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BPI-Unternehmertag: Mittelständische Pharmaindustrie fürchtet um ihre Existenz
Die Studie, an der sich rund 100 Unternehmen beteiligt haben, ist gemeinsam vom BPI, der Life Science Gruppe der WestLB und dem Institute of Healthcare Industries (IHCI) der Steinbeis Hochschule Berlin durchgeführt worden. Der Untersuchung zufolge, die vom Direktor des IHCI Prof. Dr. Michael Brucksch geleitet wurde, beurteilen 93 Prozent der befragten Unternehmen das GMG als negativ bzw. sehr negativ.
Versandhandel und Mehrbesitz sind der Industrie (noch) egal
Im Einzelnen kritisieren die Firmen den Wegfall der Erstattungsfähigkeit nicht-verschreibungspflichtiger Arzneimittel (73 Prozent), den 16-prozentigen Zwangsrabatt (71 Prozent) und die Änderung der Arzneimittelpreisverordnung (57 Prozent). Hingegen stehen 60 Prozent der befragten Betriebe der Einführung des Arzneimittelversandhandels neutral gegenüber (positiv: 22 Prozent). 65 Prozent fällen das gleiche Urteil über die den Wegfall des Mehrbesitzverbots für Apotheken (positiv: 12 Prozent).
Für Brucksch sind die letzteren beiden Ergebnisse "überraschend". Er prognostiziert, dass sich diese Einstellung noch zum Negativen verändern werde: Die Industrie werde zu spüren bekommen, wenn sich Einkaufsmächte bilden und Druck auf die Preisbildung ausüben, so der Studienleiter. Angesichts der negativen Einschätzung der Folgen des GMG sehen sich 54 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer Existenz gefährdet. 65 Prozent der Unternehmen gehen von einem Umsatzrückgang von bis zu 25 Prozent aus. 12 Prozent rechnen gar mit Umsatzeinbrüchen von über 25 Prozent. 89 Prozent der Betriebe kalkulieren bereits mit einem Gewinnrückgang von 25 Prozent und mehr im kommenden Jahr. 60 Prozent planen daher, bis zu ein Viertel ihrer Arbeitsplätze abzubauen. Bei weiteren 10 Prozent der Unternehmen werden voraussichtlich noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen. Lediglich ein gutes Viertel der Firmen geht davon aus, dass sie ihre Arbeitsplätze mittelfristig beibehalten können. Nur 15 Prozent wollen sich weiter ausschließlich auf den deutschen Markt konzentrieren. 85 Prozent halten eine Internationalisierung für attraktiver.
Der BPI-Vorsitzende Dr. Bernd Wegener sieht sich durch die Studie in seinen schon in der Vergangenheit prophezeiten Befürchtungen bestätigt. Die zu 90 Prozent von Unternehmen mittlerer Größe geprägte deutsche Pharmaindustrie sei immer wieder "des Jammerns bezichtigt" worden. Doch es sei eine Tatsache, dass die Zahl der Pharmaunternehmen kontinuierlich abnehme und die einstige Apotheke der Welt zunehmend Arzneimittel importiere. "Die Pharmaindustrie am Standort Deutschland befindet sich in einer massiven Umbruchsituation", so Wegener. Von der Politik forderte er ein "klares Bekenntnis zum Wachstumsmarkt Gesundheit und eine Abkehr von den überholten Kostendämpfungsinstrumenten". Der Arzneimittelsektor dürfe nicht weiter als bloßer Kostenfaktor betrachtet werden. "Die pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland müssen endlich als gleichberechtigte und unverzichtbare Partner im Gesundheitswesen anerkannt werden", so der BPI-Vorsitzende.
Kritik aus dem Gesundheitsministerium
Marion Caspers-Merk, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, erklärte nach Vorstellung der Studienergebnisse, die Politik lasse sich "nicht erpressen", wenn die pharmazeutische Industrie mit Entlassungen drohe. Dies sei "kein Zeichen von Verantwortungsbereitschaft". Caspers-Merk sprach von einer "nicht glaubwürdigen Kampagne" des BPI gegen die Überführung rezeptfreier Arzneimittel in die Eigenverantwortung der Versicherten. Es sei "fern der Realität" wenn behauptet werde, die gesetzliche Neuregelung würde den Umsatz bei kleinen und mittelständischen Pharmaunternehmen um 25 Prozent und mehr belasten.
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