Kommentar

Genug gejammert

Auf der Pressekonferenz der ABDA am 5. August, auf der ABDA-Präsident Hans-Günter Friese unter der Überschrift "Kein Stein bleibt auf dem anderen" den Journalisten von Tagespresse, Funk und Fernsehen die Auswirkungen des geplanten GMG auf Apotheken erläuterte, war das Jammern groß. Versandhandel, Mehrbesitz, Einzelverträge zwischen Kassen und Apotheken und die Freigabe der OTC-Preise sind für Apotheken existenzgefährdend, so Friese, "ein struktureller Anschlag auf das deutsche Apothekenwesen". Da war die Rede von den "Säulen der funktionierenden Arzneimittelversorgung, die zum Einsturz gebracht werden sollen", von den guten ABDA-Vorschlägen, die die Politik nicht wahrnehmen wollte, von 10000 abgebauten Arbeitsplätzen und über 100 Apothekenschließungen, und in diesem Jahr sollen sogar bis 250 Apotheken dicht machen müssen. Da mag einiges wahr daran sein, einiges zu hoch gegriffen - bei den Journalisten blieb der Eindruck eines "Jammern auch hohem Niveau".

Was nachdenklich stimmt: Es gab kein Statement, wie man mit den geplanten Veränderungen im Apothekenbereich umgehen wird, was sich aus Versandhandel, Mehrbesitz, freien OTC-Preisen und Einzelverträgen machen lässt. Das wäre doch mal eine echte Neuigkeit: Apotheker stellen sich den Herausforderungen.

Denn was nützt das Jammern: wir haben nun mal die gesundheitspolitisch inkompetenten Politiker(innen), die glauben, Apotheken seien wie Bäcker und Metzger (Biggi Bender), die Apothekenmehrbesitz gegen Zahnersatz verschachern (Angela Merkel), die den Mehrbesitz mit Einsparungen zusammenbringen (Joschka Fischer). Oft sind deren bescheidene Apothekenkenntnisse durch persönliche negative Erlebnisse in Apotheken geprägt oder genährt durch Negativberichte in den Medien.

Es kann also nur heißen: Blick nach vorn, Schlimmeres verhüten und Chancen erkennen (es gibt sie!). Letztendlich muss man auch unseren Funktionären eklatante Fehler vorwerfen und mangelnde Flexibilität. Durch öffentliches Jammern (Friese) und Abtauchen in die USA (Metzger) rettet man keine deutsche Apotheke. Es wird Zeit für einen Wechsel - wenn der Nachwuchs aus den eigenen Reihen fehlt oder nicht aufgebaut wurde, dann sollten wir uns Profis einkaufen. Das ist billiger als so manche fragwürdige Werbekampagne.

Peter Ditzel

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