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Arzneimittel und Therapie
Rheumatoide Arthritis und Osteoarthritis: Neue Behandlungsperspektiven mit Val
"Wir Kliniker sind glücklich, dass uns diese nebenwirkungsarmen Präparate zur Verfügung stehen", kommentierte Prof. Henning Zeidler, Medizinische Hochschule Hannover, die Entwicklung. Die tägliche Praxis zeige andererseits, dass es bezüglich Ansprechen auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und deren Verträglichkeit eine hohe interindividuelle Variabilität gibt. Nicht zuletzt deshalb wird der Neuzugang bei den Coxiben geschätzt.
Das neue Präparat weist eine sehr hohe Selektivität für den COX-2-Rezeptor auf. Die Halbwertszeit im Plasma beträgt zwischen acht und elf Stunden; dennoch ist es ein echtes Einmal-täglich-Medikament, erklärten die Experten in Stockholm.
Multizentrische Studien überzeugen
Das bisherige klinische Prüfprogramm umfasst mehr als 60 Studien, unter anderem in den Indikationen Knie- oder Hüftarthrose, rheumatoide Arthritis, Kreuzschmerzen bei einer Gesamt-Fallzahl von über 14 000 Probanden/Patienten. In einer multizentrischen vergleichenden Untersuchung wurden über 1000 Arthrosepatienten randomisiert auf vier Therapiearme verteilt: drei Gruppen erhielten jeweils 5, 10 bzw. 20 mg Valdecoxib (einmal täglich), im parallel geführten vierten Arm bekamen die Patienten eine Standardmedikation mit Naproxen, 500 mg 2 mal täglich.
Der Erfolg wurde mittels eines standardisierten Verfahrens zur Selbstbeurteilung von Schmerz, Steifigkeit und Alltagsaktivität gemessen (Western Ontario and McMaster Universities-Index, WOMAC-Index). Nach zwei, sechs und zwölf Wochen zeigte sich eine dosisabhängige Wirksamkeit von Valdecoxib. Alle aktiven Therapien erwiesen sich als signifikant effektiver als Plazebo (p < 0,02); Valdecoxib linderte die Gelenkbeschwerden am Knie so gut wie Naproxen.
Gute gastrointestinale Verträglichkeit
Bei den gastroduodenalen Ulzera fand man eine statistisch signifikant niedrigere Rate unter Valdecoxib: Während in dem Kollektiv mit Naproxen bei 10% der Untersuchten endoskopisch Ulzera nachgewiesen wurden, lag die Inzidenz bei Patienten, die 5 bzw. 10 mg Valdecoxib eingenommen hatten, bei 3%; auch unter der Dosierung mit 20 mg befand sich die Quote mit 5% immer noch auf Plazebo-Niveau. Bei den Patienten, die mit dem etablierten NSAR behandelt wurden, traten außerdem öfter Dyspepsien auf.
Ähnlich fielen die Resultate einer Reihe weiterer Studien aus; so erwies sich Valdecoxib in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis als vergleichbar effektiv wie Diclofenac (2 x 75 mg) oder Naproxen (2 x 500 mg). In dem umfangreichen Testprogramm, unter anderem auch zur Arzneimittelsicherheit, zeigte sich die neue Substanz als sicher: Insbesondere am oberen Gastrointestinaltrakt bestätigte Valdecoxib den Vorteil selektiver COX-2-Hemmer, da es in Studien über 12 bis 26 Wochen endoskopisch überprüft eine signifikant überlegene gastrointestinale Verträglichkeit sowohl gegenüber Naproxen als auch gegenüber Diclofenac bewies. Kriterium war die Inzidenz gastroduodenaler Ulzera bzw. die Rate gastrointestinaler Nebenwirkungen allgemein.
Ausgeprägte analgetische Wirkung und schneller Wirkeintritt
Von einem innovativen COX-2-Analgetikum, wie dem in den USA unter dem Namen Bextra® bereits auf dem Markt befindlichen Valdecoxib, verspricht sich Priv.-Doz. Markus Gaubitz, Universität Münster, vor allem größere Wirkstärke und rascheren Wirkeintritt. Diese Merkmale könnten auch in Bezug auf die Compliance Vorteile bringen, denn nichts überzeugt einen Schmerzpatienten mehr als ein schnell wirksames Präparat.
Überzeugend seien z. B. Untersuchungen zur Wirkung des jüngsten COX-2-Hemmers im Zusammenhang mit dentalchirurgischen Eingriffen: Hier zeigte das Präparat einen steilen Wirkanstieg, der bereits innerhalb einer halben Stunde begann und hier auch schon einem älteren COX-2-Hemmer (Rofecoxib) signifikant überlegen war. Diese signifikant bessere Schmerzlinderung war bei jedem der 17 Maßpunkte in 24 Stunden gegeben und kam auch darin zum Ausdruck, dass die mit Valdecoxib behandelten Patienten erst nach knapp 7 Stunden zu einem zusätzlichen Analgetikum griffen, während dies in der Rofecoxibgruppe schon nach 3 Stunden 44 Minuten der Fall war (p < 0,05). ck
Kastentext: Auch COX-2-Hemmer sind nicht nebenwirkungsfrei
Die Cyclooxygenase-2(COX-2)-Hemmer zeigen eine hohe Selektivität für die Cyclooxygenase 2, wodurch der durch die Cyclooxygenase 1 vermittelte Schutz der Prostaglandine auf die Magenmukosa und die Nierendurchblutung erhalten bleibt. Experimentell angelegte Studien zeigen eine signifikante Abnahme von peptischen Mukosaläsionen unter COX-2-Inhibitoren im Vergleich zu konventionellen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).
Allerdings sind auch die COX-2-Hemmer nicht nebenwirkungsfrei, da auch die COX-2 physiologische Funktionen ausübt. Nebenwirkungen, die am häufigsten genannt werden, sind Infektionen der oberen Atemwege, Durchfall, Dyspepsie, Oberbauchbeschwerden und Kopfschmerzen.
Bei Patienten mit gastrointestinalen Vorerkrankungen wie Ulzera und entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen oder bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem Risiko ist Vorsicht angebracht. Auch traten in der VIGOR-Studie schwere kardiovaskuläre Ereignisse einschließlich Myokardinfarkt in der Rofecoxib-Gruppe häufiger auf als in der Kontrollgruppe.
Der auf dem Kongress der European League Against Rheuma (EULAR) 2002 in Stockholm vorgestellte neue selektive COX-2-Hemmer Valdecoxib zeigt ein hohe analgetische Potenz und einen schnellen Wirkeintritt, wie Pharmacia und Pfizer mitteilten. Valdecoxib ist die pharmakologisch aktive Wirkform des injizierbaren COX-2-Hemmer Parecoxib (Dynastat). In den USA ist es unter dem Namen Bextra bereits zugelassen, in Deutschland wird Valdecoxib voraussichtlich im ersten Halbjahr 2003 auf den Markt kommen.
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