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BVA-Info
Pharmazie: Ein Frauenstudium?
Droht ein Imageverlust?
Betrachtet man allein die Zahlen der Studierenden, so scheinen die Chancen für Frauen im Bereich Pharmazie günstiger zu sein als in vielen anderen Hochschulbereichen. Ihr Anteil liegt mittlerweile bei 90 Prozent. Doch diese Bewertung ist mit Vorsicht zu genießen. Zum einen haftet dem Image des "Frauenstudiums" ein Beigeschmack von "nichts für gestandene Männer" an.
In eine ähnliche abwertende Richtung zielen Bestrebungen, das Pharmaziestudium an die Fachhochschulen zu verlagern, übrigens eine Auffassung, die bei allen Anwesenden auf einhellige Ablehnung stieß. Und wenn es um die höheren Stufen der universitären Karriereleiter geht, so finden sich in der Pharmazie ähnliche Ausdünnungstendenzen wie in anderen Hochschulbereichen.
Die Lage an der Universität
Immerhin gibt es mittlerweile an fast allen Pharmazeutischen Instituten mindestens eine Professorin. Zwei von ihnen waren als Referentinnen gekommen: Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe befasste sich neben der generellen Situation von Frauen an Hochschulen auch mit der geplanten Hochschulreform. Prof. Dr. Karen Nieber von der Universität Leipzig berichtete über Juniorprofessuren und über die Möglichkeit von Diplomarbeiten nach dem 2. Staatsexamen. Außerdem stellte sie einen von der EU geförderten, einjährigen Wiedereinsteigerkurs vor, der für Akademikerinnen naturwissenschaftlicher Fachrichtungen, d.h. auch Pharmazeutinnen, konzipiert ist.
Was tut die Regierung?
Brigitte Unger-Soyka, Leiterin der Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, stellte unter dem Motto "Chancengleichheit für Frauen und Männer" (engl. Gender Mainstreaming) einige Beispiele aus der Arbeit der Bundesregierung vor. So werden u. a. im Hochschulbereich Mittel zur Verfügung gestellt, wenn "Gender-Aspekte" berücksichtigt werden.
Daneben wird Ursachenforschung betrieben. So ergab eine Überprüfung des Bundesangestelltentarifs durch das Innenministerium: Manche Kriterien zur tariflichen Eingruppierung sind eindeutig geschlechtsspezifisch und tragen damit zur Chancenungleichheit bei.
Mangel an pharmazeutischem Nachwuchs
Ein weiteres Thema der Veranstaltung war die Frage des pharmazeutischen Nachwuchses. Karin Wahl, Präsidentin der LAK Baden-Württemberg, stellte dazu erste statistische Daten vor. Derzeit sind in Baden-Württemberg über 2000 ApothekerInnen über 55 Jahre alt. Dem steht eine jährliche Zahl von etwa 200 neu Approbierten gegenüber, bei denen es sich mehrheitlich um Frauen handelt.
Die typische Arbeitsbiographie von Frauen schränkt jedoch deren Präsenz am Arbeitsmarkt ein: Nach ca. fünf Jahren Vollzeitarbeit folgt eine Familienphase. Findet danach ein Wiedereinstieg statt, dann meist nur noch in Teilzeitarbeit. Dies lässt darauf schließen, dass ein Teil des Bedarfs an Nachwuchs ungedeckt bleibt.
Attraktivität besser kommunizieren
Hier müssen also von der Standespolitik noch mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Attraktivität des Apothekerberufs zu heben und besser zu kommunizieren. Letzteres gilt natürlich auch für jede und jeden der deutschen ApothekerInnen selbst. Werbung im Familien- und Bekanntenkreis gehört ebenso dazu wie Praktikumangebote, die positive Einblicke in einen äußerst vielseitigen Beruf bieten.
Networking als Perspektive
Das Fazit der Organisatorinnen am Ende der Veranstaltung: Networking von Apothekerinnen in Führungspositionen kann ein Beitrag dazu sein, die Bedingungen von Frauen in der Pharmazie – sei es an der Hochschule oder in der Apotheke – zu verbessern. Der Gesprächskreis will dafür eine Basis geben. Interessierte Pharmazeutinnen sind deshalb herzlich willkommen.
Karin Wahl fasste es so zusammen: "Unser Ziel ist es, mehr und vor allem auch jüngere Frauen für die Berufspolitik zu werben. Deshalb werden wir im Oktober auf dem Apothekertag in Berlin einen Infotermin zu unserem Gesprächskreis durchführen."
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