der Politik keine klaren Konzepte und Lösungsansätze zum Thema Versand bieten zu können. Doch hieran mangelt es bislang auch dem BVDVA – das machten die bohrenden Fragen der Journalisten, wie der Versand nun konkret aussehen solle, deutlich. Kerckhoff beschränkte sich im Wesentlichen darauf, auf die Erfahrungen der Schweizer Versandapotheke MediService zu verweisen. Dort wirkt der Verbandschef als Vizepräsident "Business Development Germany". Einzelheiten der noch in Arbeit befindlichen BVDVA-Konzepte sollen im Rahmen einer Aufklärungskampagne im Juni vorgestellt werden. So sind in München, Stuttgart, Frankfurt, Berlin, Köln und Leipzig Informationsveranstaltungen zum Arzneimittelversand geplant, die sich sowohl an die Presse als auch an Apotheker und Bevölkerung richten sollen.
Keine Rosinenpickerei
Kerckhoff wehrte sich gegen den Vorwurf der Rosinenpickerei: "Alle Rechte und Pflichten der traditionellen Apotheke bleiben erhalten", so auch das Vollsortiment und den Nacht- und Notdienst. Kerckhoff ist sich sicher, dass deutsche Versandapotheken auch weniger lukrative Medikamente versenden werden – nur so könne ein Kunde auf Dauer gewonnen werden. Allerdings seien für den Aufbau einer Versandapotheke durchaus "mehrere zehn Millionen Euro nötig" – das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot müsse deshalb aber nicht fallen.
Dem Verband seien in Deutschland einige Apotheken mit einem Umsatzvolumen von rund 50 Millionen Euro bekannt, für sie wäre der Einstieg in den Versand kein Problem. Vor oligopolistischen Strukturen hat der BVDVA keine Angst: Solche bestünden schon lange beim pharmazeutischen Großhandel, ohne dass dies einen Schaden hervorrufe. Die Bemühungen der Krankenkassen, Versicherte zum Arzneimittelbezug via Versand zu bewegen, halten Kerckhoff nicht davon ab, zu behaupten, der Patient werde sich freiwillig und ohne Zwang für die Versandapotheke entscheiden. So schätzt er, ebenso wie das Bundesgesundheitsministerium, dass rund acht Prozent der Bevölkerung am Vertriebsweg Versand interessiert sein werden.
Qualitätsstandards müssen gewährleistet sein
Spielberger erklärte, dass sich sein Berufsstand den bevorstehenden Änderungen und Neuerungen nicht verschließen könne. Wichtig sei dabei, dass sich Apotheker in die Diskussion um den Versand einschalten, denn ihre fachliche Kompetenz sei gefragt. So müsse auch in einer Versandapotheke "der Apotheker die Zügel in der Hand behalten". Ein überprüfbares "Service-Level" soll dem Laien die Qualität der Versandapotheke vor Augen führen. Wenig logisch erschien Spielbergers Argument, Kunden von Versandapotheken könnten durch die Einsparung von Zuzahlungsgebühren "erkleckliche Beträge" einsparen. Erst auf Nachfrage musste er einräumen, dass sich dieser Vorteil nur in Holland findet – deutsche Versandapotheken werden vorerst nicht auf Zuzahlungen verzichten dürfen.
Gesetzliche Voraussetzungen
Der Berliner Rechtsanwalt und Mediziner Dierks, der dem BVDVA juristisch beiseite steht, erläuterte, welche rechtlichen Voraussetzungen noch geschaffen werden müssen, damit der Versand in Deutschland starten kann: Ein paar kleine Änderungen im Arzneimittelgesetz, der Apothekenbetriebsordnung, der Arzneimittelpreisverordnung, dem Sozialgesetzbuch, 5. Buch, dem Heilmittelwerbegesetz – schon wären die Bedingungen geschaffen. Ob das wirklich so schnell geht, mag bezweifelt werden. In der laufenden Legislaturperiode rechnen weder Dierks noch die Befürworter des Versandhandels aus der Regierung mit einer entsprechenden Gesetzesänderung. Und was nach dem 22. September sein wird, kann heute ohnehin noch niemand mit Gewissheit sagen.
Uneigennütziger Verein?
Bislang besteht der BVDVA aus seinen sieben Gründungsmitgliedern und Kerkhoff selbst. Doch 25 Anfragen interessierter Apotheker habe es in den ersten zwei Wochen des Bestehens des Verbands schon gegeben. Die Bedingungen für die Mitgliedschaft würden derzeit geprüft, erklärte Kerckhoff. Spielberger sprach gar von 100 Anfragen. Die Verbands-Aktivitäten werden derzeit von den acht Mitgliedern finanziert. Kerckhoff erklärte, sein Anteil sei dabei nicht höher als jener der beteiligten Apotheker – obschon er sein Gehalt von MediService aus der Schweiz beziehe.
Dennoch weckte die Pressekonferenz den Eindruck, hinter dem Verband stünden weniger uneigennützige Zwecke als vielmehr wirtschaftliche Ziele. Die Beteuerungen, MediService stelle lediglich seinen Erfahrungsschatz zur Verfügung, vermochten nicht zur Gänze zu überzeugen. Man darf nunmehr gespannt sein, welche Konzepte der Verband in diesem Monat vorlegen wird. Die Verbandsarbeit können Sie auf der Homepage des BVBVA mitverfolgen: www.bvdva.de
Ein deutscher Arzneimittelversandhandel nach Schweizer Vorbild – so stellt sich der Bundesverband deutscher Versandapotheker (BVDVA) die Zukunft vor. Die Existenz der öffentlichen Apotheken soll hierdurch nicht in Frage gestellt werden: Es gehe lediglich um die Öffnung eines Sondervertriebswegs, ohne dabei einen Sonderstatus einführen zu wollen, erläuterte der BVDVA-Vorsitzende Thomas Kerckhoff. Wie ein solcher Versandhandel im Detail aussehen könnte, will der BVDVA mit einer Aufklärungskampagne im Juni genauer erklären.
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