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- AZ 45/2003
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Kommentar
Einstweilige Entwarnung
Etwas wie das Hornberger Schießen endete das Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Baden-Baden zwischen ABDA-Rebell Dietmar Frensemeyer und seiner ABDA/aponet-Standesführung. Am Ende eines mit viel Getöse geführten Clinchs steht ein wortreicher Vergleich, der weder Fleisch noch Fisch ist, aber jede Seite ihr Gesicht wahren lässt. Allzu sicher scheinen sich die beiden Protagonisten ihrer mit Verve (und stapelhohen Schriftsätzen) vorgetragenen eigenen Rechtsauffassungen dann doch nicht gewesen zu sein. Und, wie das so ist bei Vergleichen, fühlen sich alle irgendwie als Sieger und in ihrer Position "weitgehend" bestätigt.
Lassen wir das. Fest steht: Der ursprüngliche aponet-Auftritt war rechtwidrig. Er hat Tausende von Apothekerinnen und Apotheker mächtig in die Bredouille gebracht. Die ABDA hat sich - auch gegenüber ihren Mitgliedern - bis auf die Knochen blamiert. Ähnlich dilettantische Hüftschüsse darf sich die Jägerstraße in Zukunft nicht mehr erlauben.
Fest steht aber auch: Mithilfe einer flächendeckenden Abmahnaktion den Esel zu meinen, aber den Sack, nämlich massenhaft Kolleginnen und Kollegen in der Apotheke, zu schlagen, ist ein gleichermaßen beispielloser wie empörender Vorgang. Auch Frensemeyer scheint dies inzwischen gemerkt zu haben. Er gibt - zumindest in Sachen aponet - einstweilen Entwarnung: Die angedrohten Verfügungen sind vom Tisch (und hätten mangels eines Wettbewerbsverhältnisses zu seinen meist weit entfernt ansässigen Kollegen auch kaum Erfolg gehabt) und auch bei den Abmahnkosten wird zum Rückzug geblasen. Auf den angekündigten Vorschlag der Frensemeyer-Anwälte darf man gespannt sein. Er kann eigentlich nur darin bestehen, von einer Eintreibung der Abmahnkosten samt und sonders abzusehen (wenn nicht, sollte man es in der Regel auf die gerichtliche Geltendmachung ankommen lassen).
"Wir werden uns sicherlich in anderen Angelegenheiten noch öfters sehen", verabschiedeten sich in Baden-Baden die Advokaten der Herren Frensemeyer und Friese. Ich fürchte, die Drohung ist ernst zu nehmen.
Christian Rotta
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