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DAZ-Interview
S. Imhoff-HasseDAZ-Porträt - Chefin aller Betäubun
Ein modernes Büro, die Längsfläche eine vollständige Glasfront, die das Reich von Carola Lander sehr hell macht – hier sitzt sie mit Blick auf den grünen Waldhügel Kottenforst und hat sämtliche Betäubungsmittel unter ihren Fittichen.
Ein Zufall vereitelte damals das Jurastudium, den Umschlag mit der Bewerbung lieferte der Postbote nicht aus, die Unterlagen kamen nicht an. Eine Rolle mag dann die Tatsache mitgespielt haben, dass durch die damalige Vorexaminiertenphase die Finanzierung des Pharmaziestudiums leichter als anderswo fiel.
Lander, die in Friedland im Kreis Waldenburg in Schlesien geboren wurde, studierte in Passau und an der Universität in Bonn. In der DAZ las sie von den Arbeiten an der Freien Universität Berlin (FU) von Professor Dr. R. Hänsel, unter dessen Leitung sie ihre Dissertationsarbeit "Lipophile Inhaltsstoffe aus Piper sanctum (MIQ.) SCHLECHT" anfertigte.
Mit der Präferenz für Pharmazeutische Biologie ging es nach der Promotion weiter, es folgte eine Zeit als Tutorin, wissenschaftliche Assistentin, Assistenzprofessorin und Universitätsrätin am Institut für Pharmakognosie und Phytochemie der FU Berlin, in der drei Publikationen in Fachzeitschriften entstanden. Viel Spaß haben ihr Forschung, aber auch die Lehre gemacht, sagt Lander und lächelt bei diesem Rückblick, weil ihre ursprüngliche Absicht war, als angestellte Apothekerin in einer Offizin zu arbeiten. Dort kam sie allerdings nie an.
Im ihrem beruflichen Leben pendelte sich ein Zehn-Jahres-Rhythmus ein. Zehn Jahre blieb sie insgesamt an der Hochschule, dann wechselte sie 1980 in das damalige Bundesgesundheitsamt und betreute dort im Institut für Arzneimittel die Zulassung speziell von Phytopharmaka.
Sichtbarer Beleg ihrer Forschungstätigkeit, die im BGA 30 Prozent ihrer Tätigkeit (70 Prozent Zulassung) ausmachte, sind acht Publikationen. Zu diesem Verhältnis von Zulassung und Forschungstätigkeit/Labortätigkeit will das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte insgesamt in seinem schicken Neubau wieder hinkommen, berichtet die Apothekerin beiläufig.
Nach Ablauf wiederum von rund zehn Jahren wechselte Lander zunächst als Fachgebietsleiterin zur Bundesopiumstelle. Dann kam die, wie sie selbst sagt, "große Herausforderung" und die Fachapothekerin für öffentliches Gesundheitswesen wurde im Februar 1992 Leiterin der Bundesopiumstelle.
Überhaupt waren die 90er Jahre eine recht bewegte Zeit. 1990, als sie begann, war ein wichtiges Fachgebiet in der Bundesopiumstelle nicht besetzt, Lander musste sich zunächst in ihr eigenes Fachgebiet einfinden, es folgte jedoch schnell zusätzlich die kommissarische Leitung der Abteilung. Gleichzeitig kam die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten, sie musste das Suchtmittelbüro der ehemaligen DDR eingliedern und neun Mitarbeiter integrieren.
Dass im Herbst 1993 der damalige Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer den "langsamen Tanker" BGA in einer Hau-Ruck-Aktion zerschlug zugunsten von vier "Schnellbooten", die 1994 kamen, darunter das heutige BfArM, berührte die Mitarbeiter in der Bundesopiumstelle nicht. Diese Stelle hatte immer ein wenig eine Sonderrolle inne, und residierte damals auch nicht im Haupthaus, sondern in der Genthiner Straße. Es gab kaum Umbrüche dadurch. Die kamen erst durch den Umzug von der Spree an den Rhein.
Eingelebt hat sich Lander gut in Bonn, fühlt sich wohl im modernen Neubau des BfarM und speziell in der von ihr geleiteten Abteilung. Dass die Apothekerin offenkundig gut organisieren kann und Effektivität schätzt, wurde unlängst auf einer von ihr veranstalteten Tagung deutlich, bei der sich die Bundesopiumstelle Herstellern, Händlern und anderen präsentierte, dies lief zügig und komprimiert ab und ließ vom Inhalt her keine Fragen offen.
Trotz Schwärmerei von der schönen Umgebung des Rheinlands hat sie allerdings nicht nur den berühmten Koffer in Berlin, sondern noch eine Wohnung in der Hauptstadt, wo sie später wieder hin will.
Sachkundige LeserInnen kennen ihren Namen übrigens als den der Mitautorin des Kommentars "Hügel/Junge/Lander/Winkler" – "Deutsches Betäubungsmittelrecht". Sie schätzt die Zusammenarbeit mit dem leitenden Oberstaatsanwalt Winkler bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz.
Angesichts der Fülle ihrer Aufgaben fällt die Frage nicht leicht, ob noch Zeit für Privates wie Sport bleibt. "Doch", lautet die fröhliche Antwort, Carola Lander ist Mitglied im Godesberger Turnverein geworden und hält sich einmal pro Woche durch Gymnastik mit anschließendem Yoga-Part fit, zum BfArM radelt sie. Den Elan der sportlichen, durchtrainierten Apothekerin können ihre Mitarbeiter in der Abteilung im übrigen sehen: der silberne Roller steht fahrbereit im Zimmer und kommt auf den langen Gängen der Bundesopiumstelle zum Einsatz.
Darüber hinaus reist sie. Manchmal vergeht eine Zeit, dann ergreift sie die Reiselust wieder und sie packt die Koffer. Einige große Stationen hat sie der DAZ verraten: Ecuador und die Galapagos-Inseln waren ihr persönliches Highlight, wo sie zum Erstaunen der Führer viele Pflanzen erkannte, daneben Tibet, Feuerland.
Hat sie noch einen Tipp für Kolleginnen, die Führungspositionen im Gesundheitswesen im Visier haben? Diejenigen, die eine Leitungsfunktionen anstreben, haben damit schon den ersten Schritt getan, meint Carola Lander, weil sie bewusst etwas wollen.
Dann sei wichtig, im richtigen Moment die Chance zu ergreifen und den Mut zu haben, zu seinem Willen und zum Ziel zu stehen. Hilfreich sei außerdem die Vorstellung, es gebe auch unfähige Männer in Führungspositionen, Frauen müssen für sich selbst die Latte nun nicht übermäßig hoch schrauben.
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