Feuilleton

Ausstellung: Laien im Dienst der Wissenschaft

Wie Wissenschaftler und Laien auf naturkundlichen Gebieten zusammenarbeiten können, zeigt das Museum Mauritianum in Altenburg bis zum 15. März 2002 in einer Sonderausstellung.

Nach der Stilllegung des Bergbaus kann das Haselbacher Moor im Nordkreis des Altenburger Lands regenerieren. Ganz ohne die Unterstützung durch die Menschen geht es freilich nicht. Mitarbeiter des Altenburger Vereins für Beschäftigung e.V. rodeten die Birkenstubben, verfüllten Gräben und stellten eine Wasserzuführung her.

Die fachspezifische Begleitung des Projekts erfolgt durch Wissenschaftler des Naturkundlichen Museums Mauritianum in Altenburg. Sie beobachten und registrieren die Entwicklung von Flora und Fauna. So inventarisierten zwei Praktikanten mehr als 20 000 wirbellose Kleinsttiere, die mit Fallen gefangen worden waren. Sie schufen somit die Basis für die wissenschaftliche Arbeit.

Schmetterlinge ...

Ohne die Mitwirkung von engagierten Laien könnten die Wissenschaftler viele Aufgaben, mit denen sie konfrontiert werden, gar nicht bewältigen. Forschungsstätte stützen sich auf Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Praktika und die Mitarbeit von Autodidakten: Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde ein Entomologe beschäftigt, der den Nachlass eines Altenburger Schmetterlingssammlers sichtete und inventarisierte.

Eine junge Altenburgerin wiederum absolvierte im Naturkundemuseum ein freiwilliges ökologisches Jahr und assistierte einem Diplommuseologen bei einer Untersuchung zur Verbreitung zweier stark gefährdeter Schmetterlingsarten.

... Pilze ...

Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme untersuchte ein Mykologe die Pilzflora im ehemaligen Tagebau Zechau. Im ersten Jahr zählte er in dem 240 Hektar großen Gebiet 262 Großpilzarten. Im zweiten Jahr entdeckte er 58 weitere Spezies. Im Sukzessionsbereich ist die Pilzflora besonders vielfältig. Der Fransenmilchling Lactarius citriolens beispielsweise galt in Thüringen seit 25 Jahren als verschollen. Im Tagebaurestloch wurde er nun wiederentdeckt. Der Täubling Russula unicolor wurde in Zechau erstmals für Thüringen nachgewiesen.

... und Käfer

Im Rahmen anderer Projekte, in die Laien eingebunden wurden, stellte sich heraus, dass einige Käferarten, die in Thüringen ausgestorben waren, in der Bergbaufolgelandschaft des Altenburger Lands neue Lebensräume fanden. Ferner wurde die Entwicklung von Flechtenvorkommen in der Region kartiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Qualität der Luft zwar deutlich verbessert hat. Sensible Spezies können sich hier indessen noch nicht etablieren.

Schüler herbarisieren

Mit Hilfe einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde auch ein Projekt vorbereitet, das in Schülern Neugier erwecken soll, eigenständig die Natur zu entdecken: Eine "Mitarbeiterin auf Zeit" hat Material für die Anfertigung von Herbarien vorbereitet. Die Mappen mit jeweils zehn Herbarblättern sind unterschiedlichen Themen gewidmet, von Frühjahrsblühern und einheimischen Bäumen über Wildpflanzen im Schulgarten, Arznei- und Giftpflanzen und Vertreter der Lippenblütengewächse bis zu Pflanzen als Stickstoffindikatoren und Pflanzen in Pflasterfugen.

An Fachlehrer werden Pflanzenmappen ausgeliehen, deren Themenspektrum über die eigentliche Botanik hinausgeht. So kann Pflanzenkunde in den Geschichts- wie auch den Geographie- und Wirtschaftskundeunterricht integriert werden. Schließlich gibt es eine Mappe für Kunsterzieher. Das Lehrmaterial ist für alle Schulformen geeignet und kann sogar in der Ausbildung von Apothekenhelfern und PTA genutzt werden.

Übrigens: Auch eine PTA hat vor Beginn ihrer Ausbildung ein freiwilliges ökologisches Jahr im Mauritianum absolviert. Nach der Prüfung überreichte sie ihr Herbarium für die Sammlung des Museums.

Kastentext: Ausstellungsdaten

Bis zum 15. März 2002 im Naturkundlichen Museum Mauritianum, Parkstraße 1, 04600 Altenburg Tel. (0 34 47) 25 89 Geöffnet: Montags bis freitags von 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 17 Uhr.

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