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Arzneimittel und Therapie
Volkskrankheit BPH: Kommt die initiale Kombitherapie?
Die benigne Prostatahyperplasie ist zweifelsfrei eine Volkskrankheit. Von den mehr als elf Millionen Männern über 50 leiden knapp fünf Millionen an behandlungsbedürftigen Miktionsstörungen, über drei Millionen haben eine vergrößerte Prostata (> 25 ml) und bei zwei Millionen liegt der maximale Harnstrahl unter 10 ml/s. Und es werden immer mehr. Die Prognose: Im Jahr 2025 wird die Zahl der symptomatischen Männer bei 5,6 Millionen liegen.
MTOPS: zwei Wirkstoffe sind besser als einer
Wird eine benigne Prostatahyperplasie nicht behandelt, schreitet die Krankheit allmählich fort – mit individuell unterschiedlichem Progressionsrisiko. Dass sich mit einer Kombination aus 5-alpha-Reduktasehemmer plus alpha-1-Blocker der Krankheitsverlauf günstiger beeinflussen lässt als mit der jeweiligen Monotherapie, zeigte die MTOPS(Medical Therapy Of Prostatic Symptoms)-Studie, die das National Institute of Health durchführte.
Sie untersuchte bei 3047 Männer über 50 Jahren den Effekt einer Kombinationstherapie aus Finasterid und Doxazosin im Vergleich zur jeweiligen Monotherapie auf den Verlauf der BPH über 4,5 Jahre. Die klinische Progression war durch mindestens einen der fünf Parameter definiert:
- Anstieg von mindestens 4 Punkten auf dem AUA-Symptomenscore,
- akuter Harnverhalt,
- Inkontinenz,
- BPH-bedingte Niereninsuffizienz oder
- rezidivierender Harnwegsinfarkt.
Das Ergebnis ließ keinen Zweifel offen: Kombi ist Mono überlegen! Im Vergleich zu Plazebo konnte das Duo Finasterid/Doxazosin das Fortschreiten der benignen Prostatahyperplasie um 67 Prozent reduzieren. Die Reduktionsraten für Doxazosin bzw. Finasterid lagen dagegen nur bei 39 bzw. 34 Prozent.
Unter der Kombination kam es zudem deutlich seltener zu einem akuten Harnverhalt oder einem invasiven Eingriff. Dies lässt sich maßgeblich auf Finasterid zurückführen, das in der Monotherapie hier ähnlich gute Ergebnisse zeigte.
Prognosemarker: Prostatavolumen und PSA-Wert
Detailanalysen ergaben, dass PSA-Wert, Harnflussrate, Restharn und Prostatavolumen signifikant mit dem Progressionsrisiko korrelieren. Als aussagefähigste Parameter erwiesen sich Prostatavolumen und PSA-Wert. Dass diese beiden Parameter direkt miteinander korrelieren, zeigen Daten aus der Doxazosin- und der Plazebo-Gruppe.
Der differenzierte Blick auf die Therapieergebnisse ergab, dass der größte Profit bei Patienten mit hohem Progressionsrisiko zu erzielen ist, sprich bei Männern mit einem IPSS (Internationaler Prostata Symptom Score) über 7, großer Prostata und hohem PSA-Wert. Sie gelten derzeit als "die" Kandidaten für eine Kombination.
Das bedeutet auch: Vergrößert sich bei BPH-Patienten, die einen alpha-1-Blocker erhalten, die Prostata oder steigt der PSA-Wert an, sollten sie zusätzlich Finasterid einnehmen. Bei Patienten mit vergrößerter Prostata, die keinen Leidensdruck haben (IPSS unter 7) empfiehlt sich eine präventive Therapie mit einem 5-alpha-Reduktaseinhibitor.
Alpha-Blocker nur über sechs Monate?
Dass es möglicherweise ausreicht, nur über die ersten sechs Monate kombiniert zu behandeln, zeigen Ergebnisse der SMART(Symptom Management After Reducing Therapy)-Studie. Nach 24wöchiger Kombinationstherapie mit Dutasterid plus Tamsulosin erhielten BPH-Patienten randomisiert und doppelblind entweder weiterhin beide Wirkstoffe oder nur den 5-alpha-Reduktasehemmer.
Das Ergebnis: Sechs Wochen nach Randomisierung schnitt die Kombination besser ab, zwölf Wochen später waren beide Regimes vergleichbar. Der alpha-1-Blocker ließ sich nach einem halben Jahr also absetzen, ohne dass sich das klinische Bild verschlechterte. Z
Quelle
Dr. med. Richard Berges, Köln; Prof. Dr. med. Claus G. Roehrborn, Georgetown, Texas: MSD-Symposium "Neue Perspektiven in der Therapie von Prostataerkrankungen", München, 10. Mai 2003, veranstaltet von der MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.
Für jede Antwort werden Punkte vergeben (0 – 5). Der Gesamt IPP-Score S reicht dementsprechend von 0 bis 35. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität wird ebenfalls vom Patienten angeben. Hier sind sieben Antwortmöglichkeiten gegeben (ausgezeichnet bis sehr schlecht).
Der Lebensqualitätindex L reicht von 0 bis 6. Für die Praxis wird bei einem Score S kleiner 7 keine medikamentöse Therapie empfohlen, es sei denn, der Patient fühlt sich in seiner Lebensqualität stark eingeschränkt.
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